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Arbeitsmarkt: Flüchtlinge als Fachkräfte: Kann das funktionieren?

Arbeitsmarkt

Flüchtlinge als Fachkräfte: Kann das funktionieren?

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    In Deutschland fehlen so viele Fachkräfte wie lange nicht – auch im Handwerk und im technischen Bereich. Flüchtlinge könnten helfen, den Mangel auszugleichen, schätzen Experten.
    In Deutschland fehlen so viele Fachkräfte wie lange nicht – auch im Handwerk und im technischen Bereich. Flüchtlinge könnten helfen, den Mangel auszugleichen, schätzen Experten. Foto: Sven Hoppe/dpa

    In Deutschland fehlen so viele Fachkräfte in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen wie seit drei Jahren nicht mehr. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen den Unternehmen in den MINT-Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik 164.400 Arbeitskräfte. Um dem Problem zu begegnen, sehen die Wissenschaftler vor allem eine Lösung: erhöhte Zuwanderung.

    Flüchtlinge sollen helfen Mangel in technischen Berufen auszugleichen

    Dabei spricht der am Donnerstag in Berlin vorgestellte Report vor allem Menschen aus Indien, Polen, Russland oder Spanien an. Allein durch die Zuwanderung der vergangenen zwei Jahre arbeiten mehr als 35.000 sogenannte qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland in Deutschland. Damit die Zahl schneller steigt, fordern die Wissenschaftler die Einführung einer elektronischen Akte in den Ausländerbehörden. Sie soll die Datenverarbeitung beschleunigen. „Drei Monate will kein qualifizierter Zuwanderer warten. Das ist keine Willkommenskultur“, sagte Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der MINT-Initiative.

    Auch Flüchtlinge könnten dabei helfen, den Fachkräftemangel abzumildern. Allerdings gehen die Wissenschaftler von einem geringen Effekt durch Asylbewerber aus, da sie in der Regel „geringere Sprachkenntnisse als andere Zuwanderer“ haben. Zudem haben nach Angaben der Wissenschaftler 71 Prozent der Flüchtlinge weder ein Studium noch eine Berufsausbildung.

    Die Politik müsse deswegen verstärkt in deren Bildung und Ausbildung investieren. Allein für schulpflichtige Flüchtlinge benötige man 30.000 zusätzliche Lehrer. In mathematischen oder naturwissenschaftlichen Fächern sei der Mangel besonders groß, sagt Sattelberger. Dabei seien 19.000 Lehrer auf Arbeitssuche, auch pensionierte Lehrer könnten „reaktiviert“ werden.

    Schnellere Integration in Arbeitsmarkt

    In der Ausbildung brauchen junge Flüchtlinge mit guten Asylchancen nach Aussagen der Wissenschaftler feste Zusagen: Wer in einem Betrieb ausgebildet oder übernommen wird, sollte in Deutschland bleiben dürfen. Das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet damit, dass so knapp 15.000 Beschäftigte für den MINT-Bereich gewonnen werden können. Die Zahl beziehe sich auf dieses Jahr.

    Das Institut kritisierte in seinem Bericht auch das Handwerk: Es schlug eine verkürzte Lehrzeit von ein oder zwei Jahren vor, damit junge Menschen schneller auf den Arbeitsmarkt drängen können. Besonders mit Einführung der „Rente mit 63“ sei der Nachwuchs gefragt. Denn innerhalb eines halben Jahres traten 10.000 Menschen aus MINT-Bereichen in den Ruhestand. Weil die geburtenstarken Jahrgänge an das Rentenalter heranrücken, soll sich die Situation bald weiter verschärfen.

    Das Problem zeigt sich vor allem in den neuen Bundesländern. So sind in Brandenburg 21 Prozent der Beschäftigten über 55 Jahre alt. In Bayern ist die Situation mit etwa 14 Prozent entspannter. Außerdem ziehen die alten Bundesländer einen Großteil der ausländischen Fachkräfte an.

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