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Niedersachsen: Notarzt gerufen: Schüler leiden unter Schulsport bei Hitze

Niedersachsen

Notarzt gerufen: Schüler leiden unter Schulsport bei Hitze

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    Schulsport bei Hitze endete an einer Schule in Niedersachsen mit einem Rettungseinsatz. (Symbolfoto)
    Schulsport bei Hitze endete an einer Schule in Niedersachsen mit einem Rettungseinsatz. (Symbolfoto) Foto: Silvio Wyszengrad

    Es ist Mitte September, doch die Hitze lässt noch nicht nach. Das haben nun auch Schüler einer sechsten Klasse in Niedersachsen schmerzlich erfahren müssen, wie die Polizei berichtet. Ihr Lehrer schickte sie - trotz sehr warmer Temperaturen - zum Lauftraining ins Stadion. Die Schulsport-Einheit endete nicht gut: Zwar gingen die Schüler bereits am Morgen auf die Strecke, doch auch war es bereit so heiß, dass am Ende der Rettungswagen kommen musste.

    Schulsport bei Hitze: Schwindel und Unwohlsein

    Was noch zur Hitze dazu kam: Mehrere Schüler sollen nicht genug getrunken und manche nichts zum Frühstück gegessen haben.

    Das Lauftraining nahm ein jähes Ende, als mehrere Schüler über Unwohlsein und Schwindelanfälle klagten. Daraufhin brach der Lehrer den Schulsport ab, kehrte mit der Klasse zum Gymnasium zurück - und wartete auf den alarmierten Rettungsdienst.

    Der rückte mit fünf Krankenwagen und zwei Notärzten an, um die Schüler nach dem Schulsport zu behandeln. Die Diagnose der Sanitäter: eine beginnende Dehydrierung bei manchen Schülern.

    Ausschlaggebend war wohl die Kombination aus Hitze, Sport - und zu wenig Flüssigkeit beziehungsweise ein fehlendes Frühstück. Für die Körper der Teenager war das am Morgen zu anstrengend.

    Tipps bei Hitze von Meteorologe Dominik Jung

    Den Tag im Einkaufszentrum verbringen, denn die haben meist eine Klimaanlage!

    Leichte Kost zu sich nehmen und keine fettigen Sachen.

    In der Sonne eine Kopfbedeckung tragen!

    Wer nicht auf seinen Outdoor- Sport verzichten möchte, der sollte seine Aktivitäten in die frühen Morgenstunden legen, dann ist es am kühlsten! Bitte nicht am Abend joggen gehen, denn dann ist es noch sehr heiß. Die Höchstwerte werden derzeit erst zwischen 17 und 18 Uhr erreicht!

    Wohnungen morgens ganz früh durchlüften, dann die Rollläden runter- sofern man welche hat!

    Viel trinken ist bei hohen Temperaturen wichtig.

    Im Freibad oder am Badesee Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor benutzen.

    Wenn man im Freibad oder am Badesee ist, nicht aus der prallen Sonne heraus mit heißem Körper ins Wasser springen. Den Körper langsam an das kühle Nass gewöhnen!

    Die pralle Mittagssonne meiden. Gerade in mitten in der Sonne ist es oftmals noch sehr viel heißer!

    Darauf achten, dass auch alte Menschen und Kinder viel trinken!

    Nach Schulsport in Hitze: Elfjährige kommt in Klinik

    Nachdem Sanitäter die Schüler versorgt hatten, holten die Eltern ihre Sprösslinge ab. Für eine elfjährige Schülerin ging es vorsorglich in eine Klinik - sie fühlte sich nach dem folgenreichen Lauftrainings besonders schlecht.

    Mehr zum Thema Hitze

    Der Fall in Niedersachsen zeigt, wie gefährlich Sport bei Hitze sein kann - und, dass es auch im September noch warm werden kann. Wir beantworten deswegen die wichtigsten Fragen zum Thema "Hitzefrei in Schulen".

    Hitzefrei in Schulen im September - gab es das schon mal?

    Ja, zum Beispiel vor fast 30 Jahren in Baden-Württemberg. Dort hatten Tausende Schüler bei Temperaturen um die 30 Grad sogar noch später im Jahr Hitzefrei, nämlich am 18. September 1987. Dagegen sagt Swantje Klapper, Direktorin des Gymnasiums in der Wedemark bei Hannover: "Das ist erstmalig, dass wir im Herbst Hitzefrei geben."

    Das Thermometer zeigt 32 Grad im Schatten, muss es jetzt für Schüler hitzefrei geben?

    Nein, einen Anspruch darauf hat kein Kind. Die Regelungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, die Schulleitungen haben großen Spielraum. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise heißt es im Gesetz: "Anhaltspunkt ist eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius, bei weniger als 25 Grad ist Hitzefrei nicht zulässig." Das Kultusministerium in Bayern betont, die Entscheidung liege in der Verantwortung der Schulleitungen. Die Schülerbeförderung nach Hause dürfe aber durch einen früheres Unterrichtsende nicht gefährdet sein.

    Müssen alle Kinder einer Schule gleich behandelt werden?

    Oft bekommen nur die jüngeren Schüler frei, die älteren müssen weiter schwitzen, weil sie als belastbarer gelten und außerdem schon mal lernen sollen, dass es im Arbeitsleben auch kaum Hitzefrei gibt. Die Teenies machen ihrem Ärger derzeit viel in sozialen Netzwerken Luft: "Dieser Moment, wenn durchgesagt wird, dass für alle Mittelstufenschüler hitzefrei ist, aber du seit dreieinhalb Wochen Oberstufenschüler bist ...".

    Wenn die Schulen schon früher dicht machen, müsste es dann nicht auch Hitzefrei in Kitas geben?

    Aus medizinischer Sicht nicht unbedingt, meint Kai-Peter Schubert, Oberarzt im Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover. Für Eltern wäre das auch noch schwerer abzupuffern als bei einem Schulkind. Mediziner Schubert meint: "Kitas haben viel mehr die Möglichkeit, mit den Kindern Ort und Aktivitäten zu variieren."

    Macht Hitzefrei aus medizinischer Sicht überhaupt Sinn für Kinder?

    "Das hängt von dem Umständen vor Ort ab", sagt Mediziner Schubert. "Es sollte dafür gesorgt werden, dass die Schüler genügend trinken und die Klassenräume dauerhaft gut gelüftet werden. Beim Sport sollten nicht Belastungstests in praller Sonne gemacht werden."

    dpa/sh/AZ

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