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Sägen-Hersteller Stihl: „Dringend erforderlich, dass wir in Deutschland Bürokratie abschaffen“

Interview

„Dringend erforderlich, dass wir in Deutschland wirklich Bürokratie abschaffen“

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    Nikolas Stihl appelliert an die künftige Regierung, das Land endlich zu reformieren.
    Nikolas Stihl appelliert an die künftige Regierung, das Land endlich zu reformieren. Foto: Bernd Weißbrod, dpa

    Herr Stihl, in Kantinen Ihres Unternehmens gibt es immer wieder Maultaschen nach dem Rezept Ihrer Großmutter. 

    Nikolas Stihl: Wir halten damit das Maultaschen-Rezept meiner Großmutter, also der Frau des Firmengründers Andreas Stihl, am Leben. Die Maultaschen gibt es bei uns nicht nur, weil das Rezept von meiner Großmutter stammt, sondern weil die Maultaschen besonders gut schmecken. Wie andere Mitglieder der Familie esse ich regelmäßig in unserer Kantine. Die Köchinnen und Köche sind stolz darauf, Essen überwiegend aus regionalen Produkten zu kochen. Was wir bei Stihl machen, machen wir richtig. Und mein Großvater sagte, wer gut arbeiten wolle, müsse gut essen.

    Ihr Großvater hatte neben seinem Wohnhaus einen Hühnerstall, auch um seine ersten Mitarbeiter mit Eiern zu versorgen.

    Stihl: Das stimmt. Mein Vater, Hans Peter Stihl, der lange das Unternehmen geleitet hat, erzählt noch heute, der Hühnerstall sei bei ihm und seinen Geschwistern nicht sonderlich beliebt gewesen, schließlich mussten sie die Hühner füttern und den Stall sauber machen. Mein Vater fing sozusagen als Eier-Sammler seine Karriere ganz klein an. 

    Ihr Vater ist 92 Jahre alt und einer der bekanntesten deutschen Unternehmer. Hans Peter Stihl hat als langjähriger Präsident des Unternehmensverbandes DIHT wirtschaftspolitische Debatten maßgeblich mitbestimmt. Wie geht es ihm?

    Stihl: Mein Vater kommt nach wie vor regelmäßig in die Firma. Es geht ihm gut. Er hat zu Hause einen großen Geräte-Park mit Stihl-Produkten, die er fleißig nutzt. Er sägt noch, benutzt die Freischneider und unsere Rasenmäher. Er hält sich auch dadurch fit.

    Der Unternehmer Reinhold Würth ist drei Jahre jünger als Ihr Vater. Er wird „Schrauben-König“ genannt und findet den Begriff fürchterlich. Schrauben-König sei ein echt blöder Name. Sie werden als Herr der Sägen bezeichnet. Können Sie damit leben?

    Stihl (lacht): Ich stehe im Dienst meiner Firma. Wenn es mir hilft, nur eine Säge mehr zu verkaufen, nehme ich es gerne in Kauf, Herr der Sägen genannt zu werden. 

    Rund 90 Prozent der privatwirtschaftlichen Firmen in Deutschland sind wie Stihl Familien-Unternehmen. Sie stellen etwa 60 Prozent der Arbeitsplätze und bilden fast 60 Prozent der Azubis aus. Wird dieser Schatz von der Politik ausreichend gewürdigt?

    Stihl: Nein. Steuerlich werden Familien-Unternehmen gegenüber Kapitalgesellschaften benachteiligt, auch wenn sie die Stütze unserer Gesellschaft sind. Wir wollen jedenfalls als Familien-Unternehmen, in dem, was wir tun, immer die Besten sein. Das ist unser Selbstverständnis. So sind wir seit 1971 Weltmarktführer im Motorsägen-Markt. Unsere Ingenieurinnen und Ingenieure haben die Art und Weise, wie heute weltweit in Wäldern gearbeitet wird, entscheidend geprägt. Wir haben uns intensiv mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Arbeit mit der Motorsäge auseinandergesetzt. 

    Anfang der 60er-Jahre litten Waldarbeiter, die mit Motorsägen gearbeitet haben, unter der Weißfinger-Krankheit, einer Gefäßerkrankung. Dabei werden Finger blass und können schmerzen.

