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Neuer Renk-Chef Sagel verspricht: „Wir sind lieferfähig“

Rüstung

Verzögerung beim Panzerbau? „An Renk liegt es nicht. Wir sind lieferfähig“

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    Renk-Chef Alexander Sagel in der Fertigung des Maschinenbau-Unternehmens.
    Renk-Chef Alexander Sagel in der Fertigung des Maschinenbau-Unternehmens. Foto: Robert Gongoll, Renk

    Der neue Renk-Chef büxt gerne mal aus. Wenn Besprechungen zu lange andauern, zieht es Alexander Sagel in die nahen Werkshallen. Dort schwärmt der 54-Jährige von der Präzisionsarbeit seiner Mannschaft und lobt die technologische Vorreiterrolle der Firma. Er begrüßt Beschäftigte mit Handschlag. Der Manager will wissen, was gut läuft und wo es hakt. Der aus Hessen stammende Mann trägt Jeans und wird oft mit Renk-Jacke statt Sakko gesichtet. Sagel kommt auch in Arbeitnehmer- und Gewerkschaftskreisen gut an. Er wirkt angekommen in Augsburg.

    Seit Februar führt der Manager den börsennotierten Panzer- und Schiffsgetriebebauer. Sagel war der Wunschkandidat der einstigen Renk-Chefin Susanne Wiegand. Sie hatte das Unternehmen aufgerüttelt, manche sagen „wachgeküsst“, und erfolgreich zurück an die Börse geführt. Wiegand kannte Sagel aus gemeinsamen Zeiten beim Düsseldorfer Rüstungs-Konzern Rheinmetall und holte ihn im April 2024 zunächst als für das operative Geschäft zuständigen Vorstand nach Augsburg, ehe der groß gewachsene Mann ihr Nachfolger werden sollte.

    Der neue Renk-Chef Alexander Sagel war einst Zehnkämpfer

    Sagel ist ein offener Mensch, der von sich aus auf sein sportliches Vorleben zu sprechen kommt. Aufgewachsen im einst schneereichen Nordhessen, zog es ihn zunächst zum Langlauf, später landete er beim Zehnkampf. Die Vermutung liegt nahe, dass ein solcher Athlet ein durchaus vielseitig begabter Mensch ist. Der berufliche Lebenslauf von Sagel bestätigt das: Nach dem Studium der Materialforschung und einer Promotion in den USA und an der Uni Ulm blieb er zunächst in der baden-württembergischen Stadt und fing im damaligen Daimler-Forschungszentrum auf dem Eselsberg an, eine schöne Zeit für ihn: „Vom Eselsberg kann man manchmal die Berge sehen. Ulm ist eine tolle Stadt.“

    Im Zuge der später gescheiterten Fusion des Stuttgarter Autobauers mit dem US-Unternehmen Chrysler ging Sagel in die USA, um sich wie viele Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland auf die Suche nach den Synergien zwischen dem Konzern mit dem Stern und der amerikanischen Marke zu machen. Das war für den jungen Ingenieur eine lehrreiche Zeit, erkannte er doch, wie unterschiedlich Menschen aus den beiden Kulturkreisen an unternehmerische Aufgaben herangehen: „Deutsche verbringen viel Zeit damit, die perfekte Lösung theoretisch und praktisch zu definieren, ehe sie loslegen und meist erfolgreich sind.“ Amerikaner hingegen legten nach einer überschaubaren Vorbereitungszeit gleich los und kalkulierten Rückschläge ein.

    Alexander Sagel ist der neue Renk-Chef.  Im Hintergrund sind große Test- und Erprobungseinrichtungen des Getriebe-Spezialisten zu sehen.
    Alexander Sagel ist der neue Renk-Chef. Im Hintergrund sind große Test- und Erprobungseinrichtungen des Getriebe-Spezialisten zu sehen. Foto: Robert Gongoll, Renk

