
Entlastung für Bahn-Pendler: Wer mit dem 49-Euro-Ticket wie viel spart


Bund und Länder haben sich geeinigt: Das 49-Euro-Ticket kommt. Es soll für den Nahverkehr gelten. Wir haben berechnet, wie viel Geld sich damit sparen lässt.
Einfach in den nächsten Regionalzug steigen und in die Alpen fahren. In einer fremden Stadt ankommen und, ohne den Tarifdschungel durchblicken zu müssen, mit dem Bus ins Hotel fahren. Nicht mehr alles gegenrechnen müssen, um dann festzustellen, dass die Autofahrt zu zweit nur den Bruchteil einer Zugfahrt kostet. All das hat 2022 das 9-Euro-Ticket ermöglicht. Das Ticket, das jeweils im Juli, August und September angeboten wurde, war beliebt, rund 52 Millionen Mal wurde es verkauft. Nun steht ein Nachfolger fest: Das 49-Euro-Ticket, das unter dem Namen "Deutschlandticket" angeboten werden soll. Als Startdatum wurde von Bund und Ländern der 1. Mai 2023 beschlossen. Die deutschlandweit gültige Monatskarte soll ab dem 3. April verkauft werden. Das notwendige Gesetz wird voraussichtlich Ende März durch den Bundesrat gehen.
Nun kostet das Ticket mehr als fünfmal so viel wie das beliebte Vorbild. Einer Civey-Umfrage des Spiegel zufolge wollen trotzdem elf bis 20 Millionen Menschen das 49-Euro-Ticket kaufen. Denn auch mit 49 Euro pro Monat lässt sich eine ganze Menge sparen. Wir haben berechnet, wie viel.
49-Euro-Ticket: So viel Geld spart man in Augsburg
- Das billigste Monatsticket – ohne Ermäßigung – für den AVV kostet nächstes Jahr 55,70 Euro (da das 49-Euro-Ticket erst 2023 kommen soll, rechnen wir mit den bereits angekündigten erhöhten Preisen). Damit sind allerdings nur Fahrten innerhalb einer Zone möglich. Wer ein Monatsticket für die zentralste Zone (10) hat, kommt bis zum Oberhauser Bahnhof, zur Ulrichsbrücke oder zur Berufsschule. Das neue Ticket sorgt für eine Einsparung von 6,70 Euro im Monat, im Jahr wären das 80,40 Euro. Allerdings – und hier zeigt sich, dass es bei den Tarifen schnell kompliziert wird – gibt es beim AVV die Möglichkeit, statt des normalen Monatstickets ein "Mobil-Abo" zu beziehen. Es handelt sich um ein Jahresabo, bei dem der Preis monatlich abgebucht wird. Dieses kostet für Zone 10 nächstes Jahr 45,60 Euro im Monat, das sind 547,20 Euro im Jahr – also 40,80 Euro weniger als das Deutschlandticket. Wer also nur sehr zentral in Augsburg unterwegs ist, fährt mit dem Mobil-Abo günstiger.
- Doch schon wer regelmäßig aus der Innenstadt nach Lechhausen oder Göggingen muss, braucht in seinem Monatsticket zwei Zonen (10 und 20, der sogenannte Innenraum) – hier rechnet sich das Deutschlandticket in jedem Fall. Denn das normale Monatsticket kostet 81,50 Euro – 32,50 Euro mehr als der neue Fahrschein. Und auch das Jahresticket im "Mobil-Abo" ist mit 63,20 Euro monatlich (758,40 Euro im Jahr) deutlich teurer – hier liegt die Ersparnis bei 170,40 Euro im Jahr.
- Je größer das Gebiet ist, in dem das Monatsticket oder das Mobil-Abo gelten soll, desto teurer wird es. Da das 49-Euro-Ticket aber immer gleich viel kostet, steigt mit zunehmender Größe des benötigten Gebietes das Sparpotenzial. Wer beispielsweise bisher das Mobil-Abo Innenraum Plus braucht, spart 546 Euro. Im Gesamtraum wird es sogar 783,60 Euro günstiger.
- Für Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende lohnt sich das Deutschlandticket übrigens nicht, sofern sie nur im AVV-Gebiet unterwegs sind. Für sie bietet der AVV ein 365-Euro-Jahresticket an, das damit im Jahr 233 Euro günstiger als das 49-Euro-Ticket ist.
Für Pendler wird es deutlich günstiger: Das bringt das 49-Euro-Ticket auf der Strecke Augsburg – München
Nun soll das 49-Euro Ticket nicht nur für Straßenbahnen, Busse und andere Verkehrsmittel im AVV-Bereich gelten. Enthalten sind auch Regionalzüge. Das wird vor allem für Pendler interessant. Wer etwa mit dem Zug zum Arbeiten nach München fährt, kann schnell einen vierstelligen Betrag einsparen. Auch, weil mit den 49-Euro gleich mehrere Tarifgebiete abgegolten sind: etwa die Straßenbahnfahrt zum Augsburger Hauptbahnhof, der Regionalzug zum Münchner Hauptbahnhof und dann die U-Bahnfahrt im Münchner MVV-Gebiet.
