Bei einem tragischen Unfall am Sonntag ist eine 24 Jahre alte Frau schwer verletzt worden. Sie führte auf einem Pferdehof in Dasing ein Pferd auf der Koppel, als sie von dem Tier umgestoßen wurde. Das Pferd lief über die am Boden liegende Frau und verletzte sie dabei schwer. Zahlreiche Statistiken und Untersuchungen verschiedenster Art zeigen: Der Umgang mit Pferden und der Pferdesport sind mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden.
Hans Schuster hat sich über viele Jahre hinweg einen Namen gemacht als Cheforganisator der Pferdeturniere auf Gut Sedlbrunn in der Marktgemeinde Pöttmes. Daher kennt sich der 67-Jährige aus, wenn es um Pferde geht. „Das Pferd ist ein Fluchttier“, betont er. „Wenn es Stress verspürt, dann rennt es davon. Je mehr Ruhe wir ausstrahlen, desto besser ist es.“ Ruhig Blut sei in allen Lebenslagen gut, das gelte erst recht im Umgang mit diesen Vierbeinern. Grundsätzlich seien Pferde aber hervorragend ausgerichtet, mit Menschen zu leben.
Vor allem für Freizeitreiter ist das Risiko hoch
Ein Restrisiko im Umgang mit Pferden bleibt jedoch. Und das ist laut Studien gar nicht so unerheblich. In Australien wurde nach einer Erhebung das Pferd sogar als „tödlichstes Tier“ des Landes betitelt und das, obwohl dort beispielsweise sieben der zehn giftigsten Schlangen zu Hause sind. Fast ein Drittel der insgesamt 713 Todesfälle mit Tieren zwischen 2001 und 2021 seien auf Pferde zurückzuführen.
In Deutschland berichtete die Gesellschaft für orthopädisch-traumatologische Sportmedizin (GOTS) e.V. in Jena vor einigen Jahren von rund 40.000 Reitunfällen jedes Jahr, die ärztlich behandelt werden müssen. Laut deren Erhebung weisen tödliche Reitunfälle eine Inzidenz von 1 auf 10.000 Reiter pro Jahr auf. Bei Frauen ist damit Reiten an erster Stelle der Todesfallstatistiken im Sport. Meist seien es Freizeitreiter, die verunglücken. Eine Datenanalyse aus den USA, bei der eine landesweite Trauma-Datenbank ausgewertet wurde, zeigte, dass das Risiko beim Reiten insgesamt höher ist als beim Fußball, Auto- und Motorradrennen und Skifahren.
Ein Bewusstsein für die Gefahren ist auch deshalb so wichtig, weil Reiten längst zu den Breitensportarten gehört. In einer repräsentativen Studie von 2019 wurden bundesweit 2,3 Millionen Reiterinnen und Reiter über 14 Jahre ermittelt. Hella Scherer betreibt auf dem Langwiedhof bei Mering seit 2018 eine Reitschule. Die 37-jährige Reitlehrerin hatte schon als kleines Kind auf dem elterlichen Hof in Norddeutschland mit Pferden zu tun. Reitsport sei ein gefährlicher Sport. „Der Umgang mit Pferden braucht Fach- und Sachkenntnis.“ Deshalb schult sie die Kinder und Erwachsenen, die bei ihr Reiten lernen, auch im Umgang mit den Pferden. „Es bringt nichts, die Gangarten zu beherrschen, aber nicht zu wissen, wie man sicher ein Pferd vom Reitplatz in den Stall bringt.“
Beim Leonhardiritt sind zahlreiche Pferdekutschen im Einsatz
Pferde seien von sich aus nicht bösartig. „Man muss wissen, dass sie Fluchttiere sind und über alles und jeden rennen, wenn sie in Panik geraten“, so Scherer. Deshalb sei es wichtig, die Signale, die ein Pferd aussendet, zu erkennen und dementsprechend zu reagieren. „Fühlt sich das Pferd bedroht, erschreckt es sich, geht es ihm nicht gut – das alles zeigt das Pferd dem Reiter an.“ Auch sie selbst hat schon brenzlige Situationen mit und auf dem Pferd erlebt: „Gerade bei jungen Pferden kam es schon mal vor, dass ich unfreiwillig abgestiegen bin.“ Vor allem ein Ausritt im Geländer oder ein Sprung über ein Hindernis können Gefahren mit sich bringen. „Und man muss auch immer wissen, dass das Pferd ein Partner ist, der genau spürt, wie die Verfassung des Reiters ist.“ Hella Scherer selbst hat sich übrigens vor einigen Tagen beim Reiten verletzt. „Ich wollte vom Pferd absteigen und bin mit dem Fuß blöd aufgekommen, jetzt sind die Bänder gerissen.“
Immer wieder diskutiert wird auch über den Einsatz von Pferdekutschen bei Leonhardiritten. Zuletzt ist es etwa bei dem Umzug in Unterliezheim (Landkreis Dillingen an der Donau) zu einem Unfall gekommen, bei dem eine Frau und ein Kind verletzt wurden. Ein Verbindungsteil zwischen Pferd und Kutsche brach, woraufhin das Tier erschrak. Eine 34-Jährige griff nach einem Strick, wurde mitgerissen und vom Leiterwagen überrollt. Die Kutsche erfasste außerdem einen Kinderwagen mit einem zwei Jahre alten Kleinkind darin. In Inchenhofen, dem wohl ältesten Leonhardiritt, gab es vor zwei Jahren einen ähnlichen Unfall, der jedoch deutlich glimpflicher ausging. Die Verantwortlichen haben daraufhin die Holzdeichseln durch Deichseln aus Eisen ersetzt, die nicht mehr brechen können.
Außerdem setzen die Verantwortlichen auf erfahrene Kutschenbesitzer und ihre Tiere. „Pferde gibt es genug, aber sie müssen Zuschauer- und Lautstärken-erprobt sein“, sagt Hans Schweizer, Vorsitzender des Leonhardikomittees. Die Sicherheit der Zuschauerinnen und Zuschauer sowie der Umzugsteilnehmerinnen und -teilnehmer steht an erster Stelle.
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