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Aiwanger auf USA-Wirtschaftstour: Chancen für bayerische Unternehmen trotz Zollkonflikten?

Bayern

Dem Zollstreit zum Trotz: Warum Hubert Aiwanger in den USA auf Werbetour geht

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    Hubert Aiwanger (Freie Wähler), stellvertretender Ministerpräsident und bayerischer Wirtschaftsminister, ist aktuell in den USA unterwegs.
    Hubert Aiwanger (Freie Wähler), stellvertretender Ministerpräsident und bayerischer Wirtschaftsminister, ist aktuell in den USA unterwegs. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Andreas Hager schnauft erst einmal durch, als er am späten Sonntagnachmittag (Ortszeit) im klimatisierten Bus Platz nimmt. Der Unternehmer und Musiker aus Aichach kennt die bleierne Hitze in Charlotte, die dort um diese Jahreszeit herrscht. Dennoch ist der Besuch in North Carolina für ihn diesmal eine Premiere. Erstmals ist Hager Mitglied einer Delegation, die von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) angeführt wird. Das wird helfen, hofft Hager. „Ich bin gespannt, ob dadurch gewisse Türen aufgehen. Wenn man mit einem Minister reist, dann trifft man auch Minister.“

    Bis Donnerstag weilt die Delegation aus Bayern in den US‑Bundesstaaten North und South Carolina. Auf dem Programm stehen Besuche von Firmen und Forschungseinrichtungen sowie Gespräche mit ansässigen Unternehmern und Politikern. Ein gutes Dutzend Firmenchefs kleinerer und mittelgroßer Unternehmen gehört zu der Delegation.

    Aiwanger besucht US-Werk von BMW in Spartanburg

    Mehr als neun Flugstunden von München entfernt geht es um neue Kontakte und womöglich gute Geschäfte. Die Gegend an der Ostküste der USA ist ein gutes Pflaster für deutsche und bayerische Firmen. BMW baut in Spartanburg Autos, mehr als 200 Formen aus Deutschland haben sich in der Region niedergelassen, über 30 Firmen aus dem Freistaat haben dort Filialen. In den gesamten USA haben sich rund 6000 deutsche Firmen angesiedelt und eine Million neue Jobs geschaffen. Im Blickpunkt stehen oft die Automobilwerke deutscher Hersteller im Süden. Mercedes baut in Alabama Autos, VW in Tennessee. Auch Audi könnte Medienberichten zufolge noch folgen, um Zollschranken zu umgehen.

    Denn die Zollpolitik Donald Trumps macht vielen Firmen einen dicken Strich durch die Rechnung. Um 14 Prozent sind die Exporte aus dem Freistaat in den wichtigsten Auslandsmarkt zuletzt gesunken, eine Einigung mit der Europäischen Union im Zollstreit steht aus. Der 9. Juli gilt derzeit als Tag der Entscheidung. Aiwanger hält die US‑Zollpolitik für falsch und warnt vor einem Handelskrieg. Eine weitere Befürchtung: Führen die Zölle dazu, dass deutsche Firmen lieber in den USA als daheim investieren?

    Aiwanger sagte bei der Ankunft in Charlotte, er wolle in die Wirtschaft hineinhorchen und hören, wie die Stimmung bei deutschen und amerikanischen Firmen ist

    Die USA bleiben auch für Unternehmen aus Schwaben interessant

    Für den 46‑jährigen Hager sind die USA allen politischen Unsicherheiten zum Trotz nach wie vor ein hochinteressanter Markt. Seine in Schrobenhausen angesiedelte Firma Pepper Motion ist nur ein kleines Team von Spezialisten, die elektrische Antriebsstränge für Busse oder Lastwagen entwickeln, mit denen Neufahrzeuge ausgestattet oder Dieselgefährte nachgerüstet werden. Vor allem in Indien und den USA sieht Hager seinen Markt. In den Staaten seien gerade Elektrobusse für den Nahverkehr sehr interessant: „Da kostet der Strom weniger als die Hälfte von dem, was er in Deutschland kostet.“

    Die Geschäftsidee erinnert an einen einstigen Hoffnungsträger der Augsburger Wirtschaft. Vor drei Jahren sorgte die Gersthofer Firma Quantron für Aufsehen, als sie in den USA einen Milliardenauftrag an Land zog. 500 Lastwagen mit Wasserstoff sollten in den USA mit dem Know-how aus Gersthofen gebaut werden. Bei der Vertragsunterzeichnung in Washington im Herbst 2022 war auch Aiwanger dabei. Der Wirtschaftsminister brachte kein Glück. Das vermeintliche Milliardengeschäft erwies sich als zu groß für das kleine Unternehmen. Der Hoffnungsträger schlitterte am Ende in die Insolvenz.

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