Vor dem Rogers Place in Edmonton brach ein Jubelsturm in der Fanzone los, in der Halle sowieso. Kurz vor Schluss der ersten Verlängerung (80. Minute) schoss Leon Draisaitl den 4:3-Siegtreffer für die Oilers. Das Team aus Kanada feierte im ersten Match der Best-of-seven-Serie gegen den noch amtierenden Champion Florida den ersten von vier nötigen Erfolgen. „Das war ein großartiger Start für uns, aber wir müssen uns neu sortieren und auf das zweite Spiel vorbereiten“, sagte der deutsche Nationalstürmer, der bereits das 1:0 gegen Florida erzielte, gegenüber dem kanadischen Fernsehsender Sportsnet.
Nach der frühen Führung gerieten die Oilers allerdings schnell ins Hintertreffen. Die Panthers drehten auf und lagen nach Toren durch Sam Bennett (11.), Brad Marchand (13.) und erneut Bennett (23.) mit 3:1 vorne. Panthers-Coach Paul Maurice hatte auf den Augsburger Nico Sturm verzichtet. Die Oilers zeigten Comeback-Qualitäten und glichen durch Victor Arvidssson (24.) und Mattias Ekholm (47.) aus.
Eishockey ist in Edmonton Religion
In der der Verlängerung nutzte Draisiatl eine unnötige Strafzeit von Floridas Tomas Nosek wegen Spielverzögerung. Der Kölner bedankte sich bei seinen Teamkollegen Connor McDavid und Corey Perry, die ihn nach einer Traumkombination und „mit großartigen Pässen“ erst in die Abschlussposition gebracht hatten. Auf den Rängen schwenkten die Oilers-Fans ihr Papp-Plakate. Auf einem stand: „Bringt Lord Stanley wieder nach Hause“. Seit 1990 warten die Kanadier auf einen Titelgewinn und den Stanley Cup. Die Stadt als eishockeyverrückt zu bezeichnen, ist untertrieben: Hockey ist Religion.
„Die ganze Stadt ist seit Wochen im Ausnahmezustand. Die Oilers bedeuten hier alles“, hatte der Ausnahmekönner vor dem Start der NHL-Finalserie gesagt. Irgendwie sind sie in der kanadischen Erdöl-Metropole auch jeck. Draisaitl: „Die Stimmung in der Halle ist fantastisch, es gibt fast keinen Zuschauer, der ohne Trikot zum Spiel kommt, viele sind kostümiert wie in Köln zu Karneval.“ Nach dem ersten Sieg dürfte die Euphorie noch größer werden.

Draisaitl hat genügend persönliche Rekorde angehäuft
Persönliche Rekorde hat der Stürmer genügend angehäuft. So lange kein Stanley-Cup-Ring seine Hand schmückt, fühlt er sich jedoch selbst ein wenig als Unvollendeter. „Für den Titel würde ich alle persönlichen Erfolge hergeben“, sagte Draisaitl einmal.
Anders als im Vorjahr präsentiert sich Draisaitl diesmal in überragender Form und scheinbar verletzungsfrei. Was der Kölner leistet, lässt sich in Zahlen ablesen: In vier aufeinanderfolgenden Jahren kommt er nun auf jeweils mindestens 130 Scorerpunkte inklusive der Play-offs. Vor ihm gelang das nur sechs anderen Spielern in der NHL-Historie.
Marco Sturm wird erster deutscher Cheftrainer in der NHL
Das zweite Duell steigt in der deutschen Nacht zu Samstag (2 Uhr MESZ/live auf Sky) erneut in Edmonton. Das dritte und vierte Spiel ist in Florida, eine fünfte Partie wäre wieder in Kanada. Dann hofft auch Nico Sturm, der 2022 mit Colorado Avalanche den Stanley Cup geholt hatte, auf seine Chance.

Ein ehemaliger NHL-Star machte derweil einen großen Schritt auf der Karriereleiter: Marco Sturm wird Cheftrainer der Boston Bruins. Der 46-jährige Dingolfinger, der als Bundestrainer die Nationalmannschaft 2018 in Korea zur Silbermedaille führte, ist der erste deutsche Headcoach in der NHL. Sturm kennt die Bruins-Organisation gut. Zwischen 2005 und 2010 lief der Stürmer in 302 Partien für Boston auf. Der Profi mit über 1000 NHL-Einsätzen (251 Tore/258 Vorlagen) arbeitete hinter der Bande als Assistent des NHL-Klubs Los Angeles Kings und zuletzt in der American Hockey League als Cheftrainer von Ontario Reign.
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