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Nations League: Nach der Pleite gegen Portugal nimmt sich Kimmich seine Mitspieler zur Brust

Nations League

Standpauke vom Kapitän: Nach der Pleite gegen Portugal nimmt sich Kimmich seine Mitspieler zur Brust

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    „Das war deutlich zu wenig“: Bei Joshua Kimmich saß der Frust nach seinem 100. Länderspiel tief.
    „Das war deutlich zu wenig“: Bei Joshua Kimmich saß der Frust nach seinem 100. Länderspiel tief. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Der Abend begann für Joshua Kimmich mit einer Überraschung der rührenden Sorte. Als der DFB-Kapitän aus der Kabine zu den Einlaufkindern ging, traute er seinen Augen nicht: Auf der Treppe wartete eines seiner Kinder auf Papa. Kimmichs Reaktion wurde von den TV-Kameras eingefangen: Völlig baff umarmte er seinen Sohn und sprach mit ihm, bevor er zusammen in die Arena ging. Nach Spielende lächelte Kimmich, als er darauf angesprochen wurde: „Das war sehr emotional. Ich wusste nicht, dass er mit mir ins Stadion einläuft.“ Die Überraschung anlässlich des 100. Länderspiels des Bayern-Profis war dem DFB gelungen. Was Kimmichs Mitspieler im Spiel gegen Portugal auf dem Rasen veranstalteten, war hingegen nicht dafür geeignet, die Laune von Kimmich zu heben, im Gegenteil. Nach dem 1:2 gegen den einstigen Lieblingsgegner sprach Kimmich deutliche Worte.

    Die 1:2 Niederlage gegen Portugal sei völlig verdient: „Wir haben es nicht geschafft, unsere Energie auf den Platz zu bringen. Man hat nicht gemerkt, dass wir eine Siegermentalität und eine gewisse Gier haben.“ Auch die Führung durch den Wirtz-Kopfball (48.), die Kimmich per Chipball selbst vorbereitet hatte, habe innerhalb des Teams nichts ausgelöst: „Selbst dann nach dem 1:0 hat es für mich nicht danach ausgesehen, dass wir ins Finale einziehen möchten. Ich glaube, es waren viele Dinge heute sehr schlecht.“ Tatsächlich häuften sich in der deutschen Mannschaft in allen Bereichen teils haarsträubende Abspiel- und Stellungsfehler.

    Nach dem Spiel schnappte sich Kimmich seine Mitspieler

    Dass Bundestrainer Julian Nagelsmann wegen der vielen Absagen gezwungen war, die Mannschaft umzubauen, will Kimmich als Entschuldigung nicht gelten lassen: „Natürlich fehlt uns sehr viel Qualität. Trotzdem hat das nichts damit zu tun, dass wir eine gewisse Energie auf den Platz bringen müssen.“ Das habe sich vor allem im Spiel gegen den Ball gezeigt. Nagelsmann bezeichnet den Kampf um den Ball gerne als „talentfreie“ Zone, in der es um Einstellung und taktisches Zusammenspiel geht. Anders formuliert: Laufen und beißen kann auch jeder Drittligaspieler – aber an diesem Abend taten das nur wenige im DFB-Trikot. Sieht offenbar auch Kimmich so: „Da braucht man nicht so viel Qualität, um Energie auf den Platz zu bringen. Das war heute deutlich zu wenig.“ Inhaltlich noch etwas verbindlicher dürften die Mitspieler das von Kimmich nach Schlusspfiff zu hören bekommen haben, wie Nagelsmann in der Pressekonferenz sagte: „Joshua hat ein paar Worte an die Mannschaft gerichtet, in denen viel Wahres steckt. Ich hatte keine Lust draufzuhauen.“

    Grund genug, so der wenig subtile Unterton, hätte es dafür schon gegeben. Tatsächlich gingen sowohl dem 1:1 durch Francisco Conceição (63.) als auch dem Siegtreffer von Cristiano Ronaldo (68.) heftige Patzer in der DFB-Defensive voraus. Beim Ausgleich war es ein naives Abwehrverhalten von Robin Gosens, beim zweiten Tor ein Fehlpass von Serge Gnabry im Aufbauspiel – und in beiden Fällen eine unsortierte Defensivreihe.

    Gosens und Gnabry sollten „Energieträger“ sein – und patzten jeweils vor den Gegentoren

    Dass es nicht gut lief – auch schon in der ersten Halbzeit und auch nicht nach dem Tor – sah auch Nagelsmann so. Der Bundestrainer hatte es bei Halbzeitpfiff eilig, in die Kabine zu kommen und gab sich nach Abpfiff konsterniert: „Ich wollte schon in der Halbzeit wechseln.“ Er entschied sich um, holte es aber nach guten zehn Minuten im zweiten Durchgang nach. Gnabry und Gosens sollten „Energieträger“ sein. Sie hatten großen Einfluss auf das Geschehen, aber nicht auf die angedachte Weise.

    Nun muss Deutschland mal wieder zusehen, wie andere Nationen am Sonntagabend um den Titel kämpfen, während es für das deutsche Team um Platz drei geht. Dass die Motivation nun nicht die größte ist, gab Nagelsmann auch zu: „Es ist kein Feuerwerk, wenn man um Platz drei spielt.“ Wichtiger als das Ergebnis sei aber das Auftreten: „Mir ist es lieber, wir sehen ein Topspiel und sind Vierter.“ Tatsächlich wäre ein Sieg für eine andere Wertung aber durchaus wertvoll: Denn bei der Gruppen-Auslosung zur WM 2026 rangiert die deutsche Mannschaft derzeit nicht in Topf 1. Um das zu ändern, müsste Italien zum Stichtag im November noch abgefangen werden. Ob dies noch gelingt, ist fraglich. Ein Sieg am Sonntagnachmittag (15 Uhr, RTL) wäre aber die Voraussetzung dafür.

    Deutschland: ter Stegen - Tah, Koch, Anton (71. F. Nmecha) - Kimmich, Pavlovic (71. Adeyemi)), Goretzka, Mittelstädt (60. Gosens) - Sané (60. Gnabry), Woltemade (60. Füllkrug), Wirtz

    Portugal: Costa - J. Neves (58. Semedo), R. Dias, Inácio, Mendes - R. Neves (58. Vitinha), Bernardo Silva - Trincao (58. Conceicao) Bruno Fernandes, Neto ( 83. Jota) - Cristiano Ronaldo (90. Joao Palhinha)

    Tore: 1:0 Wirtz (48.), 1:1 Conceicao (63.), 1:2 Cristiano Ronaldo (68.)

    Schiedsrichter: Vincic (Slowenien) Zuschauer: 65823 (ausverkauft)

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    1 Kommentar
    Klaus Huber

    Was Nagelsmann mit Sane und Gosens will wird sich mir nicht erschliessen….! Ähnlich der Witz aus den 90 er n mit Littbarski und Hässler .. der eine war angeblich der uneheliche Sohn des Bundestrainers und der andere der einzige der davon wusste

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