    Sagel kehrte nach Deutschland zurück, um „eine spannende Zeit“ in der Produktionsforschung der Motoren-Entwicklung in Stuttgart zu verbringen. Viele Daimlerianer bleiben ihr ganzes Leben dem Konzern treu, der inzwischen Mercedes-Benz heißt. Der heutige Renk-Chef aber suchte sich nach sieben Jahren eine andere Disziplin aus, wohl die härteste im Automobil-Mehrkampf: Er wechselte zu einem Zulieferer, der Automotive-Sparte des Rüstungs-Riesen Rheinmetall. „Jetzt hatte ich es plötzlich mit Komponenten, eben Kolben und Gleitlagern, zu tun.“ Der Kostendruck in der Branche war schon damals enorm. Sagel erinnert sich: „Es ging bei Preisverhandlungen mit Auto-Konzernen um zwei Stellen hinter dem Komma eines Euro-Betrags.“ Bei Stückzahlen von sechs, sieben Millionen summieren sich solche Kleinstbeträge.

    Der Renk-Chef hat früher für Rheinmetall gearbeitet

    Die Zulieferer-Zeit, in der Sagel auch mit Umstrukturierungen und Werkschließungen konfrontiert war, „trainierte“ den Unternehmer. Er weiß, wie wichtig der intensive und vertrauensvolle Kontakt zu Arbeitnehmervertretern ist. Das kommt ihm sicher bei Renk zugute, wie auch seine Branchenkenntnis: Der Familienvater stieg bereits in die Verteidigungsindustrie ein, bevor diese aus der Schmuddelecke hervortrat und zur Boom-Branche wurde. Bei Rheinmetall lag ein Wechsel in den militärischen Bereich nahe. Sagel arbeitete zunächst im Bereich „Waffe und Munition“ und dann in der Elektronik-Sparte.

    Am Ende war es die Strahlkraft Renks als weltweiter Markt- und Technologieführer, die ihn nach Augsburg zu dem Unternehmen mit 4000 Beschäftigten, davon 1850 am schwäbischen Stammsitz, zog. Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte er, dass Renk bis 2028 den Jahres-Umsatz von 1,14 Milliarden auf zwei Milliarden Euro steigern will, schließlich ist die Nachfrage nach Panzer- und Schiffsgetrieben immens. Der Vorstandsvorsitzende kündigt an: „Renk wird bei einem Umsatz von zwei Milliarden Euro nicht stoppen.“ Und er versicherte: „Im Mittelpunkt des Wachstums steht unser Standort in Augsburg. Hier bauen wir gezielt weiter Beschäftigung auf, wenn auch nicht mehr in dem Umfang wie in den vergangenen Jahren.“

    Renk kann mehr Getriebe bauen

    Die Fertigungskapazitäten können weiter erhöht werden. Vorprodukte für die Panzer- und Schiffsgetriebe werden auch im westfälischen Werk in Rheine hergestellt. Auch hier kann die Fertigung ausgebaut werden. Sagel sagt deshalb an die Adresse wichtiger Auftraggeber wie Deutschland: „An uns liegt es nicht. Wir sind lieferfähig.“ Wer heute bei Renk ein Getriebe für ein bestehendes Panzer-Modell bestellt, bekomme es in einem Zeitraum von „unter zwölf Monaten“. Bei Neuentwicklungen müssen Kunden mit zwei bis drei Jahren rechnen.

    Sagel und der für Produktion im Renk-Vorstand zuständige Emmerich Schiller, ein früherer Mercedes-Manager, setzen alles daran, die Produktion hochzufahren: „Wir werden in diesem Jahr deutlich mehr Panzer- und Marinegetriebe bauen und auch mehr alte instand setzen.“ Konkrete Zahlen nennen die Manager nicht. Die Renk-Männer blicken mit Spannung auf den Nato-Gipfel im Juni. Dann könnte klarer werden, wie viele weitere Kampf-Einheiten die Bundeswehr schaffen muss. Das wiederum gibt Aufschluss darüber, wie viele Panzer und Getriebe für die Gefährte zusätzlich bestellt werden müssen. Sagel und Schiller haben schon verschiedene Szenarien durchrechnen lassen: „Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet.“ An Augsburg scheint es nicht zu scheitern, wenn Deutschland wieder verteidigungstüchtig werden will.

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