Gleich vorneweg, um sicherzustellen, dass sie nicht vergessen wird: ein Hoch auf die Kürbiscremesuppe! Die wurde serviert, als die Kleine Kulturbühne Wertingen (KKBW) zum letzten Mal für dieses Jahr ins Jugendhaus einlud. Eine nur leichte Schärfe im Nachklang rundete das mit Kürbiskernöl und gerösteten Kürbiskernen vollendete Suppengericht ab. Doch genug der Kochtopfpoesie.
Die Singer-Songwriterin Jule machte den Anfang. Mit ihrer Stimme und reduzierter Begleitung zog sie das Publikum in den Bann. Ruhig, kontemplativ. Eingängig, fein herausfordernd. Die Zerrissenheit der jungen Frau, die in ihren Texten ihr Erleben reflektiert, steht im Spannungsfeld zu der inneren Ruhe der Musik und der Schlüssigkeit der Melodik. Im zweiten Teil ihres kurzen Sets holte Jule die Wertinger Musikerin Maja Musialek auf die Bühne. Zusammen interpretierten sie zwei Songs von Amy Winehouse. Musialeks dunkles Timbre und Jules hellere Stimme, der eine freundliche Spitzbübigkeit innewohnt, spannten im Refrain ein gewaltiges Netz aus Klang, Groove und Harmonie, in dem sich das ungläubige Publikum verfing. Und es sollte nicht mehr aus diesem Netz herausfinden.
Die Musikerinnen Jule und Maja Musialek performen zusammen in Wertingen
Denn Last Exit Brooklyn übernahmen im Anschluss die Bühne. Die drei Brüder gehen zurück zur Wurzel: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang. Auf der Bühne sieht man Musiker, die Spaß haben und das auch zeigen. Das Ergebnis ist ein Wirbelwind aus Energie und Leidenschaft, der das Publikum in sich aufnimmt. In diesem Sog verliert man sich. Lebensfreude, Überschwang. Feiern! Das hohe Energie-Level der jungen Musiker, die Bühne wie Instrumente mit nonchalanter Selbstverständlichkeit beherrschen, war berauschend.
Mit Veelim & the Big Vibe eroberte ein weiteres Trio die Bühne. Das Genre: Roadtrip Rock. Die Bezeichnung könnte nicht besser auf ihre Musik passen. Denn wieso ist ein gelungener Roadtrip nicht langweilig? Weil man Zeit hat, seinen Gedanken nachzuhängen. Weil man sich mit guter Musik umgeben kann. Und weil die Landschaft in langsam sich verändernder Abwechslung an einem vorbeizuziehen scheint. Dabei ist man es doch selbst, der sich bewegt. Dieser Widerspruch wird in Veelims Songs greifbar. Die Drum-Grooves treiben mal mehr, mal weniger, der hämmernde Bass bringt Gewicht. Und Veelims Gesang erzählt dazu Geschichten. Der innere Monolog eines Roadtrips, übersetzt in Melodie und Ton.
Auch die Band Grey steht auf der Bühne im Jugendhaus Wertingen
Beim Finale war der Platz auf der Bühne praktisch erschöpft. Und Aufregung lag in der Luft. Denn die sechs Musiker der eigentlich als Coverband bekannten Band Grey performten zum ersten Mal ihre selbst geschriebenen Songs auf offener Bühne. Mit Keyboard, Akkordeon, Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang präsentierten sie ihre Musik. Das Ergebnis ist Deutschrock in all seinen Facetten: donnernde Grooves, mehrstimmiger Gesang, Texte, die das Leben reflektieren. Gegen Ende ihres Sets wurden noch ein paar Klassiker aus dem Cover-Song-Repertoire gezogen.
Info: Die KKBW geht damit in den Winterschlaf und meldet sich am 28. März 2025 wieder zurück. Weitere Infos sind unter www.kleine-kulturbuehne.de oder bei Instagram unter @kkbw_2024 zu finden. Auftrittsanfragen an: auftritt@kleine-kulturbuehne.de. (AZ)
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