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Kommentar: Ein trauriger Tag für die Menschen in der Ukraine

Kommentar

Ein trauriger Tag für die Menschen in der Ukraine

Margit Hufnagel
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    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Donald Trump (und seinem Vize J.D. Vance.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Donald Trump (und seinem Vize J.D. Vance. Foto: Mystyslav Chernov, dpa

    Es ist wieder viel von Werten die Rede in diesen Tagen. Von Zusammenhalt und Freiheit und der Sorge, dass dieser Nicht-schon-wieder-Präsident Trump sie handstreichartig in den Wellen des von ihm umbenannten „Golfs von Amerika“ versenken könnte. Tatsächlich kann der Republikaner mit den schwammigen Konzepten, die die Europäer vor sich hertragen, nur wenig anfangen.
    Macron mag ihn mit französischem Charme umschmeicheln, der britische Premierminister eine handschriftliche Einladung von König Charles überreichen – am Ende schien es sogar der ukrainische Präsident selbst zu sein, der Trumps Spiel am besten zu spielen verstand.

    Denn Trump weiß sehr wohl um die Bedeutung von Werten: Bei ihm lassen die sich in Dollar beziffern. Der Geschäftsmann mit dem Hang zu mafiösen Methoden will unter allen Umständen einen Deal machen. Rohstoffe für die USA, Frieden für die Ukraine. Doch nicht einmal Selenskyj gelang es, ihn zufriedenzustellen. Wie ein Schulkind musste er sich behandeln lassen. Das Aufeinandertreffen der beiden war beispiellos und lässt leider nichts Gutes für die Ukraine und die kriegsgeplagten Menschen dort erwarten.

    Die Ukraine ist auf die USA angewiesen

    Es ist leider nicht so, als ob Selenskyj viele Alternativen hätte. Ohne die finanzielle und militärische Unterstützung der USA wäre nicht nur seine eigene Zeit längst abgelaufen, sondern auch die der freien Ukraine. Dafür wagte er sich auch auf das dünne Drahtseil, das ihm Trump mit dem Rohstoff-Abkommen gespannt hatte. Doch es hielt dem enormen Druck nicht stand. Trump hat zu viele Sollbruchstellen eingebaut.

    Dabei wäre es ein Geschäft nach seinem Geschmack gewesen. Und auch Kiew hätte es wohl akzeptieren müssen. Selenskyjs Kalkül dürfte gewesen sein, Trump seinen PR-Coup für das heimische Publikum zu gönnen – und darauf zu hoffen, dass der Rahmenvertrag ihm langfristig Freiheiten lässt. Doch die Spannungen waren schon beim ersten Kontakt der beiden auf der Schwelle des Weißen Hauses zu erkennen. Kaum vorstellbar, wie dieser Weg nun weitergehen soll.

    Donald Trump sieht in Wladimir Putin einen Partner

    Dass die USA nicht mehr als Schutzmacht bereitstehen, zeichnet sich seit Jahren ab. Doch es ist desaströs, mit welcher Brutalität Trump nun die Nachkriegsordnung in Schutt und Asche legt: Ein US-Präsident, der im Schurken Putin einen Partner sieht. Ein US-Präsident, der sich das erste Mal seit 1945 bei einer Resolution im UN-Sicherheitsrat auf die Seite des Kremls stellt. Ein US-Präsident, zu dessen politischer Taktik es gehört, mit seinen grenzüberschreitenden Äußerungen so viel Staub aufzuwirbeln, dass Freund und Feind sich nur noch die Augen reiben können.

    Weckrufe haben die Europäer in den vergangenen Wochen und Monaten zur Genüge gehört, nun wird es Zeit, in den Handlungsmodus zu wechseln. Denn ein Sieg Russlands – noch dazu mit indirekter Unterstützung aus Washington – wäre ein Präzedenzfall, den Europa und womöglich auch der Rest der Welt noch lange bereuen könnten.

    Wo die Schwachstelle der Russen liegt, ist nicht zu übersehen: bei westlichen Friedenstruppen auf dem Territorium der Ukraine. Dass der Kreml in dieser Frage so aufgeschreckt reagiert, belegt, dass Putin eben doch nicht so mutig ist, wie er sich präsentiert. Ein Krieg gegen Europa, wo er doch schon in der Ukraine Schwierigkeiten hat? Oberstes Ziel der Europäer muss deshalb sein, auch den Amerikanern Sicherheitsgarantien zu entlocken. Leider deutet gerade nichts darauf hin.

