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  3. Interview vor dem 75. Geburtstag: Ignaz Walter: „Ich war immer ein glücklicher Mensch“

Interview vor dem 75. Geburtstag
09.07.2011

Ignaz Walter: „Ich war immer ein glücklicher Mensch“

„Ich bin nie weder nach oben noch nach unten ausgeflippt.“Walter über sein Selbstverständnis

Einst leitete Ignaz Walter einen der größten Baukonzerne Europas. Seit der Pleite im Jahr 2005 macht er Banken für die Insolvenz verantwortlich. Am 10. Juli wird er 75 Jahre alt.

Der gebürtige Augsburger Ignaz Walter hat aus dem Nichts über Jahrzehnte ein weltweit tätiges Bauunternehmen aufgebaut, das in seiner Glanzzeit mehr als 50.000 Mitarbeiter beschäftigte. Ob bei Projekten wie der Sanierung des Olympiastadions in Berlin, dem Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, der U-Bahn in Seattle, Großbrücken in Alaska, Hotels in Australien, Autobahnen in Kamerun, einem Staudamm in China – Walter-Firmen waren maßgeblich beteiligt. Der Unternehmer stieg zum Präsidenten des Verbandes der Deutschen Bauindustrie und zum Vizepräsidenten der gesamten Deutschen Industrie (BDI) auf.

Im Jahr 2005 musste die Walter Bau-AG nach fünf harten Jahren „des Kampfes gegen die Banken“, wie Walter sagt, Insolvenz beantragen – eine Tragödie für Mitarbeiter, Geschäftspartner und den Unternehmer. Am Sonntag wird Walter 75 Jahre alt. Vorab sprachen wir mit dem früheren Firmenchef. Das Interview fand im ehemaligen Sitz des Konzerns in Augsburg statt.

Walters Zimmer wirkt wie früher. Ein Bild mit dem einstigen Kanzler Gerhard Schröder hängt an der Wand. In einer Glasvitrine stehen Modelle von Kränen und schweren Baumaschinen ehemaliger Walter-Firmen. Auf einem Teppich prangt ein großes „W“.

Wie fühlen Sie sich?

Walter: Wie 55. Ich kann es nicht fassen, dass ich 75 werde. Feiern werde ich am Sonntag im Familienkreis.

Ihr Lebenswerk wurde – wie Sie sagen – zerstört. Sind Sie ein gebrochener Mensch?

Walter (etwas lauter werdend): Ich bin ein gläubiger Mensch und beschäftige mich intensiv seit meinem 18. Lebensjahr mit Philosophie. Das hat mir immer geholfen. Ich habe nie die Orientierung verloren. Ich bin nie weder nach oben noch nach unten ausgeflippt. Ich war immer ein glücklicher Mensch, auch als sie mir das nach meiner Familie zweitwichtigste im Leben, nämlich den Konzern, weggenommen haben. Meine Familie ist mir heilig und hat mir Kraft gegeben. Meine Frau, die drei Kinder und sechs Enkelkinder sind mein Glück.

Waren Sie wirklich nie verzweifelt in den Jahren nach der Insolvenz?

Walter: Ich war nie depressiv und dachte nie daran, mich vor den Zug zu werfen. Ich war nie ein gebrochener Mann. Ich habe auch nie gehadert.

Es muss doch für Sie eine schwere Zeit gewesen sein, schließlich fiel Ihr Lebenswerk in sich zusammen?

Walter: Zorn erfasste mich natürlich, ein heiliger Zorn. Dieser Zorn hielt mich über Wasser. Aber jeder Schrei nach Gerechtigkeit verhallt wie ein Knall im Schalldämmraum.

Zorn auf die Banken?

Walter (schaut wütend): Natürlich. Mein Konzern wurde mutwillig zerstört. Die Deutsche Bank kürzte 2000 der Walter Bau-AG und später der ganzen Walter-Gruppe die Bürgschaften, obwohl wir über rund 3,0 Milliarden D-Mark flüssige Mittel verfügten. Und ohne Bürgschaften kann bekanntlich keine Baugruppe existieren. Die kerngesunde Walter-Bau war damit über Nacht fast handlungsunfähig. Eine unvorstellbare Kapitalvernichtung und Arbeitsplatzzerstörung fand statt. Wir wurden das Opfer eines Komplotts geldgieriger Finanzhaie.

Und wie sehen Sie Ihre Verantwortung für den Zusammenbruch des Unternehmens?

Walter: Ich war immer fair und bereicherte mich nie auf Kosten anderer. Ich habe ein Leben lang versucht, so anständig wie möglich zu bleiben. Meist ist mir das gelungen. Walter-Bau war ein kerngesundes Unternehmen, es war selbst zum Zeitpunkt der Insolvenz noch sanierungsfähig, wie zuvor die Beratungsfirma Roland Berger bestätigt hatte.

Ihre Ausführungen ähneln den Argumenten des Medienunternehmers Leo Kirch, der für die Pleite seines Konzerns vor allem die Deutsche Bank verantwortlich macht. Kritiker führen den Kollaps des Walter- und des Kirch-Imperiums aber auch auf die Persönlichkeit der früheren Chefs zurück. Von Patriarchentum und Beratungsresistenz ist die Rede.

Walter: Da versuchen neidgeplagte Menschen mich in falsche Schubladen zu stecken. Viele schreiben dann nur noch ab. Mein Leben lang läuft das so. Ich bin kein Patriarch. Das ist doch Blödsinn! Genau wie das Vorurteil, ich würde nach Gutsherrenart herrschen. Fragen Sie den früheren Betriebsratsvorsitzenden Herrn Poppelreuther, meine Mitarbeiter, meine beiden Söhne, mit denen ich in unserer heutigen Firma zusammenarbeite. Sie werden Ihnen das Gegenteil sagen. Hinter den Kulissen diskutieren wir leidenschaftlich. Da fetzen wir uns manchmal sogar. Selbstverständlich lasse ich mich von anderen Menschen überzeugen, aber nicht durch Geschwätz, sondern durch qualifizierte Argumente.