    Stihl: Es stellte sich heraus, dass diese Krankheit durch eine Kombination aus den durch Motorsägen ausgelösten Vibrationen und der Arbeit in der Kälte maßgeblich verursacht wird. Unsere Techniker haben überlegt, wie sich die Vibrationen eindämmen lassen. So erfanden sie unser Anti-Vibrationssystem. Heute existiert die Berufskrankheit „Weißfinger-Krankheit“ unter Menschen, die im Wald arbeiten, nicht mehr. Wir haben die Arbeit mit der Motorsäge zudem sicherer gemacht. Als die Motorsägen leichter wurden und zum Entasten eingesetzt wurden, häuften sich zunächst Unfälle durch den sogenannten Rückschlag. 

    Was hat Stihl dagegen unternommen?

    Stihl: Wir haben die Kettenbremse erfunden und eingebaut. Zudem gelang es unseren Ingenieuren, rückschlagarme Ketten zu entwickeln.

    Doch Waldarbeiter leiden oft unter Rückenschmerzen.

    Stihl: Diese Probleme entstehen dadurch, dass Waldarbeiter in zum Teil unergonomischer Haltung mit Motorsägen arbeiten. Deswegen setzen wir alles daran, das Gewicht der Sägen immer weiter zu verringern. Das ist uns durch den Einsatz des Leichtmetalls Magnesium gelungen. Weil es das Material in der von uns gewünschten Qualität nicht gab, hat mein Vater ein eigenes Magnesium-Druckguss-Werk aufgebaut. Zudem haben wir gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Säge- und Fäll-Techniken entwickelt, die den Rücken schonen. Diese Techniken werden heute in den Berufsschulen gelehrt. 

    Stihl verkauft inzwischen weltweit schon 24 Prozent der Produkte mit Akku-Technik. Stirbt die Säge mit Verbrennermotor aus?

    Stihl: In Deutschland verkaufen wir dieses Jahr schon über die Hälfte unserer Produkte mit Akku-Antrieb. In anderen Ländern werden immer noch 98 Prozent mit Benzin-Antrieb gekauft. Deswegen investieren wir weiter in die Entwicklung von Benzin-Geräten, aber auch in die Entwicklung umweltfreundlicher Kraftstoffe, mit denen viele Millionen Stihl-Geräte weltweit klimafreundlicher betrieben werden können. Zuletzt haben wir einen Kraftstoff auf den Markt gebracht, der die Umwelt mit 20 Prozent weniger CO₂ belastet.

    Stihl-Motorsägen sind weltweit gefragt.
    Stihl-Motorsägen sind weltweit gefragt. Foto: Stihl

    Da ist noch Luft nach oben.

    Stihl: Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen wir einen Kraftstoff anbieten, der fast CO₂-neutral ist. Diese umweltfreundlichen Kraftstoffe kann man bei unseren Händlern weltweit kaufen. 

    Löst die Akkusäge irgendwann die Säge mit Verbrennermotor ab?

    Stihl: Die benzinbetriebene Motorsäge stirbt nicht aus. Für bestimmte Leistungsanforderungen wird man noch lange. Zeit den Verbrennungsmotor brauchen. Auf den Verbrennungsmotor können wir wahrscheinlich erst komplett verzichten, wenn die Speicher-Kapazität der Akkus 100 Mal so hoch wie heute ist. Das dauert noch einige Zeit. Und da die Produkte langlebig sind, wird es noch über Jahrzehnte Motorsägen geben.

    Der Sound der Motorsägen wird also noch für lange Zeit nicht aus den Wäldern verschwinden.

    Stihl: Das stimmt, auch wenn in Wäldern verstärkt Akkusägen zum Einsatz kommen, deren Akkus an großen, in Fahrzeugen befindlichen Lade-Stationen immer wieder aufgeladen werden können. In Zukunft können auch die Batterien der dann elektrischen Forst-Fahrzeuge zum Aufladen der Sägen angezapft werden. 

    Dank Akku-Antrieb werden auch Laubbläser endlich leiser, was ein echter Fortschritt für Lärmgeplagte ist.  