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    12 Kommentare
    Jochen Hoeflein

    Es wird wohl am Ende ein Frieden nach Korea Muster als einzige Lösung bleiben. Waffenstillstand auf Basis des Status Quo mit vielleicht Tausch von Gebieten zur Frontbegradigung. Und ein UN Mandat zur Grenzüberwachung mit einer entmilitarisierten, Pufferzone zwischen den Kontrahenten. Beim Meeting hat sich der UA Präsident vor laufenden Kameras zu unbedachten Äußerungen hinreissen lassen- keine Kompromisse mit einem Mörder usw. Die fordernde undiplomatische grenzwertige Art des Auftritts des UA Präsidenten , die er schon bei Besuchen in Europa oft gezeigt hat , wurde ihm in Washington zum Verhängnis.

    Raimund Kamm

    Wir müssen uns bewußt werden: Der russische Präsident ist ein Imperialist und verantwortlich für einen mörderischen Krieg. Der amerikanische Präsident wollte offenbar die Not der Ukraine ausnutzen, um Bodenschätze auszubeuten. Und er macht gemeinsame Sache mit dem Mörder und Kriegsverbrecher Putin. Entweder hat Putin Belastendes gegen Trump in der Hand und erpresst ihn damit oder Trump hat sich auf die Seite des Mörders gestellt und will sich mit ihm die Ukraine aufteilen. Bodenschätze an die USA und das Land und die Leute an Russland. Wir müssen jetzt in Deutschland auf etwas Wohlstand verzichten, um zusammen mit unseren europäischen Partnern die Ukraine tatkräftiger als bisher zu unterstützen. Mit Waffen und Geld. Die USA sind groß und mächtig. Doch jetzt muss auf vielen Wegen dafür gesorgt werden, dass sie ihre Führungsrolle im Westen verlieren. Das Kaufen von Teslas aber auch Apple-Ware usw. muss aufhören. Die LNG-Importe müssen zurückgeschraubt werden. Raimund Kamm

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    Thomas Thürer

    Wieviel mehr an Verschwörungstheorie haben Sie noch zu bieten? Wenn Sie schon mutmaßen, dann denken Sie vielleicht mal an Mrs. „Fuck-The-EU“-Nuland zurück. „Diplomatin“ unter Präsident Obama und Außenministerin Clinton, welche die ukrainische Regierung bestimmt hat. Die US verfolgen, und hier mutmaße ich, eine klare strategische Linie. Und die besteht darin, alle Bindungen zwischen Europa und Russland zu kappen, um beide schwächer und kleiner zu machen. Und da ist die Ukraine, ein korruptes Shithole, nur der nützliche Idiot. Ziel ist es, im Ringen um weltweite Vormacht, zwei Mitbewerber auszuschalten und Ressourcen für die Auseinandersetzung mit China frei zu bekommen. Diese Politik hat Obama begonnen und Trump spielt den Ball jetzt ins leere Tor. Und erstaunlicherweise singen alle Transatlantiker in der deutschen Politik, von Baerbock über Ingo Zamparoni bis Friedrich Merz, das gleiche Lied, um nun hart in der von den US gegrabenen Grube aufzuschlagen.

    Jochen Hoeflein

    LNG Transporte zurück schrauben; das können Sie gerne machen nachdem wir uns schon durch den Verzicht auf RU Erdgas selbst geschadet. Ich bin nicht zu frieren und weitere Energiekostensteigerungen hinzunehmen. Ich gehöre aucht nicht zur wohlhabenden grünen städtischen Bildungselite. Man sollte vielleicht eher überlegen den derzeitigen UA Präsidenten, durch einen neu gewählten Mann zu ersetzen wie den ehemaligen von Selenskjy abgesetzten OB der UA Armee, der in London kalt gestellt wurde zu ersetzen.

    Helmut Eimiller

    Saluschnyj hatte bei einer Befragung zu 13 möglichen Präsidentschaftskandidaten eine Zustimmung von 27,2 Prozent, während 15,9 Prozent der Befragten bereit waren, Wolodymyr Selenskyj für eine zweite Amtszeit zu wählen. (Igor Burdyga; DW; 27.02.2025) Man kann allerdings nur darüber spekulieren, ob der ehemalige Oberbefehlshaber der Ukraine so hohe Zustimmungswerte hat, weil er die Sabotage an den Nord-Stream-Gaspipelines autorisiert haben soll. (vgl. ZDF-Bericht vom 26.09.2024)

    Rainer Kraus

    Hoffentlich haben die Lügen und Kriegstreibereien bald ein Ende und die Deals um die Ressourcen, um die es von Anfang an ging werden gemacht. Ein sinnloser Krieg und eine falsche Politik seit 14 Jahren.