- Allein das Pendlerticket von Augsburg nach München kostet, wenn man es für nur einen Monat kauft, 262,10 Euro – also 213,10 Euro mehr als das Deutschlandticket. Hier gibt es aber eine Vergünstigung, wenn man das Ticket im Abo kauft und eine weitere, wenn man sich direkt für eine Jahreskarte entscheidet: Pendlerinnen und Pendler zahlen dann jährlich 2442,70 Euro. Sie sparen mit dem neuen Deutschlandticket 1854,70 Euro.
- Allerdings: Hier wird es kompliziert, da es verschiedene Angebote der Bahn und ihrer Partner gibt. Wenn Arbeitgeber etwa einen Vertrag mit der Bahn geschlossen haben, sind vergünstigte Jobtickets möglich. Und für diejenigen, die mehrere Tarifgebiete benötigen, gibt es mit der AboPlusCardBayern eine Kombikarte, die je nach benötigten Bereichen unterschiedlich viel kostet. Wie groß die Einsparung tatsächlich ist, ist daher sehr individuell.
- Wer ein Monatsticket in München benötigt, kann mit dem neuen Ticket viel sparen – allerdings gibt es ein paar Dinge zu beachten. Die Isarcard-Monat für den Innenraum (Zone M – umfasst den größten Teil des Stadtgebietes) kostet im nächsten Jahr 63,20 Euro, das 49-Euro-Ticket sorgt also für eine Vergünstigung von 14,20 Euro. Wer die Isarcard direkt für ein Jahr kauft, bekommt aber einen Rabatt: Sie kostet dann 297 Euro im Jahr, also nur 9 Euro mehr als das 49-Euro-Ticket. Und: Bei Erwachsenen mit einer Isarcard können bis zu drei Kinder (6-14 Jahre) kostenlos mitfahren (Montag bis Freitag erst ab 9 Uhr). In so einem Fall kann es sich also doch wieder lohnen, den Tarifdschungel zu lichten und nach der für den Einzelfall günstigsten Lösung zu suchen.
- Auch hier gilt aber allgemein: je größer das benötigte Gebiet, desto höher das Einsparpotenzial. Wer die Isarcad bis Zone 4 benötigt – damit sind auch S-Bahn-Fahrten bis nach Herrsching am Ammersee und bis nach Erding enthalten – muss dafür bisher 1761 Euro im Jahr zahlen. Mit dem 49-Euro-Ticket sind es 1173 Euro weniger.
Das 49-Euro-Ticket kann also bei sehr vielen Menschen für eine spürbare Entlastung sorgen und ein echter Anreiz sein, die Bahn zu nutzen. Allerdings gibt es auch Kritik am günstigen Fahrschein: Sparen kann nur der, der Bus und Bahn auch wirklich nutzen kann. Gerade im ländlichen Raum sind die öffentlichen Verkehrsmittel aber oft so schlecht ausgebaut, dass sie für viele keine Alternative sind, unabhängig vom Preis. Und für ein einzelnes Wochenende in Augsburg lohnt sich das Ticket für 49 Euro nicht.
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Für ein Jahresabo kann ich auch 280l Super E5 tanken, das reicht mir für ca. 4300km, mehr als 6000km fahre ich ohnehin nicht im Jahr. Wenn ich mein Auto rumstehen und rosten lasse, fallen trotzdem alle Fixkosten weiterhin an.
Ich fahre so selten wie irgend möglich ins Stadtzentrum, und wenn, dann kann ich mir den Straftarif der AVV 6€ für 2 x 2 Streifen gerade noch leisten. Würde ich irgendwann einmal auf ein Elektroauto umsteigen, wird für mich der ÖPNV von den Kosten noch unattraktiver. Ich habe gar nicht die Zeit, das Stadtzentrum 8 mal im Monat zu besuchen, also 16 mal zu fahren, um ein 49- Euro- Ticket wirtschaftlich zu nutzen.
Also niederschwellig ist das Angebot nicht, nötigt die Autofahrer wieder einmal zu entweder- oder.
Für Pendler, die nicht nur fahren sondern "nebenbei" auch noch 8 Stundern arbeiten müssen, spielt der Zeitfaktorschon auch eine nicht zu unterschätzende Rolle (Nahverkehrszug, IC, ICE?).
Da ist der Nahverkehrszug aber im Vorteil, weil ich dort länger arbeiten kann als im IC oder ICE.
Aber wenn der Nahverkehrszug überfüllt ist, sagen wir mal mit 120% und der ICE vielleicht nur mit insgesamt 80%? Im Nahverkehrszug dürfte das Arbeiten schwieriger sein, von der Ruhe ganz zu schweigen.
Und wenn man in der Realität am Bahnsteig frierend oder schwitzend wartet, weil der Zug mal wieder ausfällt oder verspätet ist, lässt sich auch nur schwer arbeiten. Wäre ja schön wenn es anders wäre.