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Foto: dpa
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Gully-Verbrechen Kassandra

Nach dem Gully-Verbrechen
22.09.2009

Die Kinder in Velbert haben Angst

Vor einer Woche wurde die neunjährige Kassandra in einem Gully gefunden. In Velbert geht nun die Angst bei Eltern und Kindern herum.

Vor einer Woche wurde die neunjährige Kassandra schwer verletzt in einem Gully in Velbert-Neviges gefunden - und noch immer hat die Polizei keine heiße Spur von dem Täter.

Die Staatsanwaltschaft hüllt sich in Schweigen. Die Polizei hofft auf Aussagen des Mädchens, das nach tagelangem künstlichen Koma seit Montag wieder bei Bewusstsein ist. Aber Kassandra ist bislang nicht ansprechbar. In dem kleinen bergischen Örtchen nahe Essen steigt derweil das Misstrauen der Bewohner untereinander - die Gerüchteküche brodelt. "Man guckt sich automatisch manche Personen genauer an", berichtet eine Mutter. "Die Angst ist da."

Angst haben nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder. "Mein Sohn hat eine solche Angst, dass er keinen Meter mehr alleine geht. Er spielt nicht mehr draußen, und nachts schläft er bei uns im Zimmer", sagt eine Mutter, die ihren Achtjährigen in die Sporthalle bringt. Hinter der Sporthalle hatte Kassandra ein stundenlanges Martyrium in einem Kanalschacht erlitten. Ein Spürhund hatte das unterkühlte und am Kopf verletzte Mädchen schließlich gefunden.

Eine Woche später ist der Pfad hinter der Halle, der zu dem Gully führt, immer noch mit einem rot-weißen Plastikband abgesperrt. Schaulustige versammeln sich dort. Das Gestrüpp entlang des Weges wurde von der Polizei auf der Spurensuche gerodet. Jeden Tag, wenn der Spieltreff neben der Turnhalle um 18 Uhr schließt, steht ein Streifenwagen auf dem Parkplatz davor. Im "Treff 51" hatte Kassandra gespielt, bevor sie überfallen wurde. Gegen 18 Uhr war sie verschwunden.

"Kassandra war immer ein fröhliches Mädchen. Sie war nie hektisch, vielleicht ein bisschen verträumt", sagt der Zivildienstleistende Daniel Koge, der in dem Spieltreff arbeitet. Keinen Augenblick mehr werden die Kinder in dem Hort aus den Augen gelassen. Der Leiter des Spieltreffs, Thomas Prien, will nicht über Kassandra sprechen. Zu sehr belastet ihn das Verbrechen. "Ich war der Letzte, der sie gesehen hat", sagt er. "Der Alltag kehrt nur langsam zurück, für mich aber noch nicht."

Ob an Kassandras Kleidung inzwischen DNA-Spuren gefunden wurden, sagt die Polizei nicht. Kein Tatverdächtiger wurde bisher gefunden. Nur langsam setzt sich ein Mosaik zusammen. Die Ermittler vermuten, dass sich der Täter in dem überschaubaren Gebiet rund um Spieltreff, Kindertagesstätte und Sporthalle gut auskannte - und dass möglicherweise Kassandra ihren Peiniger kannte.

(dpa)

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