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Kabinett Merz: Saskia Esken wurde von Lars Klingbeil eiskalt demontiert

Kommentar

Kein Job für die Parteichefin: Der Umgang der SPD mit Esken ist unwürdig

Michael Stifter
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    Die SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil im Gespräch: Er wird Vizekanzler - sie ist als Ministerin offenbar unerwünscht.
    Die SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil im Gespräch: Er wird Vizekanzler - sie ist als Ministerin offenbar unerwünscht. Foto: Matthias Bein, dpa

    Mit ihren neuen Ministerinnen und Ministern beweist die SPD Mut. Altgediente, aber teils auch verbrauchte Kräfte wie Hubertus Heil, Nancy Faeser und Svenja Schulze sind nicht mehr dabei, dafür eine Menge neue Gesichter. Was auffällt im Personal-Tableau der Sozialdemokraten: An der Parteispitze wird mit zweierlei Maß gemessen. Lars Klingbeil bekommt nicht nur den mächtigen Posten als Bundesfinanzminister, obwohl er bislang nicht gerade als versierter Haushaltspolitiker aufgefallen war, sondern soll auch Vizekanzler werden. Seine Co-Chefin Saskia Esken geht nicht nur leer aus, sondern wird seit Wochen von den eigenen Leuten gedemütigt. Ja, die 63-Jährige hat selbst eine Menge dazu beigetragen, dass ihr Standing gelitten hat. Aber der Umgang der SPD mit Esken ist unwürdig.

    Friedrich Merz ließ Saskia Esken links liegen

    Schon in den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD hatte Esken wie das fünfte Rad am Wagen gewirkt. Die Männerriege um den künftigen Friedrich Merz hatte ihr nur eine Nebenrolle zugedacht, ließ sie einfach links liegen. Hinter den Kulissen hatte da längst auch intern die Demontage der Parteivorsitzenden begonnen. Sie wurde zum Sündenbock für den Absturz der SPD in den Ampel-Jahren. Sich an Olaf Scholz abzuarbeiten, lohnte sich nicht mehr, weil der Kanzler ohnehin schon im politischen Abklingbecken saß, sprich: eine Anschlussverwendung für den gescheiterten Regierungschef im neuen Kabinett als ausgeschlossen galt. Also schoss man sich auf Esken ein. Obwohl die SPD bekanntlich von einer Doppelspitze geführt wird.

    Wer es gut meint mit dem künftigen Vizekanzler Klingbeil, kann sagen, dass er strategisch cleverer agiert hat als Esken. Unmittelbar nach der verlorenen Bundestagswahl sicherte er sich prophylaktisch den Posten des SPD-Fraktionschefs, der durch den Rückzug von Rolf Mützenich freigeworden war. Das Signal an die eigenen Leute, aber auch an die potenziellen Koalitionspartner in der Union war klar: Ich gebe weiterhin den Ton in Partei und Fraktion an. Wer mit der SPD regieren will, kommt an mir nicht vorbei! Wer es nicht so gut meint mit Klingbeil, könnte auch sagen, da hat einer unmittelbar nach einem selbst mitverschuldeten Wahldesaster als Allererstes die Frage gestellt, was aus ihm selbst wird.

    Esken ging den unbequemen Weg und landete in der Sackgasse

    Saskia Esken wurde davon kalt erwischt. Das kann man nun naiv finden, oder andersherum sagen: Womöglich ging es ihr eben nicht allein um ihr eigenes Schicksal. Ob Esken als Parteichefin weitermachen kann, ist nach der öffentlichen Demontage mehr als fragwürdig. In den Koalitionsverhandlungen hatte sie sich keine Freunde gemacht. „Ich verspreche, dass ich nerve“, hatte sie als Parole ausgegeben - und dieses Versprechen eingelöst. Für Klingbeil war es umso leichter, in den Gesprächen mit Friedrich Merz und CSU-Chef Markus Söder den pragmatischen Vermittler zu geben, mit dem es sich einfacher regieren lässt. Er ging den bequemen Weg, Esken den unbequemen. Eine Regierung darf aber nicht nur aus bequemen Politikerinnen und Politikern bestehen.

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    25 Kommentare
    Josef Höck

    Nun gut, die Tage eines Lars Klingbeil (SPD) sind doch auch schon gezählt. Siehe den ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl.

    Klara Rasper

    Sollten etwa die Versager der Ampel als Minister in der neuen Regierung weitermachen? ------------------- Wenn Sie fuer das Wahlergebnis der SPD schon einzelne Personen haftbar machen wollen (was Sie allerdings nicht koennen), dann ware da Klingbeil vorne mit dabei. Mit Ihrer Logik duerfte auch Merz nicht Kanzler werden: Miserable Umfragewerte und fehlende Regierungserfahrung sind keine Empfehlung.

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    Josef Höck

    "Mit Ihrer Logik duerfte auch Merz nicht Kanzler werden"... ...hat doch geklappt; zumindest für den ersten Wahlgang. Jetzt werden bestimmt Zugeständnisse (Grüne, Linke) gemacht - dann klappt das schon.

