Es war DAS Thema im Sommer 2023: Nach mehreren schweren, teils tödlichen Unfällen wurde der südliche Bahnübergang an der St.-Wolfgang-Straße im Neu-Ulmer Stadtteil Gerlenhofen dicht gemacht. Damit endete auch das aus Sicherheitsgründen veranlasste Pfeifen der Züge, die Anwohnerinnen und Anwohner konnten aufatmen. Wenngleich so manch von ihnen seither gespannt darauf wartet, dass der Übergang, wie angekündigt, umgebaut und dann wieder geöffnet wird. In diesem Jahr sollte das so weit sein. Doch nun stellt sich heraus: Der Zeitplan kann nicht gehalten werden.
Ende Oktober 2023 war der Bahnübergang geschlossen worden. Die Sperrung galt als „temporäre Maßnahme“. Ende 2025, so hatte es geheißen, sollte der Übergang, nachdem er mit einer Halbschrankenanlage und zusätzlichen Lichtzeichen versehen wurde, wieder für den Verkehr freigegeben wird. Vor ist bislang aber nicht viel passiert. Anwohner berichten zwar, dass hin und wieder Bahn-Mitarbeiter gesichtet werden. Jedoch gebe es im Bereich Gerlenhofen genug andere Störungen. Insofern sei unklar, ob deren Erscheinen in Zusammenhang mit dem Übergang-Umbau stehen.
Bahnübergang in Gerlenhofen: Deutsche Bahn kann keinen Zeitplan nennen
Bei der Deutschen Bahn nachgefragt, wie der aktuelle Stand ist, teilt eine Sprecherin mit: „Das Planfeststellungsverfahren ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Wir rechnen aktuell damit, dass der Bescheid noch im ersten oder am Anfang des zweiten Quartals zugestellt wird.“ Dies wirke sich dann auf alle weiteren Schritte im Projekt aus, etwa Ausschreibung der Arbeiten oder Grunderwerb. „Wir befinden uns derzeit in Abstimmungen, wann die Bauarbeiten eingetaktet werden können. Detailliertere Aussagen sind dazu aktuell aber noch nicht möglich“, so die Bahn-Sprecherin.

Aus dem Neu-Ulmer Rathaus sind jedoch bereits detailliertere Informationen zu bekommen. Weil das Planungsrecht noch aussteht, könne der ursprüngliche Termin nicht eingehalten werden, teilt Stadtsprecherin Sandra Lützel mit. Der Baubeginn muss auf 2026 verschoben werden. Vorbehaltlich die Gleissperrpausen werden bestätigt, hat die Deutsche Bahn nach Auskunft der Stadtverwaltung aber schon eine recht konkrete Planung vorliegen.

Stadt Neu-Ulm informiert über die geplanten Bauablauf am Bahnübergang Gerlenhofen
Im April kommenden Jahres beginne demnach der Rückbau der bestehenden Anlage. Parallel hierzu sollen Kabel verlegt sowie die Fundamenten für Signale gebaut und ein neues Schalthaus errichtet werden. Die Arbeiten sollen ohne Gleissperrung tagsüber stattfinden, Arbeiten in der Nacht würden hingegen mit Gleissperrung erfolgen. Ab Mitte Mai stehen dann die Straßenbauarbeiten an, hierzu wird eine Umleitung eingerichtet. Ab Juni wird der Kreuzungsbereich gesperrt. Abschließend seien noch Montagearbeiten an den Stellwerken sowie die Anbindung der neuen Bahnübergangssicherungsanlage notwendig. Für Ende Juli 2026 ist dann die Inbetriebnahme angedacht.

Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), die zuständige Planfeststellungsbehörde, bestätigt, dass der Beschluss zum vorliegenden Verfahren derzeit erstellt wird. Eine Prognose, wann er fertig ist, sei nicht möglich, so eine EBA-Sprecherin. Woran es hakt, bleibt offen. Bei einem Erörterungstermin im vergangenen September sei es vor allem um Lärm und die Inanspruchnahme von Grundstücken gegangen. Ob inzwischen alle benötigten Flächen zur Verfügung stehen, ist unklar. Laut Deutscher Bahn wird „vor weiteren Verhandlungen über die benötigten Grundstücksflächen die Entscheidung des Planfeststellungsbescheides abgewartet“. Sollte es zu keiner Einigung mit den Besitzern kommen, könnte dem Beschluss eine so genannte „enteignungsrechtliche Vorwirkung“ zukommen. Das heißt, eine Enteignung wäre dem Grunde nach dann zulässig. Die aber würde dann im Rahmen eines eigenständigen, nachgelagerten Enteignungsverfahrens erfolgen, das dann nicht das EBA, sondern die jeweils zuständige Landesbehörde durchführt.
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