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Antworten auf Zuschauerfragen aus der DZ/WZ-Sprechstunde zur Klinik-Insolvenz

Wertingen/Dillingen

Warum wird Wertingen nicht Grundversorgerkrankenhaus?

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    Mehr als zwei Stunden konnten Leser live und online der Klinik-Geschäftsfürherin, dem Landrat, der Betriebsratsvorsitzenden der Wertinger Klinik und zwei Ärzten Fragen stellen.
    Mehr als zwei Stunden konnten Leser live und online der Klinik-Geschäftsfürherin, dem Landrat, der Betriebsratsvorsitzenden der Wertinger Klinik und zwei Ärzten Fragen stellen. Foto: Karl Aumiller

    Viele Fragen haben die Redaktion im Vorfeld und am Abend der DZ/WZ-Sprechstunde in der Wertinger Stadthalle erreicht. Bei der Sprechstunde ging es über zwei Stunden auch um die Frage, wie es zu den Entscheidungen rund um das neue Klinik-Konzept im Landkreis gekommen war. Unzählige Fragen haben die Entscheidungsträger und die Geschäftsführung der Klinik ausführlich beantwortet. Und dennoch: Es gibt noch viel mehr Fragen, das Thema Gesundheitsversorgung treibt die Menschen im Kreis Dillingen um. Deshalb hat unsere Zeitung alle Anliegen gesammelt und stellt die Fragen der Leser und Leserinnen den Verantwortlichen. Klinik-Geschäftsführerin Sonja Greschner macht den Anfang, die Antworten gibt es nun verteilt auf die einzelnen Themenkomplexe. In dieser Folge geht es um die Fragen rund um die Standortwahl für Dillingen als Grundversorger und Wertingen als sektorenübergreifender Versorger.

    Warum wird Dillingen die „Hauptklinik“ und Wertingen das kleinere Haus mit weniger Betten und weniger Angebot? Das wollte auch ein Zuhörer wissen und fragt: Wie hoch waren die Kosten für den Umbau an der Kreisklinik Wertingen? Und wie hoch werden die Kosten für die Neueinrichtung (Orthopädie, Chirurgie, Notfallversorgung) in Dillingen sein?

    Geschäftsfürherin: 25 Millionen Euro müssten auch in Wertingen investiert werden

    Klinik-Geschäftsführerin Sonja Greschner sagt: „In den Standort Wertingen wurden in der Vergangenheit beginnend in mehreren Bauabschnitten insbesondere in die Bereiche Betten- und Funktionstrakt oder für die Umbaumaßnahme in der Kardiologie circa 21 Millionen Euro investiert.“ Um letztlich den Anforderungen an einen Grundversorger mit Stand heute entsprechen zu können, müsse unabhängig von der Standortwahl jeweils stark investiert werden. Auch in Wertingen lägen die Baumaßnahmen bereits ein Jahrzehnt zurück, so Greschner. „Auch die Wertinger Klinik ist mittlerweile sanierungsbedürftig.“ Der OP-Bereich, die Funktionsdiagnostik, der Altbau und das Personalwohnheim müssten saniert werden. „Ebenso müsste man in den technischen Bereich und die Digitalisierung stärker investieren – hier sprechen wir auch von circa 25 Millionen Euro.“

    Die bessere Bausubstanz in Wertingen werde man nutzen, und dort zum Beispiel eine geriatrische Rehabilitation aufzubauen. „In Dillingen werden wir dann natürlich auch investieren müssen und bereits bestehende positive Fördermittelbescheide nutzen, so Greschner weiter.

    Wertingen und Dillingen: Gesundheitsversorgung im Fokus – Antworten von Klinik-Geschäftsführerin Greschner.