    Wolfgang Leonhard

    Die Krokodilstränen, die nun in dieser Zeitung über Frau Esken geweint werden, sind beschämend. Gibt's kein anderes Thema? Z. B. wie es sein kann, dass ein Mann, der eben noch mit einer rechtsextremen Partei einen normalen Umgang pflegen wollte, nun Fraktionsvorsitzender der Union wird.

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    Wolfgang Boeldt

    Stil, falls bekannt, ist das Zauberwort - und nichts anderes.

    Josef Höck

    Es freut mich, ganz besonders für 'diese Dame', die bisher nicht wusste, wie sie sich zu äußern hat.

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    Peter Pfleiderer

    Es war m.E. hsl. ihr selbst genehmigter Urlaub während der Koalitionsverhandlungen, der ihr zuletzt breite Ablehnung brachte; Frau Esken gilt damit als gesichert leistungsfeindlich >> www.merkur.de/politik/esken-urlaub-waehrend-der-verhandlungen-sorgt-fuer-unmut-das-geht-gar-nicht-93639820.html

    Wolfgang Boeldt

    Mit Esken verschwindet der letzte Sozialdemokrat/die letzte Sozialdemokratin vermutlich in der Versenkung. Eben so vermutlich in einer gut dotierten unwichtigen Versenkung, so daß sie nicht am Hungertuch nagen muß. OK - Heil zähle ich auch noch zu den Sozialdemokraten und einige wenige Unbekannte irgendwo an der Basis - aber das wars dann.

    Maja Steiner

    Ich finde es rührend, wie sich die AA bzw. Herr Stifter um den Umgang der SPD mit ihrem Spitzenpersonal sorgt. Wenn sie doch selbst mit der SPD (und beispielsweise Kanzler Scholz) etwas respektvoller und anständiger umgegangen wäre. So wirkt es leicht heuchlerisch.

    Karl Schur

    Weder Lars Klingbeil noch Saskia Esken würde ich die Verantwortung für das schlechte Abschneiden der SPD geben. Die trägt aus meiner Sicht Olaf Scholz durch seine Fehleinschätzung, der richtige Spitzenkandidat für die Bundestagswahl zu sein. Allerdings war Esken schon vorher als zweite Parteivorsitzende fehl am Platz. Aber auch dafür trägt Klingbeil keine Schuld. Man sollte unvoreingenommen mal sehen, wie er die jetzige Legislaturperiode in der neuen Rolle meistert.

    Rainer Kraus

    Das Niveau hat sich nicht geändert.

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    Martin Dünzl

    ...mit Merz und Dobrindt? Achtung, Niveau auf Sinkflug!

    Helmut Eimiller

    "Niveau auf Sinkflug!" Herr Dünzl, wie soll das gehen? Unterhalb der Grasnarbe ist m. E. ein (Sink)Flug nicht mehr möglich. (Eine ähnlich schmerzliche Diagnose kommt übrigens aktuell aus NRW vom dortigen SPD-Landesverband.)

    Helmut Eimiller

    Nachtrag zu @Martin Dünzl: „… mit Merz und Dobrindt?“ Keine Kritik an Dobrindt! Söder und der FCB pflegen eine gute Beziehung und ich möchte fast von gegenseitiger Befruchtung sprechen. Von daher nominiert Söder seine Bundesminister ähnlich wie der FCB die Startelf die von ihm auszuwählenden Bundesminister nach Leistung, und zwar nicht nur Dobrindt. „Metzger-Minister hat die längste Wurst der Welt“, stellte Bild dieser Tage beim „schwarzen Metzger“ (Alois Rainer) fest. Wie ich meine, ein unschlagbares Argument bei der Besetzung der Position „Landwirtschaftsminister“. (Vor mehr als einem halben Jahrhundert hätte man da in der Fußballersprache von der Position „Halbrechts“ gesprochen. Damit bleibt für Dobrindt die Position des rechten Verteidigers. Sprachlich bin ich da in der Zeit, als man im Fußball noch überwiegend mit Manndeckung gespielt hat.)

    Martin Dünzl

    :-))) Verteidiger waren auch immer diese unangenehmen Wadenbeißer - passt also! Im Sturm ne Rakete wie Bär - immerhin haben die Frauen (im Gegensatz zu den Männern) des FCB das Double gewonnen!

    Michael Müller

    Ich habe zwar Respekt vor ihr in Hinblick darauf, dass sie ihre Kinder selbst erzogen hat und nicht in die Kita abgeschoben hat, auch dass sie als Produktionshelferin oder Paketbotin gearbeitet hat, das heißt, sie weiß im Gegensatz zu den restlichen knapp 700 Abgeordneten, was Arbeit bedeutet. Allerdings ist sie so dermaßen links und übergriffig (Impfpflicht hier, Verbote dort), dass sie in der Linkspartei besser aufgehoben wäre.

