Bei Auto Frey in Gersthofen ist an diesem späten Freitagnachmittag nicht mehr viel los. In Kfz-Werkstätten geht es morgens bereits früh zur Sache. Und jetzt ist dann bald Wochenende. Soweit so üblich. Das Rolltor ist noch nicht heruntergelassen, aber die kleine Halle ist schon aufgeräumt. Rechts das übliche Klemmbrett mit den Aufträgen, links die Spezialwerkzeuge, es riecht nach Motorenöl. Am Diagnosestand ist ein silberner MX3 aufgebockt. Wem auch immer der Wagen gehört, sein Fahrer hat es geschafft.
Wer eine Diagnose für sein Auto haben will, gar eine Inspektion oder auch nur einen kleinen Checkup, der braucht im Freistaat immer mehr Geduld. Nicht unbedingt in der Werkstatt von Joachim Frey, denn so sagt der Chef, bei ihm geht es noch vergleichsweise schnell. Aber auch er sagt: „Vier Wochen für einen Termin müssen Sie einplanen. Das kann auch mal schneller gehen.“ Oder, wenn es ganz dringend ist, auch gleich. Aber: „Grundsätzlich haben sich die Zeiten geändert. Das hat sich in den vergangenen zehn Jahren so eingeschlichen.“
4000 Beschäftigte an Streik in Kfz-Werkstätten beteiligt
„Das“ ist der Fachkräftemangel, der sich auch in der bayerischen Kfz-Branche immer massiver auswirkt. 7000 Betriebe, rund 80 Prozent der Firmen haben unter zehn Angestellte, insgesamt sind es im Freistaat rund 140.000 Angestellte. Es könnten viel mehr sein, wenn es denn Personal gäbe. Weil das aber immer massiver fehlt, verlängern sich die Wartezeiten für die Kundschaft. Und obendrauf kommt in Bayern gerade noch die ungelöste Tarifauseinandersetzung mit Warnstreiks. Insgesamt beteiligten sich laut IG Metall in Bayern zuletzt insgesamt rund 4000 Beschäftigte daran. Unabhängig davon, wer sich am Ende durchsetzt, der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes oder die Arbeitnehmervertreter, sorgen die Arbeitsniederlegungen natürlich nicht dafür, dass Kunden ihre Autos schneller wieder abholen können.
Falls sie überhaupt einen Termin bekommen. Beim Fiat-Autohaus Huber in Gersthofen muss die Kundschaft heutzutage auch mehr Zeit einplanen. Und das liegt nicht am Chef. Alois Huber ist Fachverbandsvorsitzender Handel und Obermeister der Kfz-Innung Schwaben. Er betreibt Werkstatt und Handel ganz klassisch gemeinsam mit seinem Bruder. Seit 1989 ist er in der Verantwortung, rund 25 Angestellte beschäftigen die beiden. Und auch Huber sagt: „Der Fachkräftemangel, den wir in vielen Werkstätten spüren, hat zur Folge, dass schnell anstehende Reparaturen nicht mehr geleistet werden können. Es entstehen Wartezeiten von drei bis sechs Wochen.“
Autowerkstätten: Im Freistaat fehlen rund 10.000 Fachkräfte
Was zumindest aus Kundensicht nicht hilft, ist eine zentrale Forderung der IG Metall. Sie will auch in Bayern erreichen, dass Angestellte in den Kfz-Werkstätten ab Anfang des nächsten Jahres die Möglichkeit bekommen, Teile ihres Gehaltes in zusätzliche Freizeit umzuwandeln. Das können bis zu fünf Tage im Jahr sein. In Niedersachsen, wo es bereits einen Pilotabschluss gibt, gilt das ab 2026. Die Bezüge steigen im Juli um 2,3 Prozent und 2026 um weitere 3,3 Prozent. In Bayern ist man bisher nicht so weit. Die Fronten scheinen verhärtet:
Günter Friedl, Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes sagt: „Die Arbeitgeberseite wäre bereit gewesen, einen Abschluss analog der bereits in mehreren Bundesländern erzielten Tarifabschlüsse von 5,6 Prozent Entgelterhöhung und einer Entlastungskomponente mitzutragen“, sagt der Münchener, der selbst einen Betrieb führt. Ihm sei es völlig unverständlich, warum die IG Metall auf Verzögerung setze und eine zügige Entgelterhöhung weiter blockiere.
