Schon in den vergangenen Wochen hatte Angela Merkel all seine Angriffe ins Leere laufen lassen. Auch am Sonntagabend setzte sie auf ihr bewährtes Rezept: Gut vorbereitet sein, nicht provozieren lassen. Schulz tat sich schwer damit. Der SPD-Kandidat attackierte, wo er konnte. Zu aggressiv wollte er aber auch nicht wirken. Und gerade in der Flüchtlingsfrage – dem heikelsten Punkt für Merkel – lieferte er keinen überzeugenden Gegenentwurf zur Ich-bereue-nichts-Kanzlerin. Sie appellierte an die Menschlichkeit. Was sollte er dem entgegensetzen?
Schulz wusste, wenn er beim emotionalsten Thema dieses Wahlkampfes nicht punktet, hat er keine Chance. Bei seinen Angriffen klang er dann aber eher wie der CSU-Chef und nicht wie der SPD-Kanzlerkandidat. Mit seiner klaren Kante gegen Erdogan zum Beispiel sprach er sicher vielen aus der Seele. Glaubwürdig wirkte das aber nicht, zumal auch er am Flüchtlingspakt mit der Türkei festhalten will. Schulz hat viel versucht, um die Kanzlerin an ihrem wunden Punkt zu treffen. Es blieb beim Versuch.