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Wohnen: Die Miete wird immer mehr zum großen Schuldenrisiko

Wohnen

Die Miete wird immer mehr zum großen Schuldenrisiko

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    Die explodierenden Mieten, Wohnungs- und Hauspreise werden für Deutschland zunehmend zum Problem.
    Die explodierenden Mieten, Wohnungs- und Hauspreise werden für Deutschland zunehmend zum Problem. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolfoto)

    Die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt wird immer häufiger zum Thema für Schuldnerberater. Für viele Mieter steige das Risiko, sich finanziell zu übernehmen. Selbst Haushalte mit mittlerem Einkommen könnten angesichts gestiegener Wohnkosten vielerorts kaum noch Rücklagen bilden für unvorhergesehene Rechnungen oder Reparaturen, teilte die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung mit.

    „Die hohen Wohnkosten selbst sind ein Überschuldungsrisiko“, sagte Geschäftsführerin Ines Moers. „Und Menschen, die ohnehin Schulden haben, sind ganz besonders benachteiligt.“

    Immer mehr Menschen in Deutschland sind überschuldet

    Tatsächlich steigt die Zahl der überschuldeten Deutschen seit 2014 kontinuierlich. Im Jahr 2018 waren 6,9 Millionen Menschen über 18 Jahren betroffen – darunter sind zunehmend Ältere und Frauen. „Für die Bezieher kleiner Einkommen in Ballungszentren sind die Wohnkosten kaum zu tragen und ein Einfallstor für Überschuldung“, warnt auch Michael Bretz von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die regelmäßig den Schuldner-Atlas veröffentlicht.

    Besonders gefährlich könne das werden, wenn sich die wirtschaftliche Situation im Land eintrübe. Schon heute haben laut einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung etwa 1,3 Millionen Haushalte in deutschen Großstädten nach Abzug der Miete nur ein Resteinkommen unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze zur Verfügung.

    Immer häufiger geben Deutsche die Hälfte ihres Einkommens für Miete aus

    Im Schnitt geben die Deutschen fast 30 Prozent des Einkommens für Wohnkosten aus – für Fachleute ist das bereits eine kritische Schwelle. Immer häufiger werde sogar die 50-Prozent-Marke überschritten. „Da kann man sich ausrechnen, was noch zum Leben übrig bleibt“, sagt Ulrich Ropertz, Chef des Deutschen Mieterbundes. „Die hohen Mieten sind für viele Haushalte schlicht nicht mehr bezahlbar.“

    Betroffen seien vor allem jene Haushalte, die knapp über dem Niveau von Hartz IV liegen und keine Transferleistungen beziehen. „Aber das reicht dann auch ganz schnell in die Mittelschicht hinein“, sagt der Mietexperte. Die Politik reagiere zu langsam auf das Problem. Zwar werde jetzt das Wohngeld für Bedürftige erhöht, doch damit laufe man dem Thema nur hinterher.

    „Verbal ist das Thema in der Politik angekommen, aber es passiert zu wenig“, kritisiert Ropertz. Auch die Verlängerung der Mietpreisbremse, wie von Justizministerin Katarina Barley vorgeschlagen, könne nur ein Ansatz von vielen sein. Ropertz fordert eine Begrenzung des Preisanstiegs nach Modernisierungen. „Solange es kein breiteres Angebot an Wohnraum gibt, kann man eben immer nur mit dem Mietrecht reagieren“, sagt er unserer Redaktion.

    In München kostet der Quadratmeter im Schnitt 18,10 Euro

    Mit Quadratmeterpreisen von im Schnitt 18,10 Euro befinden sich die Mieten in München 138 Prozent über dem Bundesmittel von 7,60 Euro. 13,90 Euro pro Quadratmeter kostet in Frankfurt eine Wohnung, in Augsburg sind es 7,27 Euro pro Quadratmeter und Monat.

    Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW teilt die Sorgen der Schuldnerberater nicht. „Für unsere Wohnungsunternehmen können wir diese Aussage so nicht bestätigen“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Branchenverbandes. Im Gegenteil: „Die rund 3000 im GdW organisierten Wohnungsunternehmen haben im Jahr 2017 erneut einen Rückgang bei den Mietschulden verzeichnet.“

    Diese seien um 9,6 Prozent auf 372 Millionen Euro gesunken. Für Michael Bretz von Creditreform ist das allerdings kein Argument. Die Menschen würden um jeden Preis versuchen, ihre Mieten zu zahlen und lieber an anderer Stelle sparen, da mit einer Zwangsräumung der soziale Abstieg drohe. „Dafür wird auch noch der letzte Cent zusammengekratzt“, sagt Bretz.

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