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US-amerikanische Zölle: Das kommt auf deutsche Autobauer zu

Autoindustrie

Amerikanische Zölle: Das kommt auf deutsche Autobauer zu

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    Für den Export bestimmte Autos stehen auf einem Gelände in Bremerhaven.
    Für den Export bestimmte Autos stehen auf einem Gelände in Bremerhaven. Foto: dpa

    Fakten, Fakten, Fakten und keine Reaktion Trumps. Zahlen, wie sie die deutsche Präsidentin des Automobilindustrie-Verbandes VDA, Hildegard Müller, unverdrossen runterbetet, scheinen am US-Zampano wie Tropfen eines Frühlingsregens abzuperlen. So rechnet die Lobbyistin dem Politiker vor, deutsche Autohersteller und Zulieferer beschäftigten mehr als 140.000 Menschen in den USA und produzierten dort über 900.000 Fahrzeuge im Jahr – und das sowohl für den amerikanischen Markt als auch für den Export.

    Das sind nur zwei Fakten, die einen US-Präsidenten zufrieden stimmen müssten. Nicht so Trump, auch wenn er trotz aller Verdrängungskünste gehört haben müsste, dass allein BMW in seinem US-Werk in Spartanburg rund 11.000 Menschen Arbeit gibt, während Mercedes in der amerikanischen Auto-Fabrik in Tuscaloosa seit 1997 rund vier Millionen Autos gebaut hat und dort zuletzt etwa 6000 Angestellte beschäftigte. Volkswagen wiederum ist in den USA mit einer Fertigung in Chattanooga vertreten und listet dort etwa 5500 Menschen auf den Gehaltslisten auf.

    Deutsche Autobauer sind ein Stück weit amerikanisch

    Die deutschen Autobauer sind ein Stück weit amerikanisch, wobei sich ihre Autos trotz aller Schmähungen Trumps großer Beliebtheit unter den Amerikanern erfreuen: Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gönnten sich die Menschen in keinem anderen Land so viele neue Autos aus Deutschland wie US-Bürger. Der US-Präsident könnte gelassen sein, wenn er sich all die Fakten zu Gemüte führen würde. Doch die deutschen Autobauer regen ihn auf. Trump betrachtet in dem Zusammenhang Amerika fast wie ein Kind als großes Sparschwein, aus dem sich jeder klauend bediene.

    Wer das bizarre Sparschwein-Bild zu Ende denkt, kann zum Schluss kommen, heimische Auto-Produzenten wie der Volkswagen-Konzern, Mercedes und BMW verübten Diebstahl an Amerika und würden zu Handels-Ungleichgewichten zwischen den USA und Deutschland maßgeblich beitragen. Nach der Trump-Vergeltungs-Philosophie gehören die deutschen Fahrzeug-Produzenten bestraft, auch wenn US-Verbraucher deren Autos den heimischen fahrbaren Untersätzen vor allem wegen deutscher Qualität vielfach vorziehen.

    Der US-Präsident ignoriert Gesetze der Marktwirtschaft und setzt auf Trump-Wirtschaft, die auf den Prinzipien marktverzerrender Zölle und Bedrohungen gründet. Wie in Aussicht gestellt, kündigte er einen 25-prozentigen Aufschlag auf alle Auto-Importe in die USA an – vom Kleinwagen bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Die zusätzlichen Zölle sollen ab 3. April einkassiert werden, sollte die EU-Spitze nicht noch einen Deal mit Trump stemmen. Vertreter der Europäischen Union ließen am Donnerstag zwar verlauten, Gegen-Maßnahmen mit „maximaler Wirkung“ zu treffen, sie ließen sich aber nicht in die Karten schauen, nannten also keine Details.