    Stihl: Nicht nur Laubbläser machen Lärm. Auch Freischneider und Rasenmäher sind beim Einsatz im heimischen Garten oft nicht zu überhören. Alle diese Produkte werden mit Akku deutlich leiser. Gerade in Deutschland sind viele unserer Kunden auf akkubetriebene Produkte umgestiegen – und das ganz ohne staatliche Kaufprämien wie im Auto-Bereich. Unsere Akku-Produkte setzen sich am Markt durch, auch wenn sie in der Anschaffung etwas mehr als Produkte mit Verbrenner-Motor kosten. Auf längere Sicht sind Akku-Sägen und Akku-Laubbläser jedoch deutlich günstiger. 

    Im Gegensatz zur Autoindustrie schildern Sie, wie bei Stihl der Wandel vom Verbrenner- zum Elektro-Antrieb funktioniert. Klappt das bei Ihnen wirklich?

    Stihl: Es klappt. Und es muss klappen. Sie werden nicht erleben, dass Stihl das Schicksal von Kodak erleidet. Das amerikanische Unternehmen hat schließlich die Transformation ins digitale Foto-Zeitalter nicht geschafft. Wir halten nicht am Althergebrachten fest. Wir investieren kräftig in den Wandel. 

    Stihl produziert weiter kräftig in Deutschland. Hier arbeiten rund 6700 der weltweit gut 20.000 Beschäftigten des Unternehmens. Können sie die Zahl der Mitarbeitenden auch in Krisen-Zeiten halten?

    Stihl: In der Corona-Zeit haben wir ein sehr starkes Wachstum verzeichnet. Viele Menschen mussten zu Hause bleiben und kauften sich bei uns Motorsägen, Laubbläser und andere Geräte. Das war eine Sonder-Konjunktur. Nach einem Rekord-Umsatz im Jahr 2022 waren wir zu optimistisch und haben uns den Anzug etwas zu groß geschneidert. Wir werden jetzt im bescheidenen Umfang Arbeitsplätze abbauen. 

    Müssen Sie kündigen?

    Stihl: Nein, wir kommen ohne betriebsbedingte Kündigungen aus. Wir werden etwa über Altersteilzeit Stellen abbauen. Wir müssen reagieren, geben die Menschen ihr Geld doch wieder für andere Dinge als Motorsägen und Laubbläser aus. Sie gehen mehr in Restaurants und verreisen häufiger. 

    Sie machen sich große Sorgen um den Wirtschafts-Standort Deutschland.  Brauchen wir wieder einen Reformer vom Rang eines Gerhard Schröder, der hie und da die Kettensäge ansetzen ließ, ins Risiko ging und am Ende an seiner eigenen Macht-Position innerhalb der SPD gesägt hat?

    Stihl: Den Begriff „Kettensäge“ möchte ich aus der Diskussion raushalten. Doch es ist dringend erforderlich, dass wir in Deutschland wirklich Bürokratie abschaffen. Und das muss vor allen anderen Reformen wie Steuersenkungen geschehen. Das Problem der Überregulierung ist immens. Das Ifo-Institut hat ausgerechnet, dass der deutschen Wirtschaft durch die Regulierung und Bürokratie pro Jahr rund 146 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung entgehen. Wenn von diesen 146 Milliarden Euro ein nicht unerheblicher Teil in den Bundeshaushalt als Steuern fließen würde, könnte der Staat viele notwendige Investitionen tätigen.

    Ist die Bürokratie die Haupt-Wachstumsbremse?

    Stihl: Ja, doch nicht nur Deutschland, sondern Europa ist durch die überbordende Bürokratie nahezu gelähmt. Dabei hat sich die EU das Ziel gesetzt, die wettbewerbsfähigste Region der Welt zu werden. Das Ziel wurde weit verfehlt, auch weil in Europa und Deutschland ein Dickicht an Vorschriften und Bürokratie entstanden ist. Für eine Erleichterung wurden zehn neue Regeln geschaffen, die uns Unternehmern das Leben schwer machen. Die Lieferketten-Sorgfaltspflicht ist etwa komplett praxisuntauglich. Niemand hat sich Gedanken gemacht, wie so ein Gesetz halbwegs effizient umgesetzt werden kann. 

    Wie reagieren Ihre Lieferanten außerhalb Europas auf die Regelung?

    Stihl: Wenn wir von diesen Herstellern Dokumentationen über Umwelt- und Menschenrechtsstandards einfordern, teilen sie uns schon mal mit, dass sie mit uns keine Geschäfte mehr machen wollen. Diese Lieferanten wollen solche Angaben nicht erheben. Sie verweisen darauf, genügend Kunden aus anderen Teilen der Welt zu haben. 