    Silke Maier

    "Drum singe, wem Gesang gegeben" - sagte schon ein bekannter dt. Dichter vor mehr als 200 Jahren! In ihren öffentlichen Auftritten, Aussagen und Statements war Esken tw. untragbar und wurde selbst von ihrer EIGENEN Partei kritisiert bzw. aktiv aus dem Blickfeld genommen - für eine Parteirepräsentantin oder Führungspersönlichkeit ein unhaltbarer Zustand. Es gibt sicher genügend Partei-Jobs für die Dame in der 2. oder 3. Reihe - SPD-Finanzchefin oder -Historikerin beispielsweise... So ist das Leben und das Business halt!

    Hans Meixner

    Esken war nie ein Aushängeschild für die SPD, Ihre Aussagen vor der Wahl zum Bundeskanzler und auch anderen Themen, waren teilweise sehr "gewöhnungsbedürftig". Allein bei den Mitgliedern und in Ihrem Landesverband hat sie dramatisch an Ansehen und Zustimmung verloren. Ihr jetzt auch noch ein Ant in der Regierung zu überlassen wäre äußerst fragwürdig gewesen. Das Thema Klingbeil ist ein anders Thema und allein die Basis der SPD hat hier versagt. Ein Verlierer der Wahl sollte nicht wie ein Gewinner danach dastehen. Hier hätte man seitens der Landesverbände und Vorstand konsequenter vorgehen müssen. Mal sehn wies weitergeht, Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

    Klaus Scheller

    Ich finde es richtig und gut dass Fr. Esken keine Ministerin wird. Die viele Kritik an ihr ist m.E. berechtigt. Ob es keinen Job für sie gibt, kann m.E. der Autor gar nicht wissen. Wir werden es sehen. Es gibt bestimmt einen Job außerhalb der Regierung oder eine gut bezahlte Pensionierung.

    Johann Koch

    Esken war von Anfang an eine Fehlbesetzung. Esken ist für jede Führungsposition - und sei es nur als Vorsitzende im Hausfrauenbund - ungeeignet. Kein Charisma, keine Eloquenz, bieder - fachlich gut, aber nicht brilliant. Durch ihr falsches Eigenbild hat sie es verpasst, zu erklären, dass sie für eine Führungsposition nicht mehr zur Verfügung steht. Faeser schaut nur auf den eigenen Vorteil: wollte zwar hessische Ministerpräsidentin werden, aber nur halbherzig. Man hätte ja am Schluss ohne Machtposten und das entsprechende Salär dastehen können. Auf die fehlende fachliche Eignung von Faeser als Innenministerin möchte ich gar nicht eingehen. Lars Klinkbeil symbolisiert alles, was ein politischer Macher braucht - er strahlt Souveränität aus, ist ein Macher, steht für eine Verjüngerung des politischen Personals, ist eloquent und hat ein Gespür für den notwendigen Pragmatismus in der aktuellen Zeit ohne starren Blick auf SPD-Ideologie. Lasst den Lars einfach mal machen. Der packt das!!

    Helmut Eimiller

    Der größte SPD-Landesverband (NRW) geht aktuell auf Konfrontationskurs zu Lars Klingbeil und der Bundespartei: „Tiefpunkt der deutschen Sozialdemokratie“, mit dieser Feststellung übt der Landesverband scharfe Kritik und sieht die SPD in einer Glaubwürdigkeitskrise. (Ist auch kein Wunder, wenn z. B. die SPD mehr Verkehr auf die Schiene bringen will, der Opportunist Lars Klingbeil aber den Bau der ICE-Strecke Hamburg-Hannover in seinem Wahlkreis verhindert hat.) „Die Ampelregierung habe ein ,katastrophales Bild‘ abgegeben“, formulieren die Genossen zudem im Leitantrag ihr Leid. (TAGESSPIEGEL)

    Franz Wagner

    Unanständig und unangemessen ist das was Klingbeil da durchzieht

    Klara Rasper

    Ja, da stimmt etwas nicht bei der SPD. Heil, Faeser, Schulze und mit etwas Abstrichen bei Esken finde ich schon etwas fies behandelt. Das werde ich mir unter anderem fuer die naechste Wahl merken.

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    Hans Meixner

    Sollten etwa die Versager der Ampel als Minister in der neuen Regierung weitermachen?!? Das wäre ein Hohn für die Wähler gewesen, welche ein klare Abwahl der SPD unter der alten Riege abgegeben hatten. Klingbeil muss jetzt zeigen und beweisen, dass er die Zeichen klar erkannt und verstanden hat.

    Martin Dünzl

    Was man sich da immer alles so merken muss bei dieser "Berufsgruppe" - und auf die Vergesslichkeit baut so einer wie Söder...anders lassen sich seine inhaltsleeren großen Ankündigungen nicht tätigen! Oder wie der neue AfD-nahe Fraktions-Chef der CDU zu sagen pflegt: In ein paar Jahren werden wir uns (wieder) viel verzeihen müssen!

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