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Hitzewelle: Heiß, heißer, Bayern

Hitzewelle

Heiß, heißer, Bayern

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    Für die einen nur Kunst, die Wasserinstallation „Hexagonal Water Pavilion" des dänischen Künstlers Jeppe Hein in Nürnberg. Für andere ist sie in diesen Tagen eine traumhafte Abkühlung.
    Für die einen nur Kunst, die Wasserinstallation „Hexagonal Water Pavilion" des dänischen Künstlers Jeppe Hein in Nürnberg. Für andere ist sie in diesen Tagen eine traumhafte Abkühlung. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Natürlich sind in diesen Hitzetagen die Kalauer-Spezialistinnen und -Spezialisten auch am Werk, so manches lässt sich im nicht klimatisierten Büro oder in der Werkshalle ja nur mit Humor ertragen, und sei es schlechter. Wer war also, so der Wortlaut des Flachwitzes, am Mittwoch Bayerns – Achtung! – heißester Kandidat für den Jahres-Temperaturrekord?

    Damit war, na klar, sofort Kitzingen im Spiel. Das wiederum ist keine geistige Meisterleistung. In der unterfränkischen Stadt am Main wurde bereits am Dienstag mit 37,8 Grad die bislang höchste Temperatur des Jahres gemessen. Der bisherige Rekord lag dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge bei 40,3 Grad am 4. Juli 2015. Der Rekord kam am Mittwoch dann aber von anderswo: Andernach in Rheinland-Pfalz machte das Rennen. Ist – Kalauer zwei – kühl betrachtet auch nicht wirklich entscheidend, weil schon 38 Grad unangenehm-bruzzelig sind. Was sind dann knapp 40? Unangenehm-bruzzeliger?

    Unterfranken zählt zu den heißesten Regionen in Bayern

    Dass es vor allem in Unterfranken oft sehr heiß ist, hängt Meteorologen zufolge unter anderem mit der Höhe zusammen. Das ist die niedrigste Region in Bayern, Kitzingen liegt etwa 200 Meter über dem Meeresspiegel. Zudem ist es in der Region immer viel trockener als im Süden. Jetzt also noch die Wetterlage dazu, mit der knackig heißen Luft aus Spanien. Außerdem kaum Wolken am Himmel, da könne die Sonne ungehindert auf die Erde einstrahlen, sagt DWD-Experte Dirk Mewes.

    So hitzeresistent manche Sonnenanbeterinnen und -anbeter auch sind (oder glauben zu sein), so gefährlich sind die Umstände ganz objektiv betrachtet. Darauf weisen Mediziner seit Tagen hin, am Mittwoch auch noch einmal das Bayerische Rote Kreuz (BRK). „Die aktuellen Wetterbedingungen können zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, darunter Hitzschlag und Hitzeerschöpfung“, sagt der BRK-Landesarzt Florian Meier. Vor allem ältere Menschen, Kinder und chronisch Kranke seien gefährdet. Das BRK ruft dazu auf, aufeinander zu achten und anderen zu helfen, die mit der Hitze nicht zurechtkommen. Ein Hitzschlag könne lebensbedrohlich sein. Symptome könnten Müdigkeit, Krämpfe, Erbrechen, Schwindel und sogar Bewusstlosigkeit sein.

    Klar, ab sofort erst mal durchatmen: Die Temperaturen fallen jetzt wieder unter 30 Grad, nach mitunter mächtig Blitz und Donner. Aber die Häufigkeit solcher Hitzeperioden nimmt zu. Und dieser Sommer hat – kalendarisch betrachtet – auch gerade erst begonnen.

    Die Tier- und Pflanzenwelt steht mit Blick auf den Klimawandel vor einer gewaltigen Belastungsprobe

    Die Menschen sind ja nicht die einzigen, die leiden. Wegen der anhaltenden Trockenheit und der damit verbundenen „extrem hohen Brandgefahr“ haben beispielsweise die Städtischen Friedhöfe München mit sofortiger Wirkung ein Verbot für alle Grablichter auf Friedhofsanlagen erlassen. Das gilt den Angaben der Stadt zufolge auch für batteriebetriebene Lichter. Denn: „Diese können aus der Entfernung nicht von echten Kerzen unterschieden werden und erschweren eine schnelle Gefahreneinschätzung und Intervention durch die Friedhofsmitarbeitenden.“

    Auch die Tier- und Pflanzenwelt steht mit Blick auf den Klimawandel vor einer gewaltigen Belastungsprobe. Ohne politische und gesellschaftliche Gegenmaßnahmen drohten langfristige Schäden für ganze Ökosysteme und damit dauerhafte Probleme für den Klimaschutz, warnt der Bund Naturschutz (BN). „Unsere Wälder, Moore und Feuchtgebiete sind natürliche Klimaschützer – doch sie geraten selbst unter Druck. Wenn wir nicht entschieden handeln, verlieren wir diese wertvollen Lebensräume und damit unsere besten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise“, sagt BN-Landeschef Richard Mergner. Wälder zeigten schon jetzt Dürreschäden, Bäume würden vorzeitig ihr Laub abwerfen und auf Feldern vertrockneten selbst robuste Kulturen. Besonders Flachwurzler wie Fichten würden absterben – was wiederum den Borkenkäfer begünstige und das Waldbrandrisiko erhöhe.

    Die akute Wasserknappheit habe zudem auch starke Auswirkungen auf die Tierwelt. Vögel, Igel, Eichhörnchen, Amphibien und Insekten fänden kaum noch geeignete Wasserstellen, heißt es. Vertrocknende Wiesen, ausgedörrte Waldränder und ausbleibender Schatten erschwerten das Überleben zahlreicher Wildtiere. „Viele Arten verlieren zunehmend die Lebensräume, auf die sie angewiesen sind: Amphibien oder Libellen können sich nicht mehr fortpflanzen, wenn ihre Gewässer zu früh austrocknen“, betont BN-Artenschutzexpertin Christine Margraf. (mit dpa)

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