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Was Papst Leo XIV. anders als Franziskus macht.

Katholische Kirche

Papst Leo XIV. will versöhnen statt spalten

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    Papst Leo XIV. winkt, während er mit dem Papamobil nach seiner wöchentlichen Generalaudienz über den Petersplatz im Vatikan fährt.
    Papst Leo XIV. winkt, während er mit dem Papamobil nach seiner wöchentlichen Generalaudienz über den Petersplatz im Vatikan fährt. Foto: Maria Grazia Picciarella/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

    Der neue Papst gibt das erste Interview in seiner Amtszeit – und fast niemand schaut hin. So geschehen am Donnerstag. An Fronleichnam stattete Leo XIV. der Außenstelle von Radio Vatikan im 30 Kilometer nördlich von Rom gelegenen Santa Maria di Galeria einen Besuch ab. Bei diesem Anlass durfte der Vatikankorrespondent der Abendnachrichtensendung im italienischen Staatsfernsehen Rai 1 dem Papst exklusiv einige Fragen stellen. Dessen Vorgänger Franziskus hätte vielleicht mit einer flapsigen Aussage Schlagzeilen geliefert. Erwähnenswert aus dem Premiere-Interview mit Leo XIV. waren hingegen lediglich folgende Worte. Er verfolge „Tag und Nacht“ die Situation im Nahen Osten und anderen Krisenherden der Welt. Die Lage sei „wirklich besorgniserregend“. „Wir müssen immer den Frieden fördern“, schloss der Papst.

    Neuer Papst kehrt zum Kerngeschäft zurück

    Zwölf Jahre lang, so lange dauerte das Pontifikat von Papst Franziskus, waren Pressekonferenzen oder Interviews eine Garantie für Paukenschläge. Mit Leo XIV. ist päpstliches Understatement eingekehrt, man könnte auch von einer Rückkehr zum Kerngeschäft sprechen. Papst Leo hielt sich schon am Abend seiner Wahl beim ersten Auftritt auf der Loggia des Petersdoms an ein zuvor aufgeschriebenes Manuskript.

    Beabsichtigte oder unbeabsichtigte Ausrutscher, so scheint es, wird es unter diesem Papst nicht geben. Robert Prevost, so der bürgerliche Name des ersten Papstes aus den USA, hat nun auch schon mit einigen Entscheidungen eine gewisse Abkehr von Franziskus vollzogen. So teilte der Vatikan vor Tagen mit, Leo werde seine Sommerferien in Castel Gandolfo bei Rom verbringen. Auch mit dieser Tradition hatte Franziskus zuvor gebrochen. Die päpstliche Residenz ließ der Argentinier 2016 in ein Museum verwandeln.

    Leo XIV. hingegen kehrt vom 6. bis 20. Juli und vom 15. bis 17. August in die traditionelle Sommerresidenz zurück, wird dort womöglich mit seinem Privatsekretär Tennis spielen und auch die lokale Bevölkerung treffen. Das Museum bleibt bestehen, der Papst wird nicht im päpstlichen Palast unterkommen, sondern in der benachbarten Villa Barberini.

    Päpstliches Appartement wird renoviert

    Derzeit wird auch das päpstliche Apartment im Apostolischen Palast im Vatikan renoviert. Wie es heißt, will Leo XIV. hier einziehen und nicht im Vatikan-Gästehaus Santa Marta wie sein Vorgänger. Franziskus legte auf Brüche und Diskontinuität wert. Bei Leo ist, zumindest äußerlich, eine klare Rückkehr zur Tradition zu beobachten.

    Ein konservativer Kirchenmann wie Erzbischof Georg Gänswein, ehemaliger Sekretär von Benedikt XVI. und derzeit Vatikan-Nuntius im Baltikum, hatte den Wandel gleich nach der Wahl begrüßt. Er nehme eine „weit verbreitete Erleichterung“ wahr. Nach einer „Zeit der Willkürlichkeit“ könne man mit Leo XIV. auf einen Papst zählen, der „in der Lage ist, Stabilität zu garantieren und sich auf die existierenden Strukturen zu verlassen, ohne sie auf den Kopf zu stellen“, sagte Gänswein.

    Leo XIV. zeigt sich versöhnlich

    Während Franziskus die Kurie, den vatikanischen Verwaltungsapparat, häufig gebrandmarkt hatte oder bei seinen Entscheidungen nicht zu Rate zog, zeigt sich Leo XIV. versöhnlich. „Die Päpste kommen und gehen, die Kurie bleibt“, sagte der neue Papst bei einer Begegnung Ende Mai und drückte den Vatikanmitarbeitern ausdrücklich seine Wertschätzung aus. Die Kurie sei „das historische Gedächtnis“ der Kirche.

    Der einstige Papst Franziskus provozierte immer wieder Mitarbeiter der Kurie.
    Der einstige Papst Franziskus provozierte immer wieder Mitarbeiter der Kurie. Foto: Evandro Inetti/ZUMA Press Wire/dpa

    Franziskus hatte in einer Rede 2014 der Kurie die Leviten gelesen und 15 „Kurienkrankheiten“ diagnostiziert, darunter „spirituelles Alzheimer“ oder den „Terrorismus des Geschwätz“. Papst Leo hingegen tritt auch medial kaum in Erscheinung, obwohl er beinahe täglich Ansprachen hält oder Audienzen gibt. Anders als der extrovertiertere Franziskus ist sein Nachfolger auf einer innerkirchlichen Versöhnungsmission.

    Wie Franziskus sorgt sich Leo XIV. um die Schöpfung

    Diese Notwendigkeit, die durch Franziskus akzentuierten Grabenkämpfe in der katholischen Kirche zu stoppen und die konkurrierenden Lager zu befrieden, hatten zahlreiche Kardinäle in den Beratungen vor dem Konklave angemahnt. Gleichwohl bleiben auch große Gemeinsamkeiten zwischen Leo XIV. und Papst Franziskus. Dazu zählen die Sensibilität für Menschen in sozialen Schwierigkeiten oder die Sorge um die Schöpfung. Wie sein Vorgänger hat auch Leo XIV. Frauen im Vatikan in Führungspositionen gebracht und will den Kurs der Synodalität, also die Beteiligung aller an der Kirchenführung, weiterverfolgen.

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