    Warum lassen Politiker immer neue bürokratische Vorschriften zu? Weshalb holen sie nicht vorab den Rat der Praktiker, also der Unternehmer ein?

    Stihl: Ich frage mich das schon lange. Ich kann die Frage nicht beantworten. Was ich jedoch weiß: Insbesondere EU-Regelungen werden bewusst nicht auf Praxis-Tauglichkeit überprüft, weil für die Umsetzung der Gesetze die Länder verantwortlich sind. Diese ausufernde Bürokratie kostet längst Arbeitsplätze. Vor Corona war die Industrie-Produktion noch für fast 25 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland verantwortlich. Inzwischen liegt der Wert unter 20 Prozent. 

    Wie ernst ist die Lage?

    Stihl: Die Deindustrialisierung droht nicht mehr, sie ist in vollem Gange. Industrie-Arbeitsplätze, die verloren gehen, kommen nicht mehr zurück. Die Grünen und die SPD wollen das Thema nicht wahrhaben. Und Kanzler Scholz hat nicht Besseres zu tun, als Wirtschaftsvertreter, die auf diese in der Wissenschaft unstrittigen Probleme hinweisen, damit abzutun, der Gruß des Kaufmanns sei die Klage.

    Hier fühlten sich Unternehmerinnen und Unternehmer vom Kanzler beleidigt.

    Stihl: Das war auch von Scholz so gedacht. Er erweckt ja den Eindruck, nicht nur alles zu wissen, sondern es auch noch besser zu wissen. Deswegen bin ich als Unternehmer und Staatsbürger froh, dass die Ampel-Koalition nicht bis zum Ende der Legislaturperiode durchgehalten hat. Ich hoffe auf eine neue Regierung. 

    Diese neue Regierung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von Friedrich Merz, einen Mann mit Wirtschaftskompetenz angeführt. Merz saß im Beirat von Stihl. Da haben Sie ihn sicherlich ordentlich geimpft, was jetzt zu tun ist.

    Stihl: Ich kann aus eigener Anschauung sagen, dass Herr Merz etwas von Wirtschaft versteht, weil ich ihn persönlich kennenlernen durfte. Ich hoffe, dass er auch die nötige Durchsetzungskraft mitbringt, seine Ideen gegenüber dem Koalitionspartner durchzusetzen. Merz verspürt jedenfalls Verantwortung für unser Land. 

    Hat Merz das Zeug zu einem Reform-Kanzler wie Gerhard Schröder?

    Stihl: Intellektuell in jedem Fall. Es kommt darauf an, dass ihn seine Partei für einen Reformkurs ausreichend unterstützt. Ich habe den Eindruck, dass er diesen Rückhalt in der Partei hat. Merz verfügt auf alle Fälle über die richtige Strategie. Doch es reicht nicht, wenn Deutschland umdreht. Auch auf EU-Ebene müssen wir umdrehen.

    Also muss auch auf EU-Ebene die Bürokratie gestoppt werden. 

    Stihl: Stoppen reicht nicht. Wir stecken so tief im Loch, dass es nicht reicht, nur im Loch zu graben. Wir müssen aus dem Bürokratie-Loch rauskommen, also bisherige Regelungen rückgängig machen. Denn wie die FAZ schrieb, sind unter der letzten EU-Kommission rund 13.000 Gesetze und Verordnungen erlassen worden, während es in der Amtszeit des früheren US-Präsidenten Joe Biden nur etwa 3000 waren. Auf alle Fälle ist Bürokratie-Abbau der schnellste Hebel für mehr Wachstum. Und es kostet nichts. Die Zeit eilt. Deutschland steht wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand.

    Wie nah kommt der deutsche Rücken der Wand?

    Stihl: Der Rücken berührt die Wand. Denn die Arbeitslosenquote wäre in Deutschland deutlich höher als zuletzt sechs Prozent, wenn Teile der geburtenstarken Jahrgänge nicht frühzeitig etwa über Altersteilzeit in den Ruhestand geschickt würden. Diese Menschen werden nicht arbeitslos, sondern gehen vorzeitig in den Ruhestand. Die Krise ist längst am Arbeitsmarkt angekommen, wird aber nicht sichtbar. Ich mache mir große Sorgen um den Standort Deutschland. 

