Da kommt etwas, aber keiner weiß so genau, was. Diese Unsicherheit schwebt seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald wie eine dunkle Wolke über vielen Unternehmen in der Region. Dass der Republikaner seine Androhung aus dem Wahlkampf wahrmacht und im großen Stil Zölle erheben wird, daran zweifelt Gernot Egretzberger, Vorsitzender der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber (bayme vbm) in der Region Augsburg, nicht. Die Frage ist nur: Wie weit wird Trump gehen?
„Die USA sind der größte Exportmarkt für unsere Branche. Von US-Kunden höre ich, dass sie sich längst auf Strafzölle vorbereiten. Doch auch sie wissen momentan nicht, wen es trifft“, sagt Egretzberger, der auch Geschäftsführer des Traditionsunternehmens J.N. Eberle & Cie ist, einem Hersteller von Bandsägen und Bandstahl in Augsburg. Selbst, wenn das Schlimmste noch abgewandt werden könnte, dürfte am Ende eine weitere Belastung für viele Unternehmen stehen. Denn höhere Preise durchzusetzen, sei international nur schwer möglich, sagt der Manager am Donnerstag bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturumfrage seines Verbands.
Die Produktion liegt unter dem Niveau vor Corona
Bereits jetzt klagen demnach 70 Prozent der Unternehmen über eine Verschlechterung der Standortbedingungen im Vergleich zum vergangenen Sommer. Und die Erwartungen der Unternehmen haben sich weiter verschlechtert. Schuld daran sind laut Egretzberger nicht zuletzt die gestiegenen Kosten in Deutschland. „Wir brauchen daher dringend Entlastungen bei Arbeitskosten, Energiekosten, Unternehmenssteuern und bürokratischen Vorgaben“, betont er. Trotz zuletzt gesunkener Strompreise blieben die Energiekosten ein großes Problem für viele Unternehmen.
„Zum Strompreis gehören ja auch Abgaben wie die Netzentgelte. Die sind weiter gestiegen. Zudem stecken die hohen Energiekosten in den höheren Preisen für Rohstoffe und Vorprodukte, die wir beziehen“, erklärt Egretzberger. In der Summe führten die Belastungen für die Unternehmen in Verbindung mit der Konjunkturflaute dazu, dass die Produktion in Bayern sinke. „Von Januar bis November lag sie um acht Prozent unter dem Vorjahresniveau. Mittlerweile liegen wir bayernweit 20 Prozent unter dem Niveau von 2018, also vor der Coronazeit“, warnt der Verbandsvertreter.
Sonderkonjunktur herrscht in der Luftfahrts- und Verteidigungsindustrie
Die Zahl der Beschäftigten in der Branche sank bayernweit bis zum Herbst 2024 um 7500 Stellen. Die Aussichten für die Zukunft sind nicht besser. Laut Egretzberger geht über die Hälfte der Betriebe in Schwaben davon aus, noch im ersten Halbjahr Personal abbauen zu müssen. Insgesamt rechnet der Verband mit einem Rückgang der Beschäftigung um 3400 von aktuell gut 136.000 Stellen schwabenweit bis Ende des Jahres.
Trotz der vielen dunklen Wolken gibt es zumindest einige positive Ausnahmen. Zwölf Prozent der Unternehmen in der Region planten immerhin einen Aufbau der Beschäftigung. Gut läuft es etwa in der Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie. Insgesamt sei die Ertragslage in der Branche in Schwaben immer noch ordentlich. Allerdings: Die Luft wird dünner. Gut 35 Prozent der Betriebe kamen im vergangenen Jahr nur auf Nettoumsatzrenditen von unter zwei Prozent. Fast 20 Prozent rechnen damit, unter dem Strich sogar rote Zahlen geschrieben zu haben, berichtet der Verband.
Wenig überraschend halten sich die Unternehmen daher mit Investitionen zurück. Wenn Geld in die Hand genommen wird, stehen meist Ersatzbeschaffungen oder Projekte zur Rationalisierung im Fokus, berichtet Egretzberger. Nur 14 Prozent der geplanten Investitionen fließen demnach in Erweiterungen. Und: Wenn investiert wird, dann öfter im Ausland. Wertschöpfung fließt also aus Deutschland ab. Donald Trump könnte diesen Prozess noch einmal beschleunigen.
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