Weltbild: Komplett-Übernahme scheint möglich
Positive Wende bei Weltbild? Womöglich könnten Verlag und Buchhandlungen zusammenbleiben. Ein Investor soll bereitstehen. Doch das Insolvenzverfahren ist in einer kritischen Phase.
Im Drama um den insolventen Augsburger Weltbild-Konzern deutet sich eine positive Wendung für die Beschäftigten an. Wie unsere Zeitung am Freitag aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, steht ein Finanzinvestor bereit, das Verlagsgeschäft und die Buchhandlungen zu übernehmen. Die Spur führe nach München.
Dort gibt es allerdings zahllose Finanzbeteiligungsgesellschaften. Der Name des Bieters ist bisher nicht durchgesickert. Noch könnte der Interessent, wie es bei Firmen-Pleiten bereits passiert ist, in letzter Minute abspringen.
Weltbild: Das Insolvenzverfahren ist in einer kritischen Phase
Das Insolvenzverfahren befindet sich damit in einer besonders kritischen Phase. Um es in der Sprache der Angler zu sagen: Oft hat schon ein dicker Fisch bei einem Insolvenzverwalter angebissen und schaffte es doch, den Haken loszuwerden und sich davon zu machen.
Ein Insider benutzt einen anderen Vergleich: „Wir sind auf der Zielgeraden des Investorenprozesses. Doch bis zum Ziel sind es noch 100 bis 200 Meter.“ Da könne der Läufer von sich aus stürzen oder von Konkurrenten zu Fall gebracht werden. Entsprechend verschwiegen geben sich mit dem Weltbild-Fall vertraute Personen. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, heißt es, habe seinen Laden im Griff.
Lob für Weltbild-Insolvenzverwalter Geiwitz
Am Freitag wollte keiner ein offizielles Statement abgeben. Dennoch scheint es gut für das Unternehmen auszusehen. Geiwitz, bestätigen mit dem Vorgang befasste Personen, mache einen „exzellenten Job“ bei der Investorensuche. Unter den gegebenen Umständen wäre die sich andeutende Lösung das Beste, was dem Standort Augsburg widerfahren könnte.
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Käme es zu der sich abzeichnenden Variante, würden sich Befürchtungen, Weltbild werde zerschlagen, nicht bestätigen. Wie mehrfach berichtet, buhlen viele Firmen um Teile des Weltbild-Geschäfts. Der eine Interessent will nur die Sparte mit dem Lesegerät für elektronische Bücher (Tolino) an sich reißen, ein anderer etwa zeigt Interesse an der Logistik.
Im besten Fall blieben Verlag und Buchhandlungen zusammen
Geht die Sache gut aus, blieben Verlag (Onlinegeschäft, Katalog, Logistik) und die Buchhandlungen zusammen. Das war stets der Plan von Geiwitz. Somit würde das mediale Mehrkanal-Konzept des langjährigen Weltbild-Chefs Carel Halff – wenn auch in abgespeckter Form – weitergeführt. Bis es soweit ist, müssen aus Absichtserklärungen wasserdichte Verträge werden.
Geiwitz scheint bei alledem nicht unter hohem Zeitdruck zu stehen. Es sei ihm, wie Insider berichten, gelungen, Weltbild wieder auf eine finanziell solidere Basis zu stellen, sodass er sich Luft für die Investorengespräche verschafft habe. Das erforderte aber auch harte Einschnitte.
So werden 53 von 220 Filialen des Unternehmens geschlossen. Es müssen 293 von rund 1300 Mitarbeitern der Buchhandelssparte gehen. Im Verlag wurden 582 von zuletzt 1776 Beschäftigten entlassen. Weitere könnten folgen.
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