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Kommentar: Darum liegt auf der Klub-WM der Fifa ein großer Schatten

Kommentar

Überbelastung, Überfinanzierung: Auf der Klub-WM liegen viele Schatten

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    Schon der Pokal, den es bei der Klub-WM zu gewinnen gibt, ist imposant. Die Prämien in Höhe von einer Milliarde US-Dollar sind es auch.
    Schon der Pokal, den es bei der Klub-WM zu gewinnen gibt, ist imposant. Die Prämien in Höhe von einer Milliarde US-Dollar sind es auch. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Es ist natürlich mal wieder das größte und beste Turnier, das es jemals gegeben hat – zumindest dann, wenn man den Fußball-Weltverband Fifa und dessen Präsidenten Gianni Infantino fragt. Von Samstag an werden 32 Vereinsmannschaften aus allen Teilen des Erdballs in der Klub-WM um den Titel antreten. Aus Deutschland sind der FC Bayern und Borussia Dortmund in den USA dabei. Sie sind, wie BVB-Chef Hans-Joachim Watzke betonte, „heiß wie Frittenfett“. Das könnte auch am Preisgeld von insgesamt einer Milliarde US-Dollar, umgerechnet etwa 875 Millionen Euro, liegen. Wer nach dem Finale am 13. Juli den neu gestalteten Pokal in die Luft stemmt, erhält rund 125 Millionen US-Dollar, also in etwa 110 Millionen Euro. Ein Wettbewerb der besten Vereinsmannschaften – warum eigentlich nicht? Sportlichen Reiz hat das erstmals ausgetragene Turnier auf jeden Fall. Bayern-Profi Joshua Kimmich etwa wunderte sich, „warum es das nicht schon längst gibt“.

    Die recht simple Antwort wirft den ersten von vielen Schatten: Weil die Belastung, zumindest für Spitzenteams und deren Profis, ohnehin schon hoch genug ist. Um beim Beispiel Kimmich zu bleiben: Der spielte vergangenen Sommer die Heim-EM, war in dieser Spielzeit mit den Bayern und der Nationalelf im Dauereinsatz. Nun stand nach Saisonende die Nations League an, bevor es in die USA geht. Man müsse „seinen Körper austricksen“, sagte Kimmich, dann geht es schon. Das dürften einige Mediziner anders sehen. Seit Jahren warnen Ärzte davor, dass der Profisport seine Spieler verheizt, die Belastung immer mehr gesteigert wird, und dass kaum noch Zeit zur Regeneration bleibt. Spaniens Dauerbrenner der Vorsaison, Manchester-City-Profi Rodri, warnte vor einem Jahr deswegen, erwog sogar einen Streik der Spieler – und riss sich dann das Kreuzband. Einigkeit, dass die Belastung zu hoch ist, besteht innerhalb der Branche seit Jahren – und dennoch wird die Schlagzahl immer weiter erhöht, werden immer neue Turniere eingeführt. Schließlich profitieren Vereine in Form von Prämien (Stichwort: Frittenfett).

    Der FC Bayern bekommt knapp 30 Millionen als Antrittsgage – das ist der Etat von St. Pauli

    Aber auch rein sportlich gesehen bleibt bei dieser Klub-WM der ein oder andere Makel. Das geht beim Teilnehmerfeld los. Der US-Meister LA Galaxy zum Beispiel nicht – dafür das in der ersten Play-off-Runde ausgeschiedene Inter Miami. Da spielt aber Superstar Lionel Messi, dessen Glamour auf das Turnier ausstrahlen soll. Ebenso zusehen muss mit Leverkusen der deutsche Double-Sieger des Vorjahres. Letztlich wird die Klub-WM aber ein Problem verstärken, das ohnehin schon besteht: die Zementierung der Verhältnisse. Schon jetzt sind Vereine wie der FC Bayern der Konkurrenz infolge der in der Champions League ausgezahlten Prämien enteilt. Das Preisgeld der Klub-WM, das im Übrigen zu einem Großteil vom Staatsfonds aus Saudi-Arabien stammt, wird diesen Abstand noch weiter vergrößern. Knapp 30 Millionen Euro erhalten die Münchner allein an Antrittsprämie – das entspricht in etwa dem Gesamtetat des FC St. Pauli in der vergangenen Saison. Der FC Bayern wird noch reicher in die neue Spielzeit starten.

    Wer am Ende in den USA den Titel holt, darf sich zwar über ein horrendes Preisgeld freuen, wird die neue Saison aber auch mit einer Mannschaft angehen müssen, die schon beim Start urlaubsreif ist. Zeit zum Durchschnaufen wird es für die Top-Spieler nicht geben: In einem Jahr startet die WM. Dabei werden erstmals 48 Teams mitspielen – natürlich so viele wie nie zuvor.

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