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Olympia in Paris: Nach Pannen Besserung in Sicht

Olympia 2024

Start mit Pannen: Paris muss sich noch eingrooven

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    Wohl dem, der die Eröffnungsfeier gemütlich vor dem Fernseher verfolgte. Vor Ort war das nämlich kein Vergnügen.
    Wohl dem, der die Eröffnungsfeier gemütlich vor dem Fernseher verfolgte. Vor Ort war das nämlich kein Vergnügen. Foto: Christophe Petit-Tesson, dpa

    Es ist klar, dass ein derart gewaltiges Spektakel, wie es Olympische Spiele sind, nicht auf Anhieb wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert. Das ist in Paris nicht anders als in den vorhergehenden Ausgaben. Wenn dann auch noch schlechtes Wetter dazu kommt, ist ein Durcheinander kaum zu vermeiden. Die spektakuläre Eröffnungsfeier ging zwar trotz strömenden Regens weitgehend nach Plan über die Bühne. Ganz fehlerfrei blieb die Show aber nicht, denn die südkoreanische Delegation wurde von den Ansagern fälschlicherweise mit der offiziellen Bezeichnung für Nordkorea begrüßt. In Südkorea sorgte das für Ärger. IOC-Präsident Thomas Bach rief umgehend bei Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol an und entschuldigte sich für die Verwechslung. Nord- und Südkorea sind verfeindet und befinden sich technisch gesehen immer noch im Krieg, da der Konflikt von 1950 bis 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete. Angesichts dieser Verwerfungen fiel es kaum ins Gewicht, dass die olympische Flagge falsch herum gehisst wurde – mit dem gelben und dem grünen Ring nach oben.

    Im strömenden Regen verlor auch Tom Bartels den Überblick

    Die meisten Journalisten vor Ort bemerkten das aber gar nicht, denn die Arbeitsbedingungen dort waren katastrophal. Vier Stunden saßen die Berichterstatter unter freiem Himmel, der seine Schleusen weit geöffnet hatte. Auf den Plastik-Tischen stand das Wasser, diverse Laptops gaben den Geist auf. Selbst der routinierte ARD-Kommentator Tom Bartels verlor unter diesen Bedingungen den Überblick, als es darum ging, wer denn da nun eigentlich das olympische Feuer entzündet hatte. Es waren die ehemalige Leichtathletin Marie-José Pérec und der Judoka Teddy Riner. Zu erkennen war das auf den verregneten Bildschirmen kaum bis gar nicht. In der Live-Übertragung ist Bartels mehrfach zu hören, wie er einen Kollegen fragt: „Who‘s this girl?“, zu Deutsch: „Wer ist das Mädchen?“. Der Bild-Zeitung sagte Bartels: „Ich kenne sie natürlich, aber wir hockten da vier Stunden unter einer Plane und haben kaum was erkannt. Pérec war dann drei Sekunden von schräg hinten zu sehen und es gab, entgegen unserer Erwartungen, keine Namenseinblendungen.“

    Bis zu vier Stunden sitzen die Schwimmer im Bus

    Ähnlich chaotisch ist die Verkehrssituation rund um die meisten Wettkampfstätten. Polizei und Militär riegeln diese Bereiche regelmäßig sehr großflächig ab und sperren auch wichtige Verkehrsachsen. Betroffen davon sind dann bisweilen auch ganze Buslinien, die spontan gar nicht mehr oder nur noch verkürzte Strecken fahren. Das hat auch Konsequenzen für die rund 10.000 Sportlerinnen und Sportler, die aus dem Olympischen Dorf kreuz und quer durch Paris zu ihren Einsatzorten gebracht werden müssen.  Etwa eine Dreiviertelstunde dauert die einfache Fahrt der Schwimmer zur La Défense Arena. Das allerdings ist eher der Optimal- als Normalfall. Trotz der Olympia-Fahrbahnen, die idealerweise frei gehalten werden sollen, dauert der Transfer mitunter sogar doppelt so lang. „Es sind lange Transportweg, Busse fallen aus und man muss manchmal auch auf dem Boden sitzen“, sagte die deutsche Schwimmerin Angelina Köhler. Alles sei ein bisschen chaotisch.

    Wer am Vormittag im Halbfinale und abends im Finale schwimmt, sitzt auf Hin- und Rückweg bisweilen über vier Stunden im Bus. Zeit, die nicht nur Spitzensportler sinnvoller nützen könnten. Das Fachportal Swimsportnews schreibt, dass einige Schwimmer, darunter auch Top-Athleten aus Südkorea, inzwischen sogar aus dem Olympischen Dorf ausgezogen seien und nun in einem Hotel wohnten, das fußläufig nur fünf Minuten von der Schwimmarena entfernt liegt. In der hatte am Samstagvormittag während der ersten Vorläufe die Zeitnahme gesponnen, zumindest tauchten Zwischenzeiten und Ergebnisse erst sehr verspätet auf den Bildschirmen auf. Es dauerte über eine Stunde, bis sich das dann änderte. Am Wildwasserkanal der Kanuten wiederum hatten die Organisatoren ganz offensichtlich nicht mit einem Besucheransturm gerechnet. Zur Qualifikation am Samstagnachmittag kamen aber tausende Zuschauer und verursachten auch dort ein Verkehrschaos.

    Paris wagt einen schwierigen Spagat

    Aber natürlich ist nicht alles schlecht, ganz im Gegenteil. Paris will sich ja von seiner besten Seite zu zeigen. Das allerdings entpuppt sich als schwieriger Spagat, denn gleichzeitig sind die Sicherheitsvorkehrungen enorm. Gut, dass nahezu jeder der abertausenden freiwilligen Helfer seine Arbeit mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht verrichtet. An den Knotenpunkten der öffentlichen Verkehrsmittel kann man sich der Hilfsbereitschaft kaum entziehen. Manchmal reicht es schon, die Laufgeschwindigkeit nur minimal zu verringern, um gefragt zu werden, ob man denn Hilfe brauche. Und das übrigens, entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil, in meist gut verständlichem Englisch.

    Es scheint, als habe Paris das erste Olympia-Wochenende noch gebraucht, um sich einzugrooven. Viele Abläufe mussten eingespielt werden. Doch Besserung ist in Sicht, denn jetzt soll dann auch das Wetter mitspielen. Der nervtötende Dauerregen verabschiedet sich und machte schon am Sonntag der Sonne Platz, ab Montag sind Temperaturen über 30 Grad vorhergesagt.

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