„Bleibt zu Hause“ und „kommt nicht hierher“ ist in einem offenen Brief zu lesen, den mehrere mallorquinische Organisationen im März 2025 veröffentlichten. Seitdem gehen viele Mallorquiner regelmäßig auf die Straße. Ihre Message ist deutlich: Touristen sollen nicht mehr nach Mallorca kommen. Hintergrund sind vor allem die steigenden Lebenshaltungskosten, die viele Einheimische in die Armut drängen. Jeder fünfte Bewohner der Baleareninsel gilt mittlerweile als armutsgefährdet, wie das Mallorca Magazin berichtet. Auch der Wohnungsmangel ist auf Mallorca ein großes Problem.
Mallorca: Tourismus könnte Rekordhoch erreichen
Die Proteste der Mallorquiner sind die Reaktion auf eine Entwicklung. Auf Mallorca wird eine Rekordsaison erwartet. Laut dem Focus glauben einige Tourismus-Experten, dass 2025 die Marke von 20 Millionen Touristen auf den Balearen geknackt werden könnte. Ein Großteil davon wird auf Mallorca erwartet. Die Urlaubssaison beginnt am 24. April mit den Opening-Partys in den Partyhochburgen Bierkönig und Megapark, die sich direkt am Ballermann befinden.
Die wirtschaftlichen Prognosen sind auf den Balearen entsprechend positiv, immerhin ist der Tourismus das Zugpferd der örtlichen Wirtschaft. Laut der touristischen Lobby Exceltur wird auf den Balearen im zweiten Quartal 2025 ein Umsatzwachstum von 4,5 Prozent erwartet. Ein Wert, der deutlich über dem Landesdurchschnitt liegen würde. In Spanien ist die Prognose nur für das Baskenland (6,9 Prozent) und die Hauptstadt Madrid (6,7 Prozent) höher.
Die Touristenzahlen sind auf den Baleareninseln zuletzt angestiegen. 2024 wurden laut Statista rund 19 Millionen Touristen gezählt. Ein Anstieg um eine Million im Vergleich zum Vorjahr. Nach Mallorca kamen 13,5 Millionen Menschen, über fünf Millionen davon kamen aus Deutschland, was einen Anstieg um neun Prozent bedeutet. Zur Einordnung: Die Insel hat etwa eine Million Einwohner.
Auch interessant: Die Bierpreise sind auf Mallorca zur Saison 2025 gestiegen. Zudem sollen Tuk-Tuks aus dem Verkehr gezogen werden, die als Mini-Taxis fungieren.
Warum demonstrieren Mallorquiner gegen Touristen?
Die Aussichten mögen für Bar-, Club- und Hotelbesitzer durch die Tourismus-Prognosen rosig sein, doch selbst vom Tourismusminister der Balearischen Inseln kommt Kritik. „Wir haben ein Limit erreicht“, warnte Jaume Bauzá laut Focus-Bericht. Der Massentourismus bringe immer mehr negative Folgen mit sich. Die Einwohner Mallorcas haben vor allem mit den folgenden Entwicklungen zu kämpfen:
- Armut durch allgemeine Preissteigerung
- Wohnungsnot
- Hohes Verkehrsaufkommen
- Verschmutzung
- Lärmbelästigung
Bereits 2024 kam es auf Mallorca zu mehreren Protesten gegen den Massentourismus. Aus der Politik wurden Verbesserungen versprochen, von denen bislang aber kaum etwas zu sehen ist, weswegen die Wut der Menschen wächst. Jaime Martínez, Bürgermeister von Palma, sieht sich einem ständigen Spagat zwischen den Wünschen von Bevölkerung und Tourismusbranche gegenüber. Letztere wehrt sich gegen Maßnahmen zur Eindämmung des Massentourismus. Der Hotelierverband FEHM argumentiert, dass es einen solchen gar nicht gebe. Gastronom Mika Ferrer, Chef des Unternehmerverbandes Palma Beach, beklagt, dass Mallorca „langsam zu einer teuren Insel“ werde, wie der Focus berichtet. Daher würden die Urlauberinnen und Urlauber mit einem begrenzten Budget anreisen.
Trotzdem hat Martínez Maßnahmen angekündigt, die die Touristenströme regulieren sollen. Eine davon ist, die Touristenabgabe auf sechs Euro pro Nacht zu erhöhen. Zudem sollen laut der dpa Steuern auf Mietwagen erhoben und die Strafen für illegale Angebote um 25 Prozent erhöht werden. Letztere könnten dann bis zu 500.000 Euro betragen. Auch Vize-Regierungschef Antoni Costa hält derartige Beschränkungen für nötig, um „das Wohlergehen der Bewohner zu gewährleisten“.
Eine Maßnahme der Regierung werden Mallorca-Touristen bereits zu Ostern spüren. Am 17. April 2025 soll ein neues Sicherheitskonzept in Kraft treten, das Alkoholexzesse, Gewalt und Vandalismus eindämmen soll. Laut der dpa werden mehr Einsatzkräfte, Polizeiautos und Drohnen eingesetzt. Zudem wurden neue Überwachungskameras installiert.
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