Die 24 Tänzerinnen und Tänzer der Showtanzgruppe Carneval-Clubs Königsbrunn stellen sich hinter dem Vorhang auf. Zuvor war im Evangelischen Gemeindesaal in Königsbrunn immer wieder Gemurmel zu hören. Jetzt ist es still. Dröhnende Musik beginnt zu spielen, die Lichtshow setzt ein. Die Moderatorin tritt in die Mitte der Bühne und hebt eine glühende Kugel in die Luft. Die Aufführung „Licht der Legenden“ beginnt. Jetzt muss alles klappen, was bei der Probe am Sonntag vor Heiligabend nicht funktioniert hatte.
Es ist eiskalt an diesem Probetag in der Turnhalle der Mittelschule in Königsbrunn – trotzdem friert niemand. Die Tänzerinnen sitzen in kurzen Kleidchen auf dem Boden. Die Tänzer stehen oberkörperfrei dahinter. Auf den Kleidern der Frauen glänzen Schneeflocken, Haare und Handgelenke sind mit Eiskristallen geschmückt. Die Männer tragen hellblaue Hosen, die Fellwesten haben sie abgelegt. Die Kostüme sind Teil des letzten Abschnitts des Showtanzprogramms. Knapp 45 Minuten hat der erste Probedurchlauf gedauert. Jetzt wird besprochen, was gut funktioniert hat und woran noch gefeilt werden muss.

Die Vorbereitungen für die Faschingsaufführungen hatten schon im Mai begonnen. Nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Es geht um die Kostüme, die Requisiten und das Organisatorische. Der Tanz entsteht als Gemeinschaftsprojekt, erklärt Simone Unfried: „Alles wird im Team erarbeitet.“ Sie betont, dass es keine „offizielle Trainerin“ gibt. Durch ihre Tipps, Anweisungen und gelegentlichen Rüffel während der Probe wird sie von den Tänzerinnen und Tänzern, hinter dem Umkleidevorhang, trotzdem als „Quasi-Trainerin“ bezeichnet. Die Vereinsmitglieder trainieren bis zu dreieinhalb Stunden. Im Sommer seltener, im Winter dann öfter. Aktuell wird alle zwei Wochen geübt. Der Großteil der Choreografie steht bereits. „Wir sind gerade noch am Verfeinern“, sagt Simone Unfried.
Die Choreografie sitzt so weit
Das lässt sich im ersten Durchgang beobachten. Mal rumpeln die Tanzenden beim Positionswechsel ineinander, mal gelingt eine Hebefigur nicht und manchmal kommen sie bei Arm- oder Beinbewegungen durcheinander. Besonders auffällig ist das Tuscheln untereinander. Ob es dabei um die nächsten Tanzschritte geht oder ob das Lachen ein privates Gespräch verrät, lässt sich bei der lauten Partymusik nicht herausfinden. Doch alles in allem sitzen die Schritte. Tatsächlich ist es nicht die Choreografie, die Simone Unfried Sorgen bereitet. Sondern die Kostümwechsel: „Da geht’s dann immer recht hektisch zu.“ Dann fehlt ein Accessoire oder eine Tänzerin ist zu spät, weil das Umziehen zu lange dauerte. Deshalb wird bei dieser Probe statt „Trockenübungen“ einzelner Choreografie-Abschnitte ein zweites Mal der komplette Durchlauf geprobt.
Probleme gibt es aber beim Kostümwechsel
Auch Katharina Rüb sieht im Kostümwechsel die größte Herausforderung. Die 29-Jährige ist die diesjährige Prinzessin des CCK. „Bei Garden ist es meist so, dass die ihren eigenen Part haben, aber bei uns wird das Prinzenpaar immer in die Show integriert“, sagt sie. Deshalb muss sie, genau wie die anderen Tänzerinnen, schnell zwischen den vier Kostümen der Tanzabschnitte wechseln. Dazu kommen noch Requisiten - etwas die großen weißen Flügel im Schlussteil.

In diesem Jahr gibt es viele Akrobatik-Elemente in der Choreografie
Die Aufführung dauert rund 25 Minuten. Die ganze Choreografie auswendig zu lernen, mag für den Zuschauenden kompliziert wirken, für einen geübten Showtänzer ist es aber Routine, sagt Alexander Hellmann: „Das Tanzen ist tatsächlich im ersten Jahr unfassbar schwer. Dann kommt man aber irgendwann rein.“ Trotzdem hat der Tanz auch seine Hürden. „Dieses Jahr haben wir sehr viele schwere Hebungen dabei“, sagt der 27-Jährige. Es gibt Hebefiguren, eine vierstöckige Pyramide und die kleinste Tänzerin fliegt mehrfach durch die Luft. Wackler oder Hebefehler, wie es sie bei dieser Probe gab, müssen jetzt noch wegtrainiert werden. „In spätestens zwei Wochen muss das stehen.“

Beim Shownachmittag, knapp vier Wochen später, ist die Show kaum wiederzuerkennen. Das liegt zum einen an der Lichtshow und den Requisiten, die den Tanz vervollständigen. Zum anderen an der Choreografie: die Hebefiguren wurden anspruchsvoller. Nun laufen die Männer mit Tänzerinnen auf den Schultern über die Bühne oder ein Tänzer jongliert als Spitze einer Pyramide mit leuchtenden Bällen. Der größte Unterschied liegt bei den Tanzenden. Der Kostümwechsel klappt einwandfrei und sie zeigen eine Energie, die im Training noch nicht sichtbar war. Alexander Hellmann strahlt mit einem breiten Grinsen von der Bühne. Katharina Rüb scheint noch ästhetischer zu tanzen als in der Probe. Die gesamte Tanzgruppe wirkt wie elektrisiert. Die Show ist bereits beeindruckend, doch erst der Vergleich zur Probe zeigt, wie viel Mühe und Leidenschaft hinter dem Showtanz steckt.
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