Andreas Wunsch wollte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs die in Mering stationierte Wehrmacht bewegen, die Waffen zu strecken, um den Ort vor der Zerstörung durch die amerikanischen Truppen zu bewahren. Bezahlt hat er das mit seinem Leben. Lange war in Mering wenig über sein Schicksal bekannt. In akribischer Archivarbeit hat JU-Mitglied und Student Maurizio Boehm die Geschichte von Merings vergessenem Held recherchiert. Auf seine Initiative hin soll jetzt eine Gedenktafel an Wunsch erinnern.
Dieser wurde 1896 in Augsburg geboren und zog 1944 nach Mering, um dort eine mobile Zweigstelle seines Augsburger Geschäftes für Werkzeug- und Maschinenteile zu leiten. Im Rahmen der Freiheitsaktion Bayern (FAB) versuchten unter anderem einzelne Wehrmachtsverbände in der Nacht vom 27. auf den 28. April 1945 erfolglos München und umgebendes Gebiet aus den Händen fanatischer Nationalsozialisten zu entreißen, die noch bis zuletzt versuchten, den aussichtslosen Kampf gegen die Alliierten fortzuführen.
Andreas Wunsch folgte dem übers Radio verbreiteten Aufruf und eilte am Morgen des 28. April 1945 an das Meringer Rathaus. Dort wollte er die versammelten Bürger und Wehrmachtssoldaten zur friedlichen Kapitulation bewegen. In den letzten Kriegstagen waren auch in Mering schwere Wehrmachtseinheiten und SS stationiert. Wunsch wurde daraufhin festgenommen, an die SS ausgeliefert und Richtung Landsberg abtransportiert. Auf Höhe Steinach wurde er, womöglich bei einem Fluchtversuch, erschossen. Andreas Wunsch ist auf der Kriegsgräberstätte in München bestattet.
Gedenktafel für Andreas Wunsch: Gemeinderat in Mering entscheidet
In seiner jüngsten Sitzung befasste sich der Meringer Marktgemeinderat mit dem Antrag für die Gedenktafel, den die CSU eingebracht hatte. Fraktionsvorsitzender Georg Resch erklärte, dass die Erinnerung an Andreas Wunsch dabei nur der Anfang sein soll. Seit Merings 1000-Jahr-Feier verfolge er das Ziel, die Geschichte der Marktgemeinde mit entsprechenden Hinweisen im Ort erlebbar zu machen. Das Schicksal von Andreas Wunsch sei der Anlass, damit zu beginnen. Resch erhofft sich dabei die freundschaftliche Zusammenarbeit aller Fraktionen. „Wie die Tafel aussehen soll und wo sie hinkommt, dazu können wir ja mal gemeinsam ein paar Ideen sammeln“, regte er an.
UWG-Fraktionschef Mathias Stößlein lobte die Idee, würde das Ganze jedoch genau andersherum anpacken. „Wir sollten uns erst einmal mit der Geschichte Merings im Dritten Reich beschäftigen. Da kommen vielleicht noch ganz andere Geschichten heraus“. Am Ende habe man vielleicht fünf bis sechs Gedenktafeln und könne sich überlegen, wo man diese anbringe. Stößlein hielt es dagegen für schwierig, jetzt schon eine Einzelperson herauszugreifen.
Heimatgeschichte Mering: Zeit im Dritten Reich aufarbeiten
Tobias Listl (Grüne) erklärte, dass er sich zunächst schwer mit der Entscheidung getan habe, weil er beim Nachforschen außer dieser letzten Tat nichts über Wunsch erfahren konnte. Doch allein, dass er sich zum Wohle Merings eingesetzt und dafür sein Leben verloren habe, sei das Gedenken wert. Bürgermeister Florian Mayer sprach die besondere Tragik des Falles an. Denn nur einen Tag später gelang es Josef Scherer Mering zur friedlichen Kapitulation zu bewegen und wurde dafür unter anderem mit der Benennung einer Straße gewürdigt. „Wenn Andreas Wunsch nur einen Tag später dran gewesen wäre, dann hätte er vielleicht überlebt und man hätte ihn auch nicht vergessen. Es ist das Mindeste, dass man eine kleine Tafel für ihn aufstellt“, sagte Mayer.
Das sah auch Grünen-Fraktionssprecherin Petra von Thienen so. Sie befand jedoch auch, dass man dies zum Anlass nehmen sollte, sich mit der Vergangenheit Merings im Dritten Reich zu beschäftigen. Andreas Widmann, SPD-Fraktionsvorsitzender, erinnerte daran, dass der mittlerweile verstorbene Heimatforscher Johann Weber 1996 sich schon einmal mit dem Schicksal von Andreas Wunsch befasst und eine Ehrung gefordert hat. „Damals kam das nicht zustande, wir sollten es heute nicht wieder versäumen“, forderte Widmann.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden