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Wut auf Mallorca: Anwohner demonstrieren gegen Touristenschwemme

Mallorca

Wut auf Mallorca: Anwohner demonstrieren gegen Touristenschwemme

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    Der Tourismus ist für die Wirtschaft auf der Balearen-Insel gut, doch Einheimische leiden unter steigenden Lebenshaltungskosten und Umweltproblemen, die der Massentourismus mit sich bringt.
    Der Tourismus ist für die Wirtschaft auf der Balearen-Insel gut, doch Einheimische leiden unter steigenden Lebenshaltungskosten und Umweltproblemen, die der Massentourismus mit sich bringt. Foto: Joan Mateu Parra/AP, dpa

    In der Vergangenheit gab es schon mehrfach Demonstrationen der Mallorquiner gegen die Massen an Touristen, die das Leben auf der Baleareninsel verteuern: Steigende Lebenshaltungskosten und Wohnungsmangel sind auf Mallorca ein großes Problem. Am Sonntagnachmittag und -abend des 15. Juni demonstrierten nach Polizeischätzungen etwa 8000 Menschen in der Hauptstadt Palma gegen den Übertourismus, der von Jahr zu Jahr zunimmt.

    Mallorca: Erneut großer Protest gegen Massentourismus

    Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, zogen die Demonstranten – darunter viele Rentner und Familien mit kleinen Kindern – vom Plaça d‘Espanya im Zentrum der Inselhauptstadt zur Flaniermeile Passeig del Born. Dort fand die abschließende Kundgebung statt. Die Dachinitiative „Menys turisme, més vida“ („Weniger Tourismus, mehr Leben“), der zahlreiche Organisationen und Gruppierungen angehören, hatte zu der Demonstration auf der spanischen Urlaubsinsel aufgerufen. Slogans wie „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht!“ und „Für das Recht auf ein würdiges Leben“ waren auf Plakaten zu lesen.

    Der Sprecher der Initiative, Jaume Pujol, sagte der Regionalzeitung Diario de Mallorca: „Wir müssen dem Tourismus Grenzen setzen.“ Man fordere unter anderem:

    • eine Begrenzung der Besucherzahlen,
    • ein Kreuzfahrt-Moratorium (Anmerkung d. Redaktion: Ein Moratorium bezeichnet laut Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) eine Vereinbarung darüber, dass eine bestimmte Sache für eine gewisse Zeit aufgeschoben wird.) und
    • ein Ende der touristischen Vermietung.

    Im April hatte das Rathaus von Palma neue Benimmregeln beschlossen, die in der Verordnung „Boletín Oficial de las Illes Balears“ (BOIB) festgehalten und seit Ende April in Kraft sind. Darin wurden unter anderem Saufgelage, Diskriminierung, Graffiti, laute Versammlungen und das Springen von Balkons („balconing“) verboten. Wer als Urlauber gegen die neuen Regeln verstößt, muss mit teils hohen Geldstrafen rechnen.

    Palma de Mallorca: Demonstranten blockieren Touristenbus

    Der Protestmarsch am Sonntag wurde von zahlreichen Polizisten begleitet, berichtet der Madrid-Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Ralph Schulze. Hotels und Immobilienagenturen wurden von Beamten bewacht. Zu Zwischenfällen kam es aber nicht. Stunden vor der Kundgebung hatten Aktivisten der Gruppe „Menys Turisme, Més Vida” in Palma einen Sightseeing-Bus gekapert, wie auch focus.de berichtete. Sie bestiegen das Fahrzeug und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift: „Stoppt die Touristifizierung!” In einem Video, das auf ihrem Social-Media-Konto geteilt wurde, sagte die Gruppe, sie sei „müde“ und „bereit, den Status quo des Tourismus zu brechen“. Laut ihr leide die Insel unter einer übermäßigen Kommerzialisierung und Touristifizierung.

    Zeitgleich fanden auch auf Mallorcas Nachbarinsel Ibiza sowie in den vielbesuchten spanischen Städten Barcelona, Granada und San Sebastian Demonstrationen statt, berichtet Ralph Schulze. Der Besucheransturm provoziere vielerorts ähnliche Konflikte: Die durch den Tourismusboom angetriebene Immobilienspekulation und die fortschreitende Umwandlung von Wohnraum in Ferienapartments sorgen vielerorts für eine dramatische Wohnungsnot. „Wir haben keine Lust mehr, Cocktails zu servieren, aber keine Wohnung zu haben!”, stand auf einem Protestschild im Demonstrationszug in Palma. Aus Sicht zahlreicher Anwohnervereine und Umweltgruppen führt die touristische Überlastung auch zu Verkehrschaos, Naturzerstörung und Trinkwassermangel.

    Laut dpa zogen in Barcelona die rund 600 Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Demonstration unter anderem mit Wasserpistolen durch die Straßen. Wie die FAZ berichtet, hatten 2024 Aktivisten damit Urlauber auf Restaurantterrassen „beschossen“, was dazu führte, dass internationale Medien Reisende vor dem Protesttag in diesem Jahr warnten.

    Übrigens: US-Star Kanye West und Bianca Censori verbrachten vor Kurzem rund sechs Wochen auf Mallorca. Dabei sollen hohe Rechnungen entstanden sein, die das Paar nicht komplett beglich.

    Besucherzahlen auf Mallorca steigen jährlich an

    Mallorca bereitet sich auf eine Rekordsaison vor. Bereits 2024 lag die Zahl der Touristen auf den Balearen laut dpa bei 19 Millionen, was eine Million beziehungsweise fünf Prozent mehr als 2023 war. Deshalb erwarten Branchenexperten, dass in diesem Jahr erstmals der Rekord von 20 Millionen Besuchern geknackt werden wird. Allein Mallorca, das nicht einmal eine Million Einwohner hat, empfing 2024 13,4 Millionen Touristen.

    Der Tourismus füllt zwar die Kassen – auf Mallorca hat er einen Anteil von 40 Prozent am Gesamteinkommen –, unter den Einheimischen wächst aber der Unmut. „Wir werden regelrecht vertrieben“, sagten Teilnehmer der Demo in Palma de Mallorca gegenüber der Mallorca-Zeitung. (mit dpa)

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