    Werden Sie auch künftig noch in Deutschland investieren oder nur noch im Ausland, wie das zunehmend Unternehmer tun?

    Stihl: Wir investieren weiterhin deutlich in die Produktion in Deutschland. Wir erweitern aber die Produktion nicht. Wir investieren hierzulande vor allem in Rationalisierung, also in eine weitere Automatisierung der Produktion. Schließlich steigen die Kosten am Standort derart rasant an, dass wir die Produktivität immer mehr erhöhen müssen. Würden wir das nicht tun, müssten wir unsere Fertigung in Deutschland schließen. Wir müssen also sehr viel investieren, um in Deutschland halbwegs wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir wünschen uns dabei als Unternehmer sehr, dass sich die Produktionsbedingungen am Standort endlich zum Besseren wenden. Wir wollen nämlich hier bleiben. Wir brauchen dringend Reformen. 

    Sie wollten auch in Ludwigsburg nördlich von Stuttgart ein neues Werk bauen, haben die Investition aber zuletzt zurückgestellt.

    Stihl: Angedacht war, unsere Schienenfertigung aus dem Stamm-Werk in Waiblingen in ein neues Werk in Ludwigsburg zu verlagern. Doch aufgrund der toxischen Standort-Bedingungen in Deutschland – neben gestiegenen Baukosten sind das vor allem eine ausufernde Bürokratie und hohe Arbeitskosten – haben wir entschieden, diese Investition erst einmal nicht zu tätigen. Wir wollen erst 2030 entscheiden, wo wir ein neues Werk bauen. Wenn die Standort-Bedingungen in Deutschland unter der neuen Regierung besser werden, sind wir bereit, eine neue Fertigung hier in der Region aufzubauen. Die Politik hat jetzt bis 2030 Zeit. Dann treffen wir die Standort-Entscheidung. 

    Und wenn die Standort-Bedingungen nicht besser werden, ist dann die Schweiz eine Option, wo Stihl bereits ein Werk hat?

    Stihl: Wenn die Standort-Bedingungen bis 2030 in Deutschland nicht besser werden, werden wir in einem anderen Land investieren. Die Schweiz wäre hier eine Option. Dort stellen wir bereits seit rund 50 Jahren unsere Sägeketten her. 

    Die Schweiz? Das ist doch ein teurer Standort.

    Stihl: Die Arbeitskosten sind in der Schweiz insgesamt günstiger als in Deutschland, auch weil die Menschen in der Schweiz länger arbeiten und weniger Urlaub als in Deutschland haben. Zudem ist die Bürokratie in der Schweiz geringer ausgeprägt. Wenn man alles zusammenrechnet, kostet uns die Arbeitsstunde in der Schweiz rund zehn Prozent weniger als in Deutschland. Vor zehn Jahren war die Arbeitsstunde in der Schweiz noch drei Prozent teurer als in Deutschland. Der deutsche Standort hat innerhalb kürzester Zeit massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Noch einmal: Wir müssen in Deutschland dringend umdrehen. Deutschland steht mit dem Rücken zur Wand. 

    Nikolas Stihl, 64, ist Gesellschafter der Stihl Holding AG & Co. KG, die in Waiblingen bei Stuttgart sitzt. Der promovierte Diplom-Ingenieur hat Mitte 2012 den Vorsitz des Beirats der Stihl Holding und des Aufsichtsrats der Stihl AG von seinem Vater Hans Peter Stihl übernommen. Damit sind die wichtigsten Entscheidungsgremien der Stihl Gruppe und die strategische Führung in der Hand der Familie Stihl geblieben. Nikolas Stihl ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er fährt gerne Ski.

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    1 Kommentar
    Gerold Rainer

    Es wäre nur ein kleiner Anfang, aber man könnte z.B. das Bürokratiemonster KFZ- Steuer komplett abschaffen und durch Straßenbenutzungsplaketten ersetzen. Dann dürfen alle für die Abnutzung der deutschen Straßen bezahlen, auch die durchreisenden. Ebenso gehört die Grundsteuer abgeschafft und durch eine Umlage auf z.B. die Müllgebühren ausgeglichen. Es werden von den Verwaltungen sinnlos Ressourcen verschwendet, um für jedem Bürger irgendwelche Zwangsabgaben in individueller Höhe zu berechnen und einzutreiben.

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