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Foto: Joerg Halisch
Foto: Joerg Halisch

Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo hat denkbar knapp den Klassenerhalt geschafft. Geht das Zittern wieder los? Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo hat denkbar knapp den Klassenerhalt geschafft. Geht das Zittern wieder los?

Bundesliga-Serie
06.07.2022

Der VfB Stuttgart hofft auf neuen Impuls durch den Klassenerhalt

Von Frank Wild

Der VfB Stuttgart hat sich in letzter Sekunde vor dem Abstieg gerettet. Die Probleme scheinen erkannt, doch ein Leistungsträger steht vor dem Abschied.

In unserer Bundesliga-Serie stellen wir die 18 Erstligisten vor dem Saisonstart vor. Den Start der Reihe macht der VfB Stuttgart.

Der VfB Stuttgart hat die zurückliegende Zitterspielzeit durch einen sensationellen Schlussakkord zu einer unvergesslichen gemacht. Im Saisonverlauf gab es allerdings gleich mehrere Dinge, die nicht so gepasst haben wie der Kopfball des Kapitäns Wataru Endo in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 2:1-Endstand im letzten Saisonspiel gegen Köln.

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Foto: Tom Weller/dpa
Foto: Tom Weller/dpa

Stuttgarts Wataru Endo (r) erzielt das Tor zum 2:1-Sieg.

"Ich bin komplett offen für eine ehrliche Analyse und hoffe, aus Fehlern lernen zu dürfen. Nur dann hat man die Chance, langfristig etwas zu entwickeln", sagte Sportdirektor Sven Mislintat, nachdem unter anderem er, Cheftrainer Pellegrino Matarazzo und der neue Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle unmittelbar nach dem Last-Minute-Ligaverbleib die Probleme ans Tageslicht gebracht hatten.

Können außergewöhnliche Momente etwas Außergewöhnliches hervorrufen?

Wenn man in die jüngere Vergangenheit der Fußball-Bundesliga zurückblickt, kann man zu dieser Erkenntnis kommen. Die Liga-Rivalen Köln (Rettung über die Relegation 2020/21) und Frankfurt (Rettung über die Relegation 2015/16) haben gerade noch mal so Bruchlandungen verhindert, dadurch emotionale Booster ausgelöst und in der Folge zu beachtlichen Höhenflügen angesetzt. Solche Grenzerlebnisse schweißen zusammen. Dieser Geist vom 14. Mai 2022 wird allen Beteiligten beim VfB einen zusätzlichen Schub geben – zumindest in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit.

Wie geht der Verein mit der Personalie Atakan Karazor um?

Ein Dreizeiler auf der VfB-Homepage unmittelbar nach dem Aufkommen des Gerüchts, dass der Mittelfeldmann wegen des Verdachts der Vergewaltigung einer jungen Spanierin auf Ibiza in Untersuchungshaft sitzt. Mehr war vom Verein über zwei Wochen lang nicht zu erfahren. Beim Trainingsauftakt erklärten Matarazzo und Mislintat dann, dass man den Fall Karazor, der der Mannschaft auf unabsehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen wird, nur rein sportlich bewertet. Das Fehlen des 25-Jährigen wird behandelt wie die Situation eines verletzten Spielers, sein Ausfall soll intern aufgefangen werden.

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Ist Trainer Pellegrino unter die Landschaftsgärtner gegangen?

Einem Spieler zum richtigen Zeitpunkt eine Pause zu gönnen. "Das ist unfassbar wichtig für die Entwicklung." Diese Erkenntnis bezeichnete der VfB-Coach als eine der großen Lehren, die er aus der vergangenen Saison für die Zukunft zieht. Und nutzte ein anschauliches Bild, durch das diese Tatsache sogar dem Dümmsten einleuchten muss: "Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht." Es gebe Zeitpunkte, an denen man Sonne, Schatten, Wasser und vielleicht auch Dünger brauche. "Aber wenn man daran zieht, kann Gras auch kaputt gehen." Bleibt abzuwarten, ob diese Erkenntnis auch fruchtet, wenn die Schwaben erneut so arg wie in der abgelaufenen Runde von Verletzungen (und Corona?) gebeutelt werden.

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Foto: Tom Weller, dpa (Archivbild)
Foto: Tom Weller, dpa (Archivbild)

Bleibt Stürmer Sasa Kalajdzic in Stuttgart?

Wird es in Stuttgart in der kommenden Saison auch noch Wiener Schmäh zu hören geben?

Wenn es nach dem österreichischen Nationalspieler Sasa Kalajdzic geht: ein klares Nein. Der Berater des 25-Jährigen hat die Chance auf den weiteren Verbleib des Stürmerstars und Sympathieträgers in Stuttgart auf maximal fünf Prozent taxiert. Mit Ablösesummen von über 20 Millionen Euro wurde auch sein kongenialer Partner und Flankengott Borna Sosa in Verbindung gebracht. Um beide ist es mittlerweile recht ruhig geworden. Der VfB sieht dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ohne den Verkauf von Leistungsträgern – Dinos Mavropanos und Orel Mangala wurden zwischenzeitlich auch heiß als Abgänge gehandelt – könnte die Mannschaft sicherlich den nächsten Entwicklungsschritt machen. Allerdings hat Mislintat den Auftrag, Transfererlöse in Höhe von 25 Millionen Euro zu erwirtschaften, um Altlasten zu begleichen.

Woran wird man in dieser Saison beim VfB arbeiten?

Ein großes Thema bilden die athletischen Voraussetzungen. Die Verantwortlichen haben bei der Diagnostik draufgesattelt – sowie auch bei den Ansprüchen und Anforderungen an die Spieler. Diesen soll das Bewusstsein geschärft werden. Jede Partie und jeder einzelne Punkt sind wichtig – und zwar vom ersten Spieltag an. Und nicht wie in der vergangenen Saison erst ab der Winterpause.

Was ist von der Mannschaft zu erwarten?

Spielerisch ist sie zu einigem in der Lage. Doch mit Blick auf die Konkurrenz wird es am Ende wieder nur darum gehen, die Klasse zu halten. Das scheint schon jetzt klar, auch wenn Trainer und Mannschaft das Saisonziel erst zum Ende des Trainingslagers am 16. Juli formuliert haben wollen.

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