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Rüstungsaktien auf dem Prüfstand: Was die Kurseinbrüche für Anleger bedeutet

Börse

Renk, Rheinmetall & Co: Warum Rüstungsaktien gefragt bleiben

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    Das Logo des Rüstungskonzerns Rheinmetall an einem Militärfahrzeug.
    Das Logo des Rüstungskonzerns Rheinmetall an einem Militärfahrzeug. Foto: Daniel Karmann/dpa

    Seit Friedrich Merz´ (CDU) Waffen-Wumms und seinem „Whatever-it-takes“-Diktum in Sachen Aufrüstung erlebt die deutsche und europäische Rüstungsindustrie einen Boom wie seit Jahrzehnten nicht. Schon die von Olaf Scholz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ausgerufene Zeitenwende hatte der Branche Schub gegeben. Der verstärkte sich noch, als US-Präsident Donald Trump kurz vor Karneval seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj öffentlich demütigte. Und auch den allerletzten klar wurde: Europa wird sich künftig um seine Verteidigung selbst kümmern müssen. Weshalb die Titel der an der Frankfurter Börse notierten deutschen Unternehmen wie Renk oder Rheinmetall eigentlich nur eine Richtung kannten: rauf. Umso größer war das Erstaunen, als die Rheinmetall-Aktie Anfang der Woche Kursverluste hinnehmen musste. Auch Renk oder Hensoldt verloren. Dienstagvormittag kamen sie sogar noch stärker unter Druck: Der Renk-Titel rauschte zwischenzeitlich sogar um rund zehn Prozent ab. Weder Renk noch Rheinmetall - beide Unternehmen sind laut der jüngsten Quartalszahlen äußerst prosperierend - äußerten sich auf Anfrage. Aber was steckt hinter den Kurseinbrüchen in der Erfolgsbranche?

    Holger Schmidt, Aktien-Analyst bei der DZ-Bank mit besonderer Expertise im Rüstungssektor, ordnet diese als „typische Konsolidierung“ ein. Der Experte sagt: „Wir sind im frühen Stadium eines neuen Superzyklus. Nach den erheblichen Kurssteigerungen kommt es nun zu Gewinnmitnahmen. Das ist eine normale und gesunde Entwicklung.“ Schmidt geht allerdings davon aus, dass es sich nur um eine kleine Unterbrechung der rasanten Rally handelt. Dass eine Blase entstünde, die platzen könnte, sieht der Börsenprofi aktuell nicht. Er ist überzeugt: „Wir werden über mehrere Jahre hohe Wachstumsraten im Rüstungssektor sehen.“

    Es geht auch um den großen Nato-Gipfel Ende Juni

    Aber warum verkaufen so viele gerade jetzt? Schmidt geht davon aus, dass die Kurseinbrüche sowohl mit dem Treffen der Nato-Verteidigungsminister vor ein paar Tagen in Brüssel als auch mit dem anstehenden großen Nato-Gipfel Ende des Monats zusammenhängen. Der wird wohl als Aufrüstungsgipfel schlechthin in die Geschichte des Verteidigungsbündnisses eingehen. Denn dort könnte beschlossen werden, was in Brüssel bereits diskutiert wurde: Die Mitgliedsländer werden künftig wohl 3,5 Prozent ihres BIP für ihre Verteidigung ausgeben und weitere 1,5 Prozent für militärisch nutzbare Infrastruktur - wie Straßen und Brücken. Sollte es so kommen, würde das den ohnehin schon vorhandenen Boom nachhaltig verstärken. „Die Anleger“, erklärt Schmidt also, „testen derzeit aus, ob diese 3,5 Prozent schon eingepreist sind - oder nicht.“

    Viel mehr Beschäftigte im Rüstungssektor

    Einen Hinweis für die Nachhaltigkeit des gewaltigen Aufschwungs im Rüstungssektor können auch Daten dienen, die die Bundesagentur für Arbeit kürzlich veröffentlichte. So haben die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten massiv zugelegt. Waren im März 2022, also kurz nach der Ausweitung des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, noch rund 14.000 Mitarbeitende gemeldet, die Waffen, Munition und Kampffahrzeuge herstellen, so waren es im Oktober 2024 fast 17.000. Also eine Steigerung von über 20 Prozent. Die Zahlen insgesamt sind indes viel höher: Im Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sind nach eigenen Angaben 320 Unternehmen vertreten - mit etwa 100.000 Beschäftigten. Eine unverbindliche Schätzung, inklusive der indirekt Beschäftigten, geht von inzwischen 500.000 für die gesamte Branche aus.

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    2 Kommentare
    Willi Dietrich

    Wolfgang Boelt hat recht damit, dass o.g. Unternehmen stark überbewertet sind. Als Steuerzahler fragt man sich aber, ob es gerecht ist, für die Rüstung 500 Milliarden auszugeben, was riesige Schulden für die zukünftigen Generationen zusätzlich von Zinszahlungen bedeutet, und auf der anderen Seite am Bürgergeld, also an alleinstehenden Müttern zu sparen.

    Wolfgang Boeldt

    Ich glaube nicht, daß Herrn Schmidts Gedanken ein Volltreffer sind. Beide Unternehmen, Renk und Rheinmetall, waren und sind hoffnungslos überbewertet. Eine bekannte Kennzahl, natürlich von vielen (darf nicht nur isoliert betrachtet werden. ist das KGV. Bei einem KGV von in etwa 25 wird eine Aktie als teuer eingestuft. Renk und Rheimetall haben KGVs aktuell jenseits der 60. Das KGV gibt an wieviel € ein Anleger für einen € Gewinn bezahlt. Ein klein wenig erinnert das Ganze an den Hype des Neuen Marktes.

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