Es sind nur wenige Trainingsinhalte, die Vincent Kompany vor dem Spiel des FC Bayern am Dienstag gegen Celtic Glasgow vermitteln kann (21 Uhr, Amazon Prime). Vor dem Rückspiel gegen die Schotten in der Champions League geht es hauptsächlich darum, die aufkommende Müdigkeit in geregelte Bahnen zu lenken. Dass die Münchner derzeit nicht am Maximum ihrer Leistungsfähigkeit kratzen, war spätestens in der Partie am Samstag gegen Bayer Leverkusen zu beobachten. Weil Kompanys Mannschaft es vergangenen Mittwoch in Glasgow nicht schaffte, die Partie frühzeitig zu beruhigen, musste sie bis zum Abpfiff um den Sieg bangen. Und kämpfen. In Leverkusen fehlte bei allen anderen Unzulänglichkeiten auch die notwendige Spritzigkeit, um die gegnerische Abwehr zu fordern.
Kompany hatte derartiges wohl schon zuvor erahnt. Wie Torhüter Manuel Neuer berichtete, ließ der Coach zuvor „Box Defending“ trainieren. Was nichts anderes bedeutet, als jürgenkohleresk umherfliegende Bälle und gegnerisches Gebein aus dem Strafraum zu schaffen. Das 0:0 lässt vermuten, dass den Bayern dieses Vorhaben recht gut gelungen ist. Allerdings erbot sich den Leverkusenern ziemlich oft die Möglichkeit, aus dem Nahbereich zum Abschluss zu kommen. Zweimal rettete die Latte, ansonsten reagierte Neuer prächtig und den Rest erledigte profanes Glück.
Der FC Bayern leidet sichtbar unter der Belastung
Überraschend war aber schon, dass den Münchnern die Anstrengungen der Schottland-Reise so deutlich anzumerken waren. Schließlich ist der Kader der Bayern gerade für derartige Fälle konzipiert und durch die Pokal-Niederlage gegen Leverkusen hat sich die Mannschaft selbst der Möglichkeit weiterer intensiver Wochen beraubt. Allerdings musste Kompany auch große Teile der Saison auf einige der Rollenspieler verzichten. Josip Stanisic, Sacha Boey und Hiroki Ito waren hauptsächlich dafür verpflichtet worden, ihren Kollegen Ruhepausen zu verschaffen. In den Kadern der Spitzenteams herrscht das Prinzip des Jobsharings. Stars sollen in den bedeutenden Partien leuchten, gegen Wolfsburg, Bremen oder Augsburg aber muss ja nicht allzu hell gestrahlt werden.
Zu der nun möglicherweise entscheidenden Phase der Saison hat Kompany erstmals die Möglichkeit, den prinzipiell feudal ausgestatteten Kader vollumfänglich zu nutzen. Alphonso Davies befindet sich nach seinem Muskelfaserriss zurück im Training und auch der unter großem Bohei verpflichtete Palhinha ist nach einem überstandenen Infekt zumindest wieder ein Mann für gewisse Minuten. Wahrscheinlich wird auch der zuletzt nur selten berücksichtigte Thomas Müller demnächst mehr Spielzeit erhalten. Am Gewinn der Deutschen Meisterschaft wird es kaum mehr Zweifel geben. Zu ausgeglichen sind die Münchner besetzt, als dass mit einem massiven und allgemeinen Leistungseinbruch zu rechnen ist.
Allerdings hat die Mannschaft bislang noch nicht die Skepsis an der internationalen Tauglichkeit beseitigen können. Der 2:1-Hinspielerfolg bei Celtic Glasgow war nur bedingt dazu angetan, den Münchnern eine Favoritenrolle in der Champions League zuzugestehen. Genau genommen haben die Bayern bis auf einen 1:0-Erfolg gegen Paris in dieser Saison noch gegen keine Mannschaft von Spitzenformat gewonnen. Gegen Leverkusen war die Elf davon genauso weit entfernt wie gegen Barcelona. Auch die Niederlagen bei Aston Villa und in Rotterdam haben das eigene Selbstverständnis eher erzittern lassen, als es zu stärken. Die Münchner wissen derzeit nicht einmal selbst, was in den kommenden Wochen noch von ihnen zu erwarten ist. Nur bei einem überraschenden Ausscheiden gegen Celtic wäre klar, was folgt. Darauf allerdings würden alle gerne verzichten.
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