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"Paradise Papers": Steueroasen kosten Deutschland jedes Jahr 17 Milliarden Euro

"Paradise Papers"

Steueroasen kosten Deutschland jedes Jahr 17 Milliarden Euro

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    Bei den "Paradise Papers" geht es der "SZ" zufolge um Millionen Dokumente zu Briefkastenfirmen von einer Anwaltskanzlei auf den Bermudas und einer Firma in Singapur.
    Bei den "Paradise Papers" geht es der "SZ" zufolge um Millionen Dokumente zu Briefkastenfirmen von einer Anwaltskanzlei auf den Bermudas und einer Firma in Singapur. Foto: Horst Ossinger/Illustration (dpa)

    Wie die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Berechnungen des französischen Wirtschaftswissenschaftlers Gabriel Zucman berichtete, entgeht der EU insgesamt ein Fünftel ihrer Einnahmen aus Unternehmensteuern durch solche Steuertricks - insgesamt 60 Milliarden Euro pro Jahr. Deutschland sei besonders betroffen.

    Zucmans Rechnungen basieren dem Bericht zufolge auf öffentlich zugänglichen Daten. Deutschland verliert demnach von allen untersuchten Ländern am meisten Geld durch die Nutzung von Steueroasen. Die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer könnten demnach 32 Prozent höher liegen als bislang. In Frankreich liegt der Wert laut Zucman bei 25 Prozent, in Großbritannien bei 20 Prozent. Zwei Drittel der möglichen Steuereinnahmen verliert Deutschland laut dem Bericht durch Steueroasen in der EU, beispielsweise durch die Niederlande, Irland oder Luxemburg.

    "Paradise Papers" folgen auf "Panama Papers"

    Rund anderthalb Jahre nach den "Panama Papers" waren durch ein neues Datenleck am Sonntag die Steuertricks von Politikern, Konzernen und Superreichen in aller Welt offengelegt worden. Die "Paradise Papers" zeigen unter anderem, wie beispielsweise der Sportartikelhersteller Nike mithilfe der Kanzlei Appleby bei der Steuervermeidung vorgeht: Laut der SZ nutzt Nike dafür die für US-Konzerne attraktiven Gesetze in den Niederlanden. Wenn Kunden in einem deutschen Nike-Store Schuhe kaufen, fließen die Erlöse demnach ins Nachbarland.

    Zucman sieht in dem System auch ein grundsätzliches Problem: Steueroasen befeuerten die Ungleichheit in der Welt, weil die Reichsten Milliarden vor den Finanzämtern versteckten. "Nur vermögende Menschen können es sich leisten, Steuern aufwändig zu vermeiden", sagte Zucman der SZ. Der Gegenwert von zehn Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts wird nach seinen Berechnungen von Superreichen in Steueroasen geparkt.

    Den Schaden tragen die Normalverdiener, wie Zucman sagte: "Werden den Industrienationen Abgaben entzogen, müssen diese die Mittel anderswo besorgen. Meist sind es Angestellte und Arbeiter, die deshalb höhere Steuern zahlen müssen."

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