    Der von den USA angezettelte Handelskrieg nimmt Fahrt auf

    Deutsche Autobauer halten sich derweil vorerst mit Stellungnahmen zurück. So nimmt der von den USA angezettelte Handelskrieg mit der EU Fahrt auf, wobei die Europäer Trump eine Steilvorlage geliefert haben: Schließlich fordert die EU bislang zehn Prozent auf Importe von US-Autos ein, während es umgekehrt für normale Fahrzeuge nur 2,5 Prozent sind. Amerika will Europa bei den Zöllen nun mit Vollgas überholen.

    Was hat das für Folgen für die deutsche Wirtschaft? Unsere Redaktion hat mit führenden Ökonomen gesprochen. So ist Ifo-Präsident Clemens Fuest überzeugt: „Die Zölle treffen mit dem Auto das wichtigste Exportgut Deutschlands.“ Das sei für sich genommen eine große Belastung für die deutsche Wirtschaft. Der Ökonom warnt: „Zusätzliche Gefahren drohen, wenn es jetzt zu einer Eskalation des Handelskrieges kommt.“ Dabei rät Fuest der EU-Spitze um Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen, mit den USA das Gespräch zu suchen, um die US-Regierung zur Rücknahme der Zölle zu bewegen. Der Ifo-Chef glaubt: „Ohne einen gewissen Gegendruck wird das aber nicht funktionieren.“ Deshalb müsse die EU glaubwürdig mit Gegenmaßnahmen drohen.

    DIW-Präsident Fratzscher gibt Entwarnung für Deutschland

    Doch wo soll Brüssel ansetzen? Fuest hat eine Idee: „Das könnte beispielsweise die Ankündigung einer Digitalsteuer sein, die US-Unternehmen hart treffen würde.“ Dabei stellt sich die Frage, wie negativ sich die Auto-Zölle auf die ohnehin darbende deutsche Wirtschaft auswirken. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), gibt Entwarnung: „Die US-Zölle auf Autos dürften unmittelbar nur begrenzt Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft als Ganzes haben, da sie die Exporte deutscher Autos nur geringfügig reduzieren dürften.“

    Demnach würde Trump Deutschland nicht in dem Maße schaden, wie er sich das wohl erträumt. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung, hat für unsere Redaktion den Trump-Zoll-Effekt berechnet: Demnach könnte das 0,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes kosten. Auch der österreichische Ökonom gibt zumindest teilweise Entwarnung: „In der ersten Trump-Administration wären die Schäden höher gewesen.“ Denn in der Zwischenzeit sei die deutsche Autoindustrie vorbereitet. Das gilt aus Sicht Felbermayrs nicht für ebenfalls von den US-Zöllen betroffene Länder wie Mexiko und Kanada: „Sie werden besonders leiden, mit gesamtwirtschaftlichen Produktionsrückgängen zwischen 0,6 und 1,8 Prozent.“

    Dabei wird die Zollkeule Trumps auf Amerika zurückschlagen. Felbermayr rechnet mit einem kurzfristigen Inflationsschub von etwa einem Prozentpunkt für das Land. Der Ökonom macht den EU-Verantwortlichen einen Vorschlag: Sie sollen sich mit anderen angegriffenen Ländern wie Mexiko, Kanada, Japan und Südkorea zusammentun. Denn diese Staaten importieren wenige Autos aus den USA, dafür aber umso mehr digitale Dienstleistungen. Felbermayr versichert: „In dem Bereich können sie die USA am empfindlichsten treffen.“

    Experte Heinemann: Trump erreicht Ziel blühender Landschaften nicht

    Professor Friedrich Heinemann, Experte des ZEW-Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, sieht den US-Präsidenten mit seiner Zoll-Politik auf der Verlierer-Straße: „Trump wird sein Ziel der blühenden Landschaften mit dieser Politik nicht erreichen.“ In Europa dürften nach Einschätzung des Ökonomen umgekehrt die Preise für Pkw fallen, weil das Überangebot hierzulande steigt. Heinemann empfiehlt von der Leyen: „Brüssel ist gut beraten, eher mit Nadelstichen zu reagieren als mit einer breiten Eskalation.“ Also eher piksen als mit der Keule draufhauen.

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