Wenn nächste Woche die U21-Europameisterschaft in der Slowakei beginnt, bekommt Chrislain Matsima erneut eine große Bühne. Kann also erneut zeigen, warum er innerhalb eines Jahres zu einem der begehrtesten Spieler der Fußball-Bundesliga geworden ist. Mitunter ist es schwer zu erklären, warum die Leistungen eines Spielers explodieren. In Augsburg scheint der 23-Jährige das perfekte Umfeld gefunden zu haben, in dem er sich entwickeln konnte. Der Innenverteidiger von AS Monaco war dem FCA angeboten worden. Dessen Verantwortliche entschieden sich gegen einen etwas älteren, zugleich erfahrenen Verteidiger aus der Schweiz, vertrauten stattdessen darauf, dass Trainer Jess Thorup den jüngeren Matsima weiterentwickeln würde.
Inzwischen stellt sich nicht mehr die Frage, ob Matsima einmal den FCA verlassen wird, sondern wann und wie hoch die Ablösesumme sein wird. Derart positiv war Matsimas jüngste Entwicklung. Im Januar und März kürte ihn die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zum besten Jungprofi. Innerhalb eines Jahres hat der 1,93 Meter große Spieler laut Branchenportal Transfermarkt.de (TM) seinen Marktwert mehr als verdreifacht. Von sieben Millionen Euro schoss der wirtschaftliche Wert des Franzosen auf 22 Millionen Euro. Damit ist Matsima hinter Ermedin Demirovic (28 Millionen Euro) der Profi mit dem zweithöchsten Wert, den je ein FCA-Spieler verzeichnete.
Chrislain Matsima steigert seinen Marktwert von sieben auf 22 Millionen Euro
Noch halten sich die Aktivitäten auf dem Transfermarkt in einem überschaubaren Rahmen, offiziell ist das Sommer-Transferfenster nicht geöffnet (1. Juli bis 1. September). Der FCA und dessen Geschäftsführer Michael Ströll bereiten sich insgeheim jedoch darauf vor, wie sie auf ein Angebot reagieren würden. Zwar hat der FCA Anfang des Jahres eine Kaufoption gezogen und den Spieler für fünf Millionen Euro fest verpflichtet, doch bei einem bestimmten Betrag würden wirtschaftliche Überlegungen wohl überwiegen. Ströll sagt, außer dem FC Bayern sei jeder Bundesligist auf Transfererlöse angewiesen.
Matsima dient als Beispiel dafür, wie rasant sich der Marktwert eines Spielers steigern lässt. Seit über zwei Jahrzehnten widmet sich TM den Marktwerten. Nach Hin- und Rückserie werden Profis eingestuft, mitunter auch während einer Spielzeit. In die Einordnung fließen neben Alter und sportlicher Leistung die Zukunftsperspektive, die real existierende Nachfrage oder bisher gezahlte Ablösesummen ein. Zudem sind für einen Profiklub Faktoren wie Prestige und Marketing interessant. Ebenso positiv bemerkbar macht sich der Aufstieg zum Nationalspieler. Noch ist Matsima kein A-Nationalspieler, aber als Kapitän der französischen U21 befindet er sich auf dem Weg dorthin.
In der Bundesliga führen die Jungnationalspieler Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) und Jamal Musiala (FC Bayern München) das Ranking der Marktwerte an. Auf 140 Millionen Euro beläuft sich ihr Wert. Somit sind sie die wertvollsten deutschen Fußballer seit Einführung der TM-Marktwerte im Jahr 2004. Enorm aufgeholt hat Michael Olise (FC Bayern), der seinen Wert innerhalb einer Saison nahezu verdoppelte: von 55 auf jetzt 100 Millionen Euro.
Finn Dahmen und Noakhai Banks machen im Marktwert große Sprünge
Der Marktwert ist ein grober Anhaltspunkt. TM betont: „Die Transfermarkt-Marktwerte sind nicht pauschal mit den tatsächlich gezahlten Ablösesummen gleichzusetzen. Das Ziel ist nicht, einen Preis vorherzusagen, sondern einen Erwartungswert.“ Neben der Kaufsumme ist das Gehalt des Spielers bei einem Wechsel Gegenstand der Verhandlungen. Zudem finden sich in Verträgen teils Ausstiegsklauseln. Weil Sender und Streaminganbieter im Rahmen der TV-Vermarktung den Vereinen und den Ligaverbänden Milliarden überweisen, klotzen Top-Klubs. Im Umkehrschluss: Fragen der FC Bayern oder Real Madrid an, verlangen die abgebenden Klubs bedeutend mehr. Für vermeintlich kleinere Profivereine, die nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen, ist eine kreative Transferpolitik umso bedeutender. Günstig erwerben und teuer verkaufen, das ist eine Möglichkeit, um wirtschaftlich zu arbeiten.
Beim FCA machte Matsima einen enormen Sprung nach oben, aber auch Torhüter Finn Dahmen steigerte sich gewaltig. Ein Ergebnis mehrerer Faktoren: In diesem Jahr kehrte der 27-Jährige als Stammkraft zwischen die Pfosten zurück, stellte einen Zu-Null-Rekord auf und parierte sich in den erweiterten Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Folge: Im Dezember noch war Dahmen 2,5 Millionen Euro wert, jetzt wird er auf neun Millionen Euro taxiert. Neben Matsima und Dahmen haben vor allem Alexis Claude-Maurice (alt 3,5 Mio./neu 12 Mio.) und die Eigengewächse Noakhai Banks (150.000/6 Mio.), Mert Kömür (2 Mio./5 Mio.) und Henri Koudossou (450.000/2 Mio.) in dieser Sison an Wert gewonnen.
Wenig Einsatzzeit, der Verlust des Stammplatzes oder schwache Leistungen in der zurückliegenden Runde haben sich dagegen bei Steve Mounié (minus 4 Mio.), Torhüter Nediljko Labrovic (minus 2 Mio.) oder Arne Maier (minus 1 Mio.) negativ bemerkbar gemacht.
Tatort Abgänge: Nur bei einem unmoralischen Angebot sollte die Vereinsspitze einem Transfer der infrage kommenden Top Spieler zustimmen. Mit Blick auf die neue Saison hätte man endlich einen Grundstock im Kader der Anlass gäbe mal in einstelligen Dimensionen zu denken, punktuelle Ergänzungen obendrauf und ab geht die Post. Ergänzend zu Matsima, ich bin mir sicher er wird seinen Marktwert noch erheblich steigern. Das heißt, ein Jahr weniger Vertrag bekomme ich mit dem gestiegenen Marktwert kompensiert, der spielerische Wert für's Team obendrauf.
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