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Überraschungen im Fußball: Warum die Relegation die Spannung nicht steigert

Glosse

Langweilige Bundesliga-Relegation: Wer Spannung will, soll sich ein Ü-Ei kaufen

Johannes Graf
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    Spannender als der Ausgang jeder Relegation: ein Ü-Ei.
    Spannender als der Ausgang jeder Relegation: ein Ü-Ei. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    Wie langweilig und eintönig wäre das Leben ohne Überraschungen? Morgens nicht zu wissen, ob die Dreijährige pünktlich in die Kinderkrippe einläuft oder ob miese Laune, ein vergessenes Plüschtier oder ein großes Geschäft dies verhindern, schießt einem blitzartig Adrenalin in die Venen. Merke: Überraschungen bringen Belebendes mit sich und schütteln Müdigkeit aus den Gliedern. Wobei das Überraschtwerden in direktem Zusammenhang mit dem Alter zu stehen scheint. Natürlich kann sich ein 80-Jähriger ein Überraschungsei kaufen und aufgeregt erwarten, ob er einen kleinen Dino oder ein Einhorn aus der gelben Kapsel befreit. Gemeinhin verläuft der Alltag nach acht Jahrzehnten auf dem Erdball jedoch in ruhigen Bahnen.

    In 14 von 17 Fällen setzt sich in der Relegation der Erstligist durch

    Nicht ganz zwei Jahrzehnte zurück liegt die Wiedereinführung der Abstiegsrelegation in der Fußball-Bundesliga. Im Sommer 2009 feierte er sein Comeback: der Nervenkitzel. So jedenfalls die Idee. Seitdem kann der Erstligist den größtmöglichen Schaden in der Verlängerung der Saison abwenden. Den 17 folgenden Paarungen lässt sich ein gewisses Maß an Spannung nicht absprechen, wie das Last-Minute-Tor des 1. FC Heidenheim gegen die SV Elversberg bewies. Letztlich jedoch bleiben Überraschungen aus. Was passieren wird – absehbar: Der Erstligist setzt sich durch. In 14 von 17 Fällen war das so.

    Das erinnert an Weihnachten für Erwachsene: Geschenke werden schön verpackt, unter den Christbaum drapiert und in einer Bescherungszeremonie ausgepackt. Um dann festzustellen, dass man jene Socken, Pullover oder Hemden bekommen hat, die die Frau zuvor einpacken sollte. Das schafft Planungssicherheit. Ein pinker Stringtanga ist schließlich nicht jedermanns Sache.

    Lösung: Relegation abschaffen und drei Erstligisten steigen ab

    Ehe die Relegation zurückkehrte, mussten drei Erstligisten absteigen. Jetzt – mit 82-prozentiger Wahrscheinlichkeit – nur mehr zwei. Um Verhältnisse nicht zu zementieren und die Durchlässigkeit zwischen erster und zweiter Liga zu erhöhen, müsste der Deutsche Fußball-Bund folglich die Relegation wieder abschaffen: Die letzten drei Klubs der Endtabelle steigen am Saisonende direkt ab. Dass es so weit kommen wird – eher unwahrscheinlich. Stattdessen dürfen sich die Fans schon jetzt auf die Relegation im nächsten Jahr freuen, wenn der Zweitligist den Aufstieg verpassen wird.

    Und wer sich überraschen lassen möchte? Der soll sich ein Ü-Ei kaufen oder eine Dreijährige in die Krippe bringen.

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