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CSU-Chef Markus Söder packt beim Politischen Aschermittwoch in Passau aus

Politischer Aschermittwoch

Am Stammtisch plötzlich Staatsmann: Söder packt nicht nur den Dampfhammer aus

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    Abgeliefert: Wie stark Bayern aus seiner Sicht ist, machte CSU-Chef Markus Söder in Passau natürlich mehr als deutlich.
    Abgeliefert: Wie stark Bayern aus seiner Sicht ist, machte CSU-Chef Markus Söder in Passau natürlich mehr als deutlich. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Bierzeltstimmung first! Das gilt für Ministerpräsident Markus Söder (CSU) selbst dann, wenn in Berlin gerade über eine neue Regierung verhandelt wird. Anders als die weiteren Sondierer von Union und SPD hat Söder seine Rede am Politischen Aschermittwoch nicht abgesagt. Fans und Funktionäre in der Passauer Dreiländerhalle feiern ihn dafür, der geschätzt 100 Meter lange Weg vom Halleneingang zur Bühne dauert sieben Minuten. Generalsekretär Martin Huber begleitet Söder, vorne am Kabinetts-Bierzelttisch erwartet ihn die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Dorothee Bär. Damit ist fast das ganze Sondierungsteam in Passau.

    Söder geht auf die Bühne, sein Instagram-Acoount geht live. Warum er nicht in Berlin, sondern in Passau ist? „Wir reden hier doch nicht von den mickrigen Hungerleiderveranstaltungen der anderen. Passau ist heute die Hauptstadt Deutschlands! Hier wird Rechenschaft abgelegt, hier werden Programme bestimmt!“ Trotzdem, Alexander Dobrindt ist in Berlin geblieben, sitzt mit Friedrich Merz beim Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD), während Söder poltert und Pointen setzt.

    Das „Deutschlandpaket“ mit Milliardenkrediten für Infrastruktur und Verteidigung präsentiert Söder als hoffnungsvolles Zeichen

    Das Bewusstsein für die Verantwortung der künftigen Regierung begleitet Söder auch bei seiner Stammtischrede. Wenn er etwa den bundes- und außenpolitischen Teil an den Beginn stellt. Habeck empfiehlt er vorher noch eine Rückkehr in die Landesregierung von Schleswig-Holstein, dem CSU-Wahlrechtsreform-Opfer Volker Ullrich aus Augsburg gratuliert er zu seinem Affront gegenüber der Grünen Claudia Roth. „So, das war der einfache Teil.“ Dass die Union die Stimmen der Grünen im Bund noch für die Abstimmung über ihr jüngst vereinbartes Sondervermögen braucht, kümmert Söder offenbar überhaupt nicht.

    Er schwenkt um auf die fragile Weltlage: „Ich fühle mich als Transatlantiker. Was gerade stattfindet, erschüttert mein persönliches Koordinatensystem, und ich weiß, ich bin nicht der Einzige.“

    Kaum ein Wort verwendet Söder in der ersten Stunde häufiger als „Europa“ – außer „Bayern“ natürlich. Manchmal auch beides in einem Satz. Gäbe es einen Maßstab für eine gelungene Bierhallen-Rede in Sondierungszeiten, in diesen Sätzen wäre er wohl bestmöglich erreicht: „Wehklager und Jammerer werden in Washington nicht gehört. Wir müssen unser Land aufrüsten. Machen wir Bayern, Deutschland und Europa stärker als je zuvor!“ Von den laut CSU „gefühlt 10.000 Menschen“ in der vollen Dreiländerhalle, in die realistisch betrachtet eher 3600 passen, gibt es dafür ebenso viel Applaus wie für typische Polterparolen. Etwa die, dass in Ampelzeiten sogar die Flugzeuge vielfach gestreikt hätten, wenn Annalena Baerbock habe einsteigen wollen.

    Für die Frauen in der CSU hatte Parteichef Markus Söder ein extra Lob übrig, hier (von links) Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Dorothee Bär, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Europagruppe.
    Für die Frauen in der CSU hatte Parteichef Markus Söder ein extra Lob übrig, hier (von links) Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Dorothee Bär, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Europagruppe. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Das eben bei den Sondierungen beschlossene „Deutschlandpaket“ mit Milliardenkrediten für Infrastruktur und Verteidigung präsentiert Söder als hoffnungsvolles Zeichen. „Vor einigen Wochen hätte ich solche Beschlüsse nicht für möglich gehalten.“ Er plädiert für die Rückkehr zur Wehrpflicht und verspricht mehr Expertise für die Landwirtschaft. Doch eine „rote Linie“, ein Thema, das „knallhart“ angegangen werden müsse, gebe es bei den Koalitionsverhandlungen: „Wenn wir keine grundlegende Begrenzung der illegalen Migration hinbekommen, wird unser Land irgendwann anders regiert.“ Er warnt vor den Antidemokraten, bei denen es statt bayerischem Bier nach „CSU-Reinheitsgebot“ nur eine „braune Brühe mit lauter Bröckchen drin gibt“.

    Am Ende singt das CSU-Publikum in Passau „Oh, wie ist das schön“

    Die Koalitionsverhandlungen wird Söders Passauer Rede also sicher nicht gefährden. Drüben in Vilshofen, bei der SPD, sind die Töne ähnlich versöhnlich. Söder schickt statt Spott einen Appell dorthin: „Die SPD hat unglaublich viele Stimmen verloren an die AfD. Und die AfD hat einen langen Atem, deshalb muss Schluss sein mit der Kurzatmigkeit der Politik. Deshalb müssen wir die Migration auf andere Beine stellen.“ Dass die Union in absoluten Zahlen noch mehr Wähler an die AfD verlor, mehr als eine Million, bei der SPD rund 700.000, sagt Söder nicht.

    Es ist fast Mittag mittlerweile. Das Plakat „Markus Söder Superstar“ hält einer zwar immer noch tapfer in die Luft. Doch die Aufmerksamkeit vieler Besucherinnen und Besucher droht sich langsam eher dem Maßkrug und den Tischgesprächen zuzuwenden. Zeit für die rhetorische Rückkehr nach Bayern, Zeit für Schmäh gegen den eigenen Koalitionspartner, es knirscht ja eh schon. „Im Bund sind die Freien Wähler auf Minions-Format“, spöttelt Söder. Seinem Vize Aiwanger empfiehlt er: „Mehr Vollzeitpolitiker sein als Teilzeitrevoluzzer, weniger brüllen.“

    Am Ende singt das Publikum „Oh, wie ist das schön“ in Dauerschleife. Das mag aus ihrer Sicht stimmen, mit der CSU im Bund. Doch angesichts der Weltlage fühlt es sich irgendwie schal an.

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    3 Kommentare
    Rainer Kraus

    Es scheint, 2025 wird wohl als schwächster politische Mittwoch in die Geschichte eingehen.

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    Klemens Hain

    Was bietet ein Herr Söder eigentlich an?? Große Reden und sonst nur gegen Grün hetzen die jetzt für das große Geld ausgeben, die Zustimmung gebraucht wird, was eine CDU/CSU im kleineren Stil ablehnte. Was Herr Söder von sich gibt ,verstehe ich, ist einfach viel Dampfgeblauter!! Ein Mann der eigentlich mal mehr Nachdenken sollte, bevor er so ein Politisches Geschwätz von sich gibt, da hat ein Ministerpräsident Günther in der tat sehr recht, was er über Herrn Söder äußerte.

    Ronald Hattensaur

    Söder ist einfältig und langweilig.

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