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    Helmut Eimiller

    Mir tut das ukrainische Volk leid, es ist das Opfer eines ganz bösen Spiels. So war es 2008 beim NATO-Gipfel in Bukarest nicht „Merkels strategischer Fehler“ (so die Überschrift in FAZ am 04.04.2022), dass Georgien und Ukraine der schnelle Beitritt zur Allianz verwehrt wurde. Tatsächlich war es der Fehler der naiven Ukrainer, auf das Falschspiel der Republikaner hereingefallen zu sein. (Damals lief der US-Wahlkampf für die Republikaner nicht optimal und so schielte man auf die Wählerstimmen der US-Bürger aus diesen Herkunftsländern und stellte Uneinlösbares ins Schaufenster.)

    Michael Müller

    Die Drohungen von Selenskyj „sie werden Probleme bekommen“ das laute Unterbrechen während der US Präsident spricht, es war unglaublich anzusehen.

    Wolfgang Schwank

    Dieser Rüpel in Washington fördert eines zu Tage. Es ging nie um Freiheit, Menschenrechte oder andere edle Dinge, es ging einzig und allein um politischen, wirtschaftlichen und militärischen Einfluss, um Resourcen, um Macht und Profit. Dafür durften die Ukrainer einen Stellvertreterkrieg führen und wir dürfen lernen, wieder einmal, dass frei nach Egon Bahr Aussenpolitik nie wertegeleitet sondern ausschliesslich interessengeleitet ist.

    Wolfgang Boeldt

    Ich kann zwar nur etwas zu den wenigen Minuten, die ich in der Tagesschau gesehen habe, etwas sagen, aber diplomatisch und klug ist doch etwas anderes. Selenskyi scheint sich sehr sicher, daß die Europäer weiter in ein Faß ohne Boden investieren. Alles hat irgendwann einmal ein Ende (außer der bekannte n Wurst =:)).

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    Helmut Eimiller

    Kurz vor der Meldung vom Rauswurf Selenkyjs habe ich ein ntv-Video gesehen, in dem ein Abgeordneter der Ukraine auf Selenskyjs Schwäche hinweist: „Er glaubt nicht an die Institutionen, der Präsident glaubt nur an sich selbst und die Leute um ihn herum.“ Der Sicherheitsexperte Joachim Weber sagte am Ende des Tages unter „phoenix der tag“: die NATO-Perspektive bestand nie ernsthaft. Man testete nur hinsichtlich der NATO-Grenzen aus: „Was machen die Russen noch mit und was nicht?“ Dabei war am 17.10.2010 in der SZ zu lesen: „Laut Umfragen ist die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung gegen eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis.“ Nein, es ist wirklich nicht gut, wenn Großmächte versuchen, das Schicksal fremder Länder oder gar fremder Kontinente zu bestimmen.

    Thomas Thürer

    Was für ein Geschichtsbild offenbart den Frau Hufnagel? Der „brutale“ Trump und der „Schurke“ Putin legen die „Nachkriegsordnung in Schutt und Asche“. Das heißt dann wohl, dass sie der Nachkriegsordnung nachtrauert. Eine Ordnung, die Truman, der 2 Atombomben zündete, und Stalin, in dessen Gulags ca. 20 Mio Menschen vegetierten, von denen ca. 2 Mio starben und der den Holodomor anordnete, in dem bis zu 7 Mio verhungerten, zusammenzimmerten. Diese „Nachkriegsordnung“ wurde ohne Beteiligung von Polen, Tschechoslowaken, Ungarn oder Deutschen geschaffen. Einfach über deren Köpfe hinweg und ohne deren Beteiligung. Und dieser Verlust ist bedauerlich? Es gab mit Herrn Melnik einen ukrainischen Botschafter in Berlin, an dessen Tonatur sich Selenskyj wohl ein Beispiel nahm. Nur das Trump anders gestrickt ist, als Annalena oder Olaf. Bei Beleidigungen schmeißt Trump den Bittsteller raus. Der Bittsteller selbst ist laut Forbes mehrfach Millionär. Wie das wohl in der „freien Ukraine“ gelang?

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