    „Die Entscheidung für den Standort Dillingen als zukünftiger Grundversorger basiert auf einer Vielzahl von Faktoren: Trotz baulicher Vorteile am Standort Wertingen bietet letztlich der Standort Dillingen die besseren Voraussetzungen für eine langfristig tragfähige medizinische Versorgung.“ Dazu zählten die zentrale Lage, das bestehende medizinische Leistungsspektrum, die Versorgungsrelevanz für die Region, das auch vom Institut für Notfallmedizin deutlich aufgezeigt worden sei, vorhandene personelle Struktur sowie gegebene Infrastruktur. „Das Dillinger Krankenhaus ist nun 35 Jahre alt: Es besteht Investitionsbedarf, hierzu stehen bereits Fördermittel in Höhe von rund 16 Millionen Euro zur Verfügung.“

    Sonja Greschner ist Geschäftsführerin der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen.
    Sonja Greschner ist Geschäftsführerin der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen. Foto: Karl Aumiller

    Wie man die restlichen Kosten für notwendige Sanierungen in Dillingen decken will, ist allerdings noch unklar. Unternehmer Hermann Buhl, der wohl lauteste Kritiker des neuen Klinik-Konzepts, gab kürzlich in einer Pressemitteilung seine Idee bekannt, das Klinik-Konzept umzusetzen, nur mit den umgedrehten Vorzeichen: Wertingen als Haupthaus und Dillingen als sektorenübergreifender Versorger. „Die Vorteile sind offensichtlich“, so Buhl. Die Orthopädie könne in Wertingen bleiben. Die Neubau-Komplexe würden weiter voll genutzt. Der Investitionsaufwand sei „erheblich geringer“. Der mögliche Einwand mit dem Hinweis auf bestehende weitere Fachabteilungen in Dillingen greife nicht, da diese in dem Medizinkonzept des Kreistags ohnehin nicht mehr vorgesehen seien, so Buhl, oder bereits jetzt die für eine langfristige Förderung erforderliche Quote nicht erfüllen.

    Greschner: Geburtshilfe und Urologie sollen in Dillingen bleiben

    Auf Nachfrage, welche Abteilungen und Quote gemeint sind, sagt Buhl: „Mir sind Informationen zugegangen, wonach in zwei Schritten Abteilungen geschlossen werden sollen. Gemeint sind vermutlich Augen und Urologie.“ Und die Geburtshilfe könne nur durch staatliche Zuschüsse arbeiten. Es werde „allgemein davon gesprochen, dass diese Quote nicht erreicht wird“, so Buhl.

    Sonja Greschner widerspricht dieser Darstellung und sagt: „Die Belegabteilungen Augenheilkunde und HNO sind bereits zum 1. Januar 2024 im beidseitigen Einvernehmen geschlossen worden.“ Die Belegabteilung Urologie werde „auf jeden Fall“ bis 31. Dezember 2026 fortgeführt. Bislang sehe das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) keine Belegabteilungen mehr vor. Die Kliniken müssten dafür eigene Leistungsgruppen etablieren. Also eigene Ärzte beschäftigen.

    Laut Greschner zeichne sich mit der künftigen Regierung doch ab, dass Belegabteilungen doch weiter geführt werden dürfen oder sogar gestärkt werden sollen. „Ungeachtet dessen sind wir uns und im Versorgungsverbund Nordschwaben einig, dass der Fachbereich Urologie sinnvollerweise an der Klinik in Dillingen fortgeführt werden muss“, sagt Greschner. Je nachdem, was in Berlin geschehe, arbeite man im Verbund dennoch daran, gegebenenfalls auch die Leistungsgruppe Urologie aufzubauen, so Greschner. „Und das auch in Kooperation mit Niedergelassenen und/oder mit einer größeren Klinik.“

    Was die Geburtshilfe angehe, so soll diese laut Greschner bestehen bleiben. Inwieweit das Lauterbach-Gesetz in der neuen Legislaturperiode dazu nochmal geändert werde, sei noch unklar. Doch auch in dem Bereich Geburtshilfe könnte es Nachbesserungen geben, so Greschner.

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