Der IG-Metall-Verhandlungsführer Bojidar Beremski sieht das ganz anders. Er sagt: „Unseren Mitgliedern in den Betrieben ist es enorm wichtig, die Wahloption zwischen mehr Geld oder mehr Zeit auf Basis einer neuen jährlichen Einmalzahlung zu bekommen. Das wäre eine echte Entlastung und Wertschätzung angesichts der zunehmenden Arbeitsbelastung in den Werkstätten und Autohäusern.“ Die IG Metall will den Job damit auch für junge Leute attraktiver machen und zumindest erreichen, dass eine solche Wahloption über eine freiwillige Betriebsvereinbarung möglich wird. Im Gegenzug wäre sie bereit, die Quote für 40-Stunden-Arbeitsverträge zu erhöhen. Nächste Woche könnte weiterverhandelt werden.

Die Kunden umerziehen? Fiat-Händler Huber aus Gersthofen ist skeptisch
Fiat-Händler Huber aus Gersthofen sieht es so: „Die Kunden stehen von Montagfrüh bis Freitagnachmittag vor der Tür. Denen will geholfen werden. Ob wir die umerziehen können, sodass sie künftig nur noch an vier Tagen die Woche bedient werden, bezweifle ich.“ Er gönne jedem seiner Angestellten die Freizeit, darum gehe es nicht, aber jeder Betrieb sei doch an der Kapazitätsgrenze. „Ob das also der richtige Weg ist, halte ich für sehr fraglich.“
Der Kraftfahrzeugewerberbverband schätzt, dass allein in Bayern rund 10.000 Fachkräfte fehlen. Der Mangel dürfte größer werden. Zumal es auch Nachwuchssorgen gibt. Immer mehr Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss. Huber sagt es so: „Wir haben einen anspruchsvollen Beruf. Wir können nicht mehr jeden einstellen, der nur weiß, dass ein Rad rund ist.“ Und wenn jemand fertig ausgebildet sei, kaufe diesen oftmals die Industrie weg.

Ich habe leider keine gute Meinung von den Fachwerkstätten, wo eine Stunde Arbeitszeit in etwa einem Tageslohn entspricht und bevorzuge freie Autowerkstätten, die komischer Weise weitaus preiswerter, aber deshalb auch nicht qualitativ schlechter arbeiten. Was in allen Bereichen der Dienstleistung fehlt, ist die Möglichkeit, angelernte Kräfte mit geringer Qualifikation für einfache Routinearbeiten zum gesetzlichen Mindestlohn einzustellen.
Betreiben Sie mal eine Werkstatt mit Pacht, Heizung,Strom, Löhnen und zahlen dann noch Steuern. Von den 100€/h kann sich der Unternehmer grade mal 3-4 € Gewinn einstecken. Wenn überhaupt. Nebenbei muss er teure Spezialwerkzeuge und Software der Hersteller kaufen, sonst verliert er den Status und bekommt schlechtere Einkaufspreise. Angelernte Kräfte im Betrieb mit Meisterzwang? Um Gottes Willen! Wer in dem Gewerbe nicht weiss was die "Knastscheiben" sind, gehört auch auf keinen Fall auf solche Fahrzeuge losgelassen. Ein Auto ist gefährlicher als ein Panzer, nach 50 Schuss ist bei dem Schluß, mit einem Auto kann man viel mehr Menschen umbringen. Sagte mir mein Meister damals. Es wollen oder müssen die jungen Leute halt heute nur noch akademische Büroberufe erlernen, jedoch hat das Handwerk schon immer goldenen Boden gehabt und wird ihn haben. Warum denn mit 400 Bewerbern sich um eine Stelle prügeln und sich im Assessmentcenter abschätzen lassen?
Mir kommen die Tränen!! Anscheinend gibt es so viele Werkstätten weil sich es nicht lohnt eine aufzumachen???😒😒
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