Es ist ein ganz großes Thema der Alice Weidel – vor und nach der Bundestagswahl: „Die Mehrheit spricht sich für eine schwarz-blaue Koalition aus. Die Wähler wollen stabile, bürgerliche Verhältnisse und eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Zeit für Veränderung!“, schreibt die Co-Chefin der AfD und Kanzlerkandidatin ihrer Partei im Dezember mit Verve auf Instagram.
Am Wahlabend in der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF fühlt sich eine selbstbewusste Alice Weidel bestätigt: „Die Wähler haben schwarz-blau gewählt.“ Aber stimmt das auch? Kontra bekam Weidel dafür umgehend vom Chef des auserkorenen Koalitionspartners persönlich. Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, verwies darauf, dass er „immer gesagt“ habe, dass „mit der AfD keine Koalition zustande“ komme. Dann kam ein vielleicht entscheidender Satz: „Das haben die Wähler der AfD vorher gewusst.“ Damit dürfte der designierte Kanzler den Kern getroffen haben. Vielleicht könnte man noch hinzufügen, dass Gleiches für die Wähler von CDU oder CSU gilt. Denn die Analysen nach der Wahl belegen, dass Weidel mit ihrer Argumentation völlig falsch liegt: Es gibt in Deutschland keine Mehrheit für eine Koalition aus CDU/CSU und AfD.
Eine einfache Adition der Ergebnisse von Union und AfD ist unredlich
Sprich, es ist weit hergeholt, man könnte auch sagen unredlich, die Wahlergebnisse von Union und AfD zu addieren und daraus eine Mehrheit zu konstruieren, die eine Koalition zwischen CDU/CSU und der zumindest in Teilen rechtsextremen AfD herbeisehnt. Ebenfalls in der „Berliner Runde“ blickte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auch auf tiefe inhaltliche Differenzen, die die Unionsparteien und die AfD, aber auch deren jeweilige Wählerschaft trennen: „Will die Mehrzahl der Deutschen raus aus dem Euro? Wollen sie eine eurasische Interessengemeinschaft? Das will sicherlich keiner, das werden wir nicht tun.“
Die aktuellen Daten liefern die Meinungsforscher von Forsa. „Eine klare Mehrheit aller Wahlberechtigten – und auch der Anhänger der Union – lehnt nach wie vor Koalitionen mit der AfD auf Bundesebene ab.“ Die ermittelten Zahlen untermauern diesen Befund des Forsa-Chefs Manfred Güllner. Satte 75 Prozent Unionswähler finden es richtig, dass alle anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ablehnen – lediglich 19 Prozent können sich das vorstellen. Dass die Wähler der SPD (92 Prozent), der Grünen (97) und der Linken (91) diese Ausgrenzung in einer noch größeren Mehrheit befürworten, ist keine große Überraschung. Nur beim BSW (63 Prozent) und natürlich bei der AfD selbst (98) würden es die Anhänger begrüßen, wenn die Partei als Koalitionär für eine Bundesregierung infrage kommt.
Aufbruchstimmung ist nach der Wahl kaum auszumachen
Mit einem Abstand von zwei Wochen zur Bundestagswahl kann Forsa aus den Ergebnissen aktueller Befragungen kaum einen Hauch von Aufbruchstimmung in Deutschland ausmachen. Das mag auch daran liegen, dass der rabiate Umgang von US-Präsident Donald Trump mit der Ukraine, aber auch mit traditionellen Verbündeten in Europa für Verunsicherung sorgt. Dennoch: Dass nur eine Minderheit von 27 Prozent der Wahlberechtigten mit dem Ausgang der Bundestagswahl zufrieden ist und nur 40 Prozent daran glauben, dass Friedrich Merz ein guter Kanzler wird, ist bemerkenswert.
„Bei keiner bisherigen Bundestagswahl dürfte den Wahlberechtigten die Entscheidung so schwer gefallen sein wie bei dieser Wahl“, sagt Forsa-Chef Güllner. Dazu beigetragen hätte einmal „die Inflation von Kanzlerkandidaten“, aber auch das „eher als schwach empfundene Angebot an politischen Akteuren“. Ein Trend, der „für die Zukunft des politischen Systems extrem gefährliche Folgen haben“ könne.
Es wäre interessant zu erfahren wie viele Wähler eine Koallition aus Schwarz-Rot oder, rechnerisch ebenfalls denkbar, Schwarz-Rot-Grün ablehnen würden.
Interessant wäre auch, wieviele Wähler eine schwarz-blaue Koalition gutheißen würden. Die Wähler der AfD ja, aber der Rest wohl nicht.
Tja Fau Reichenauer, da bleibt am Ende nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, Gelbfieber ist ja gerade nicht verfügbar.
Wenn man einmal mal nur so informationshalber in Youtube die Kommentare unter den AfD-Posts liest, ist gut ersichtlich, wes Geistes Kind die Verfasser dieser Kommentare sind und in welcher Blase sie leben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Wähler der demokratischen Parteien einer Zusammenarbeit mit den Rechtsradikalen bzw. Nazis zustimmen würden.
Herr Axmacher: Etwa 60 % finden die schwarz rot Koalition gut. Besser informieren als spekulieren!
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