Wirklich? Dann haben Sie viele Menschen bisher über lange Zeit hinweg falsch eingeschätzt.

Walter: Ich wurde oft falsch gesehen. Man brachte mir oft Misstrauen entgegen, wohl auch, weil ich zeitweise überdimensionalen Erfolg hatte. Dabei wurden mir Dinge unterstellt, die so nicht stimmen, zum Beispiel war die Sehnsucht nach Anerkennung nie die Motivation für mein Handeln. Und es ging mir auch nicht darum, geliebt zu werden, auch nie um Macht und Geld. Dies benötigte ich nur zur Investition.

Bis zum Jahr 2000 war das Glück auf Ihrer Seite. Was ist davon finanziell geblieben. Wie hoch ist Ihr Vermögen?

Walter (schmunzelt): Ich bin nicht zum Betteln gezwungen. Unserer Firma gehören Immobilien wie der Glaspalast in Augsburg. Auch die gegenüberliegende frühere Firmenzentrale der Walter Bau-AG konnte ich zurückkaufen, was eine große Genugtuung für mich ist. Unter dem Dach unserer heutigen Firma betreuen wir viele weitere eigene große Immobilien und EDV-Unternehmen. Wir betreiben auch spezielle Projektentwicklungen.

Sie sind weiter Unternehmer. Was hat Sie motiviert, sich nach Maurerlehre, zweitem Bildungsweg und Studium selbstständig zu machen?

Walter: Ich bin in nicht gerade begüterten Verhältnissen aufgewachsen. Meine Eltern hatten sechs Kinder, ich war der Älteste. Ich weiß, wie es ist, wenn Kinder nicht satt werden. Ich habe meine Mutter, die ich wie eine Heilige verehre, deshalb weinen gesehen. Ich wurde in einer wunderbaren Familie groß, aber ich wollte raus aus dieser Armut. Ich wusste, dass ich es aus eigener Kraft schaffe. So wurde ich wahnsinnig ehrgeizig. Ich war immer ein Einser-Schüler. Ich habe nie abgeschrieben, aber andere immer abschreiben lassen. Ich war beliebt als Kamerad, kein Streber. Ich war auch ein guter Sportler.

All das hätte auch der frühere Kanzler Gerhard Schröder von sich sagen können, den Sie ja gut kennen. Der SPD-Mann hat sich auch aus einfachen Verhältnissen den Weg nach oben erkämpft. Würden Sie heute wieder Bauunternehmer werden?

Walter: Schröder mag ich. Wenn ich vor 50 Jahren gewusst hätte, was ich heute weiß, würde ich unter keinen Umständen versuchen, in der Bauindustrie Karriere zu machen. Da wäre ich ja dumm. Ich würde Investmentbanker. Die großen Profiteure unserer Zeit sind die Banker, die Investmentbanker. Auch als Investmentbanker würde ich aber anständig bleiben und keine Heuschrecke werden.

Vielleicht werden Sie ja noch Banker. Sie tragen sich ja mit dem Gedanken, ein mittelständisches Finanzinstitut mit dem Namen Galaxi Kapital AG zu gründen, um Familienunternehmen mit ausreichend Geld zu versorgen. Was ist aus den Plänen geworden?

Walter: Die Gründung der Galaxi Kapital AG ist erst der zweite Schritt. Ihm muss ein anderer – und zwar die Entwicklung der Unternehmer-Loge – vorangehen.

Die Unternehmer-Loge? Gehen Sie unter die Freimaurer?

Walter: Nein. Die Unternehmer-Loge für Selbstständige soll dem Mittelstand, also dem Rückgrat unserer Wirtschaft, Vorteile und mehr Gehör verschaffen. Wir wollen damit nicht Vereinigungen wie etwa den Handwerkskammern Konkurrenz machen.

Was sind Ihre Ziele?

Walter: Wir wollen weg vom Managerismus, von neunmalklugen Managern ohne Moral und ohne persönliches Kapitalrisiko. Wir wollen weg vom Kurzzeitdenken, Fantasiegehältern, obszönen Boni und hin zu wahrem Unternehmertum.

Sie haben sich einiges vorgenommen. Diese Unternehmer-Loge ist aber noch völlig unbekannt.

Walter: Deswegen schalte ich ab 11. Juli im ZDF (erster Werbespot um 19.22 Uhr) für viel Geld zu bester Sendezeit Werbespots, in denen über unsere Ziele berichtet wird. Auch im Internet sind wir unter: www.unternehmer-loge.de präsent. Ich trete in den Werbespots aber nicht persönlich auf. Das Motto heißt: Selbstständige Unternehmer dieses Landes vereinigt euch! Wenn genug Unternehmer der Loge beitreten, schaffen wir die mächtigste Vereinigung im Lande und wir können auch eine wahre Unternehmer-Bank gründen.

Ihr heiliger Zorn richtet sich vor allem auf Manager. Spüren Sie gar keine Anwandlungen von Altersmilde?

Walter: Doch. Altersmilde hat sich längst eingestellt. Ich empfinde keine Rachegefühle gegenüber all denen, die meinen Konzern vernichtet haben und damit ein Wirtschaftsverbrechen begangen haben. Von den zehn Typen, welche im Internet abgebildet sind, ist nur noch einer aktiv. Die anderen sind im Gefängnis oder wegen Milliardenverlust entlassen.

Das Interview führten Alfred Schmidt und Stefan Stahl

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