Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Kritik nach RKI-Files: Wir sollten gemeinsam aus Corona-Fehlern lernen

Kommentar

Kritik nach RKI-Files: Wir sollten gemeinsam aus Corona-Fehlern lernen

Stefan Lange
    • |
    • |
    • |
    Dieses Bild gibt es zuletzt wieder häufiger: ein positiver Corona-Test. Weil das Virus seinen Schrecken verloren hat, wird allerdings viel weniger getestet als noch zu Pandemiezeiten.
    Dieses Bild gibt es zuletzt wieder häufiger: ein positiver Corona-Test. Weil das Virus seinen Schrecken verloren hat, wird allerdings viel weniger getestet als noch zu Pandemiezeiten. Foto: Silvia Gralla (Symbolbild)

    Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie drängen sich zwei Weisheiten auf. Erstens: Hinterher ist man immer schlauer. Und: Irren ist menschlich. Zu Beginn der weltweiten Verbreitung des Virus konnte niemand seriös vorhersagen, was alles kommen würde. Das Robert Koch-Institut (RKI) notierte zunächst noch nüchtern: „Wuhan: 41 Fälle wurden identifiziert.“  Die dann rasant steigenden Todeszahlen versetzten die Weltgemeinschaft in einen Schock, nicht aber in eine Starre. Im Gegenteil. Es wurde schnell reagiert, auch in Berlin.

    In der Folge gab es eine Reihe von Fehleinschätzungen. So mutet etwa die Schließung von Schulen und Kitas aus heutiger Sicht brutal und falsch an, die Wirkung von Impfstoffen wurde falsch eingeschätzt. Aber wer die Regierung deswegen anprangert, sollte sich die Zustände damals in Erinnerung rufen. Die Verunsicherung war riesengroß, viele Menschen hatten Todesangst. Wer stirbt als nächstes? Bin ich bald betroffen? Die Meinungen selbst im engen Freundeskreis gingen weit auseinander. Die einen trugen ständig Maske und nahmen jede Impfung mit, die sie bekommen konnten. Die anderen werteten beides als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit und handelten entsprechend. Zwischen diesen beiden Polen bewegte sich auch die Corona-Politik der Bundesregierung.

    RKI-Files: Kubicki ist besonders schlau

    Deren Corona-Maßnahmen heute mit sicherem Abstand zu verurteilen, ist mindestens unfair. Wer bestimmte Anordnungen als überzogen kritisiert, muss sich immer fragen lassen: Wie viele Tote wären möglicherweise mehr zu beklagen gewesen, wenn es diese Maßnahmen nicht gegeben hätte? Es gilt der Satz von oben: Hinterher ist man immer schlauer. Oberschlaumeier wie der FDP-Abgeordnete Wolfgang Kubicki täten gut daran, sich zu mäßigen.

    Es bringt auch keinen Erkenntnisgewinn, sich dem Lager der Verschwörungstheoretiker anzuschließen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach entschied nicht im freien Raum, er ließ sich von Expertinnen und Experten beraten. Darunter jene des Robert Koch-Instituts. Dem RKI jetzt eine Verschleierungsabsicht zu unterstellen, ist absurd. Das Institut hat den ersten Schwung der Corona-Protokolle ins Netz gestellt, weitere „RKI-Files“ werden folgen. Dass es so lange dauert(e) ist keine böswillige Vertuschung, sondern dem Datenschutz geschuldet.

    Wenn die Corona-Pandemie überhaupt einen Nutzen haben kann, dann den, dass aus gemachten Fehlern die richtigen Schlüsse für die Zukunft gezogen werden. Dafür brauchte es eine ruhige Analyse. Eine vorverurteilende Schnappatmung hilft niemandem.

    Diskutieren Sie mit
    5 Kommentare
    Lothar Bock

    2020 wusste man nicht so viel, 2021 wusste man viel mehr, auch das RKI - der Politik war das wurscht. 2022 haben Nachbarländer Coronamaßnahmen auslaufen lassen (Schweiz, Dänemark...), BMG hat angewiesen, dass das Risiko für Deutschland weiterhin hoch bleibt. Dass mit dem "wussten noch nichts" gilt nicht für alle Phase der Pandemie! Insofern hat grundsätzlich auch Kubicki mit seinen Vorwürfen gegen KL recht.

    Maria Teuber

    Herr Bock, mit der Schweiz und Dänemark zitieren Sie an der Bevölkerungsanzahl orientiert sehr kleine Länder. Die Einschränkungenund Verbote galten aber in allen großen und bevölkerungsreichen Ländern der westlichen Staatengruppe gleich oder ähnlich. Regiert also das RKI und Herr Lauterbach Ihrer Behauptung nach dann auch diese Länder ? Oder waren das nicht vielmehr genau die Empfehlungen der sogenannten Experten ("Virulogen") , die jetzt etwas Anderes daherreden als damals ?! Wer sich ehrlich erinnern kann und vorallem das auch will, der weiß, daß gerade sämtliche "Experten" sich in dieser Zeit permanent widersprochen und immer Gegenteiliges zum Besten gegeben haben. Eine zum Handeln verurteilte Regierung hat aber keine Zeit, einen erst Jahre später zu einem Ergebnis kommenden "Professorenstreit" erst abzuwarten.

    |
    Lothar Bock

    Was soll das für ein Argument sein mit der Schweiz oder Dänemark? Nur weil bei uns mehr Menschen leben, müssten die Maßnahmen länger beibehalten werden? Es gab übrigens einen Pandemieplan, an dem man sich hätte orientieren können. Stattdessen war intern sogar das RKI irritiert, welche politischen Aussagen und Maßnahmen auf Basis schwacher bis fehlender Evidenz getroffen wurden. Aus wissenschaftlicher Sicht finde ich es gut, dass Schweden auf Basis bekannter Pandemiepläne gehandelt hat. Natürlich lief auch dort nicht alles "erfolgreich", Fakt ist aber auch, dass Schweden von 2020-2023 die niedrigste Übersterblichkeit mindestens im europäischen Kontext aufweist. Es scheint also so, dass man auch mit liberaler Politik ohne politischer Gängelung (Testhysterie, G-Regelungen, schulschließungen usw) eine Pandemie meistern konnte.

    Marianne Böhm

    Nicht schon wieder die gleichen Leute die ständig alles besser wissen.. die es schon immer gewusst haben, oder die dann wieder nach Corona Leugner suchen um sie zu beleidigen .. Ich stelle immer mehr fest, dass gerade dieses Kollektiv da sich um Gerechtigkeit, Demokratie in unserem Land so stark machen, die schlimmsten sind mit ihren üblen Verdächtigungen, Beleidigen, Totschlagargumente bringen. Bitte Leute, Medien, Politiker hört auf damit und spaltet, trennt unsere Gesellschaft nicht noch mehr. Man stellt schon selber fest .. man verliert das Lachen, die Freude am Leben weil man die Menschen nur noch aufputscht , aufgehetzt gegen sein Gegenüber, Familien , Freundschaften, Kollegen. Unser Land steht vor einen gesellschaftlichen Kollaps... jeder Mensch ist nur noch FEIND...

    Marianne Böhm

    Ich möchte noch dazu sagen.. übernehmt wieder für euch selbst Verantwortung, verhaltet euch respektvoll, mit Sorgfalt und behandelt andere so, wie ihr auch selbst behandelt werden wollt..

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden