Die deutsche Industrie könnte durch die Handelspolitik Donald Trumps weiter massiv unter Druck geraten. Wenn der US-Präsident gegen die Europäische Union wie zuletzt gegenüber China Zölle erhebt, wird das exportorientierten heimischen Unternehmen deutlich zusetzen. Der Chef-Volkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, warnte gegenüber unserer Redaktion: „Es steht uns vermutlich ein schwieriges wirtschaftliches Jahr bevor.“ Denn die deutsche Wirtschaft befinde sich schon jetzt in einer heiklen Position, ist sie doch im letzten Quartal des vergangenen Jahres geschrumpft. Krämer warnte: „Seit 2018 geht die deutsche Industrie-Produktion zurück. Gerade das verarbeitende Gewerbe, also Autoindustrie, Maschinenbau oder die Chemiebranche, stehen unter Druck.“ Die Unternehmen belaste auch, „dass seit drei, vier Jahren die Nachfrage nach deutschen Produkten aus China zurückgeht“.
Sollte die USA die deutsche Wirtschaft in ohnehin schwierigen Zeiten mit Zöllen belegen, wäre das vor allem für angeschlagene Unternehmen fatal, selbst wenn Brüssel wie zuletzt China Gegen-Zölle von zehn bis 15 Prozent auf bestimmte US-Produkte verhängt. Ein Handelskrieg könnte also in Deutschland tausende Arbeitsplätze kosten. Davon ist der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer überzeugt. Der Wissenschaftler sagte im Gespräch: „Trump wird Wohlstand aus Europa und Deutschland in die USA verlagern. Wir werden eine sehr hohe US-Rechnung, auch bei unserem Arbeitsmarkt, zu bezahlen haben.“ Für Dudenhöffer „ist der US-Präsident unser Feind wie Putin“. Trump nehme Europa und Deutschland Arbeitsplätze und Fabriken weg.
Deutsche Auto-Konzerne haben Angst vor Trump
Von der US-Politik betroffene Auto-Größen wie VW, Audi, BMW und Mercedes geben sich auf Anfrage zurückhaltend. Fast gleichlautend teilen die Unternehmen mit, die Lage erst einmal zu beobachten. Die Konzern-Chefs halten sich zunächst mit Aussagen zurück, schließlich wollen sie Trump nicht verärgern. VW, BMW und Mercedes verfügen über Fabriken in Mexiko und in den USA. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass in Führungsgremien intensiv diskutiert wird, wie die Produktion in den USA ausgeweitet werden kann und ob sich im Gegenzug die Fertigung in Mexiko zurückfahren lässt, um dem amerikanischen Präsidenten Entgegenkommen zu signalisieren. Hier geht es um grundlegende Entscheidungen und Milliarden-Investments, was die Zurückhaltung der Auto-Vorstände erklärt.

Deutsche Autobauer warten ab, was Trump macht
Ein BMW-Sprecher teilte immerhin warnend an die Adresse Trumps mit: „Zölle behindern den freien Handel, bremsen Innovationen und setzen eine Negativspirale in Gang.“ Letztlich seien die Kunden die Leidtragenden, würden Produkte so nicht nur teurer, sondern auch weniger innovativ. Nun warten die Verantwortlichen in den Führungsetagen der europäischen Autobauer ab, ob der US-Präsident doch noch Zölle gegenüber Mexiko erhebt. Er hatte diese wie auch im Fall Kanadas zuletzt ausgesetzt, nachdem die Regierungen beider Länder ihm in Migrations-Fragen und bei der Drogenbekämpfung entgegengekommen sind.
Doch der deutschen Autoindustrie wie auch dem exportstarken Maschinenbau droht weiter Ungemach. Fahrzeug-Experte Stefan Bratzel geht davon aus, „dass die deutsche Autoindustrie weiter schrumpft“. Unserer Redaktion sagte der Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach: „Die Deindustrialisierung der Autoindustrie ist in vollem Gang. 2025 wird wie 2026 ein hartes Jahr für die Branche.“
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