Grundlegend verändert hat sich zum neuen Jahr der Apotheken-Notdienst in Deutschland. Während die Pläne bislang landkreisweit organisiert waren, organisiert seit Januar eine künstliche Intelligenz (KI) die Notdienst-Struktur. Laut der Landesapothekerkammer soll die neue Regel für eine klare Struktur sorgen und es Patienten und Apotheken erleichtern, den Notdienst zu planen. Das Ziel: 92 Prozent der Menschen finden innerhalb von 20 Kilometern stets eine Notfallapotheke.
Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) möchte mit ihrer neuen Regelung in Apotheken für Erleichterung sorgen. Die Dienstbereitschaft bleibt bei einer Dauer von 24 Stunden, beginnt ab diesem Jahr jedoch bayernweit einheitlich um 8.30 Uhr und endet am kommenden Tag zur selben Zeit. Grund dafür: Die sich verändernde Apothekendichte, durch die eine flächendeckende Versorgung sichergestellt werden muss. Auch das Personal soll durch die KI entlastet werden.
Apotheken im Augsburger Land werden entlastet
Augsburgs Apotheken-Sprecher Ulrich Koczian stellt klar: Ziel sei die gerechtere Verteilung der Notdienste unter den Apotheken. Es müsse gewährleistet werden, dass Notdienstapotheken für die Patienten erreichbar seien. Gerade die Apotheken auf dem Land würden so entlastet. Für die im Landkreis Augsburg angesiedelten Apotheken bedeute die neue Regelung häufig eine Verringerung der zu leistenden Notdienste gegenüber der Vergangenheit. „Für die Apotheken in Augsburg-Stadt und den direkt angrenzenden Gemeinden hat sich bezüglich der Häufigkeit der durchzuführenden Notdienste nichts geändert“, sagt Koczian.
Neu sei, dass der Notdienst nicht mehr nach einem festen Turnus in festgelegten Gruppen stattfindet, sondern durch die KI in einem chaotischen System errechnet wird. Das könne für eine Apotheke bedeuten, dass sie anstatt wie bis Ende 2024 beispielsweise alle 23 Tage für die Notdienste neuerdings nach zehn Tagen, dann nach 17 Tagen und danach unter Umständen nach 45 Tagen eingeteilt ist. „Nachdem es keine festen Gruppen gibt, kann es zu Konstellationen kommen, in denen die nächste notdiensthabende Apotheke weit entfernt ist“, sagt Koczian. Dies könne für die einzelne Apotheke vor allem an Samstagen und Sonn- und Feiertagen zu einem erhöhten Patientenaufkommen führen, worauf sich jede Apotheke in der Personalplanung einstellen müsse.
Thomas Stehle, Inhaber der St.-Wendelin-Apotheke in Bobingen, hat durch die KI zwei bis drei Dienste weniger im Jahr. Am vergangenen Sonntag zum ersten Mal. „Es funktioniert. Auch wenn der Rhythmus ein anderer ist“, sagt er. Früher habe er alle 13 Tage Notdienst gehabt, jetzt können auch mal mehrere Wochen zwischen den Diensten liegen. Am kommenden Freitag sei er wieder eingeplant. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass gleichzeitig eine Apotheke in Königsbrunn und Großaitingen Notdienst hatte. „Da müsste man die KI fragen, was sie sich dabei gedacht hat.“ An den Kunden habe er nicht gemerkt, dass diese nun von weiter weg kommen. Für ein Jahr wisse er jetzt seine Dienste. „Vorausgesetzt, dass keine Apotheke schließen muss.“
In Landsberg macht man nicht nur positive Erfahrungen mit der KI
In Landsberg hat man auch schon andere Erfahrungen gemacht. Wie Marc Schmid, Sprecher der Apothekerinnen und Apotheker im Landkreis Landsberg, erklärt, hatte bei der vorigen Regelung immer eine Apotheke in Penzing, Kaufering, Landsberg oder Buchloe geöffnet. Inzwischen sieht es anders aus: So kann es an einigen Tagen sein, dass im ganzen Landkreis Landsberg geschweige denn in unmittelbarer Nähe zur Stadt keine Apotheke Notdienst hat und die nächsten Stellen in Schwabmünchen, Schongau und Weilheim sind. Wer etwa in Landsberg wohnt und außerhalb der regulären Öffnungszeiten dringend ein Medikament benötigt, hat an einigen Tagen einen deutlich weiteren Weg vor sich. Fahrten von 40 Minuten hin und zurück vom Wohnort zur Apotheke und mögliche Einschränkungen für immobile Menschen, könnten vorkommen. Nicht jede Apotheke auf dem Land sei aus der Stadt kommend ohne Auto erreichbar. (mit diba)
Man hat scheinbar vergessen, dass man KI auch zusätzlich mit Kriterien ausstatten kann, z. B. dass mindestens immer eine Apotheke in der Stadt Notdienst haben muss. Nicht jammern, Korrekturen einflechten!
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