Sie brachten auch heuer den Segen von Haus zu Haus, sagten ihre Sprüche auf und hinterließen die Gaben der Heiligen Drei Könige: Die Sternsinger sind in christlich geprägten Ortschaften wie etwa im Landkreis Günzburg eine spät-weihnachtliche Tradition. Die Debatte darüber, wie die Kinder die Könige darstellen, die damals dem Stern bis zur Jesus-Krippe folgten, scheint inzwischen ebenso zur Tradition zu gehören: König Kaspar, dessen Reich der Erzählung nach auf dem afrikanischen Kontinent liegt, wird oft von Kindern mit dunkel bemalten Gesichtern dargestellt. Was die einen als Blackfacing und damit als rassistisch bezeichnen, gehört für andere – ganz ohne Hintergedanken – zum Sternsingen dazu wie Myrre, Weihrauch und Gold. Unsere Redaktion hat bei zwei Pfarrgemeinden nachgefragt, die sich heuer bei der Frage nach der schwarzen Schminke verschieden entschieden haben.
Der Begriff „Blackfacing“ erklärt
„Blackfacing“ bedeutet auf Deutsch: sich das Gesicht schwärzen. Mit diesem Begriff bezeichnete man früher die Maskerade weißer Schauspieler, die in Minstrel-Shows in den USA des 18. und 19. Jahrhunderts eine Schwarze Person spielten, sie verhöhnten und diese dadurch abwerteten. Bis heute wird diese Praxis, auch ohne Bezug auf die Minstrel-Shows, häufig als rassistisch eingestuft. Wenn sich weiße Menschen schwarz schminken, nehmen einige Betroffene das als zunehmend verletzend und als ausgrenzend wahr. Für das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, welches seit 1959 das Sternsingen in Deutschland organisiert, ist das ein Grund, um den Gruppen von der Maskerade abzuraten.
Sternsinger in Oberwiesenbach schminken sich weiterhin
Die Sternsinger in Oberwiesenbach sammelten dieses Jahr für das Schulprojekt von Kaplan Victor Mordi und waren mit Gesichtsschminke unterwegs. Bei Mordi, der aus Nigeria stammt, stößt man mit der Diskussion um die schwarze Schminke auf Unverständnis. „Das hat nichts mit Blackfacing zu tun und ich fühle mich persönlich nicht dadurch beleidigt“, sagt der 44-Jährige deutlich.
Mordi beruft sich auf die geschichtlichen Zusammenhänge. Der Überlieferung nach kämen die Heiligen Drei Könige aus dem „Osten“, die genaue Herkunft sei nicht klar. „Es ist daher nicht abwegig, dass einer als dunkelhäutig dargestellt wird“, findet der Theologe. Das Kindermissionswerk gibt dagegen auf seiner Webseite an, dass „die Gleichung von Hautfarbe und Herkunft nicht mehr aufgeht“. Schließlich kommen Schwarze Menschen nicht „automatisch“ vom Kontinent Afrika, wie König Kaspar. Mordi kann diese Begründung nicht nachvollziehen. Er glaubt, die Organisation beuge sich mit seiner Empfehlung womöglich dem gestiegenen Druck aus der Gesellschaft.
Kaplan in Breitenthal: „Sollten soziale Gerechtigkeit von Glaubensfragen trennen“
„Wir sollten Themen der sozialen Gerechtigkeit von Glaubensfragen trennen“, findet er. Mit sozialer Gerechtigkeit meint Mordi anti-schwarzen Rassismus. Er freue sich einfach über die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen, auch bei schlechter Witterung von Haus zu Haus zu gehen. „Ich persönlich bin stolz und glücklich, dass jemand, der so aussieht wie ich, als einer der ersten Menschen dargestellt wird, die Christus bei seiner Geburt anbeteten.“
Einige Kinder und Jugendliche hätten sich in Oberwiesenbach ganz bewusst für die schwarze Farbe entschieden, sagt Klaus Bucher, der als Pfarrer für die Pfarreiengemeinschaft Breitenthal zuständig ist. „Das ist eine Entscheidung der Jugendlichen und der Betreuer“, erklärt Bucher, er selbst mische sich in dieser Angelegenheit nicht ein.
In Waldstetten möchten sich die Kinder nicht mehr schminken
In Waldstetten brachten die Kinder heuer ohne Gesichtsschminke den Segen in die Häuser der Menschen. Die Entscheidung dagegen war jedoch eher von pragmatischer als ideologischer Natur, erklärt Pfarrgemeinderätin Martina Pietsch aus Waldstetten. „Wir haben den Kindern gesagt, sie sollen so kommen, wie sie möchten und wie sie sich wohlfühlen, ohne sich verstellen zu müssen.“ Und seit einigen Jahren hätten die Sternsinger in Waldstetten schlicht keine Lust mehr, sich zu schminken. Vor zwei Jahren gab es noch ein paar wenige, die sich sehr gern das Gesicht bemalten, „aber das war die persönliche Entscheidung der Eltern und der Kinder“, sagt Pietsch.
„Kommt so, wie ihr seid“: So lautet auch der Vorschlag des Kindermissionswerks, an dem sich Pietsch teilweise orientierte. Das Werk schreibt dazu: „Beim Sternsingen sind alle Kinder eingeladen, Könige zu sein. Sie dürfen sich unabhängig von ihrem Äußeren aussuchen, welchen König sie darstellen wollen.“
Die Debatte, wieso sich manche Gemeinden für oder gegen die Bemalung entscheiden, kam in Waldstetten nicht zur Sprache – weder während der Vorbereitungen noch beim Sternsingen in den Häusern der Gemeinde. „Es hat sich niemand dafür interessiert oder daran gestört, ob wirklich ein geschminkter König dabei war, oder nicht“, sagt Pietsch.
Komplett lächerlich die Diskussion. Das ist einfach Brauchtum und hat nichts mit Rassismus zu tun.
Die Deggendorfer Gnad, eine Wallfahrt die auf der Vertreibung und Ermordung der Juden nach einer angeblichen Hostienschändung beruhte, und bis 1992 durchgeführt wurde, war auch rassistisch und Brauchtum.
Richtig Herr Wagner und so langsam finde ich das ganze nur dämlich. Wir haben weis Gott andere Probleme und ich sehe es genauso wie Herr Wagner. Jede Religion hat sein Brauchtum und steht dazu, warum diese Diskussionen bei uns in Deutschland????? Ich sehe da kein Problem das eben zu unserer Religionskulturgehört, egal ob Evangelisch oder Katholisch.
Warum wird hier von "Blackfacing" geredet? Kann oder ist man nicht mehr in der Lage, die deutsche Sprache zu gebrauchen? Schon hier zeigt sich ein Armutszeugnis der Medien hinsichtlich Deuschlands. Und jetzt eine Tradition, welche vollkommen und ausschließlich nichts mit irgendwelchen rassistischen Themen zu tun hat, eben diese in diese Ecke zu stellen, dies ist doch eindeutig und ausschließlich populistisch! Kinder "dürfen" nicht mehr Cowboy und Indianer spielen, dürfen nicht mehr als Sternsinger auftreten, weil in allem und jedem etwas angeblich rassistisches herbeigeredet wird! So kann man natürlich auch von den wichtigen Problemen in DEU ablenken und sich ins Gespräch bringen.
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