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Temperaturrekord: 42,6 Grad: So heiß wie gestern war es in Deutschland noch nie

Temperaturrekord

42,6 Grad: So heiß wie gestern war es in Deutschland noch nie

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    Eine neue Hitzewelle bringt Deutschland in dieser Woche mit rekordverdächtigen Temperaturen zum Schwitzen.
    Eine neue Hitzewelle bringt Deutschland in dieser Woche mit rekordverdächtigen Temperaturen zum Schwitzen. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Ein Hitzerekord jagt den nächsten. Zum ersten Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde am Donnerstag die 42-Grad-Marke geknackt: Lingen in Niedersachsen meldete nach vorläufigen Daten den Spitzenwert von 42,6 Grad. Dieser Wert müsse aber noch abschließend überprüft werden, betonte ein Sprecher des Deutschen Wetterdiensts (DWD) am Abend.

    Zuvor hatten sich die Rekordmeldungen überschlagen. Nachdem in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch mit 40,5 Grad ein neuer Höchstwert gemessen worden war, registrierte der DWD schon einen Tag später weitere Rekordtemperaturen: Zuerst in Bonn-Roleber 40,7 Grad - bis das dann von Lingen mehrfach übertroffen wurde. Um 17 Uhr zeigte das Thermometer dort 42,6 Grad an. So heiß war es seit dem Jahr 1881 in Deutschland noch nie.

    An 25 Messstationen betrugen die Temperaturen am Donnerstag 40 Grad oder mehr, an 15 Stationen wurden Werte gemessen, die den von 2015 bis Mittwoch geltenden deutschen Allzeitrekord von 40,3 Grad im unterfränkischen Kitzingen überschritten.

    Bislang hielt Kitzingen in Unterfranken den deutschen Hitzerekord

    Jahrelang hatte das unterfränkische Kitzingen den schwitzenden Spitzenplatz mit der bisherigen Höchstmarke von 40,3 Grad gehalten. Dieser bislang historische Spitzenwert war im Sommer 2015 gleich zweimal gemessen worden - und schmolz nun angesichts der aktuellen Hitzewelle dahin.

    Doch auch an anderen Orten, an denen es keine Rekordwerte gab, wurde kräftig geschwitzt. Temperaturen unter 30 Grad waren am Donnerstag demnach nur an der Ost- und Nordseeküste oder auf den Bergen oberhalb von 1000 Metern zu finden. Die kommenden Tage bleibt es laut DWD mit teilweise knapp 40 Grad sehr warm, der Höhepunkt der Hitzewelle ist demnach aber wohl überschritten.

    Während sich angesichts der hohen Temperaturen viele Menschen zur Abkühlung in Freibäder, Seen und ans Meer stürzten, hat die Hitze auch ernstere Folgen für die Natur - und das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen: Das AKW knapp 60 Kilometer südwestlich von Hannover soll wegen der steigenden Wesertemperatur voraussichtlich am Freitag abgeschaltet werden. Dann werde für das Flusswasser die kritische Temperaturgrenze von 26 Grad erwartet, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums. Das Wasser der Weser wird zur Kühlung des Atommeilers genutzt und anschließend wieder in den Fluss geleitet.

    Sportler bekamen die hohen Temperaturen ebenfalls zu spüren. Das erste Testspiel von Fußball-Bundesligist Hertha BSC im Trainingslager in Österreich sollte wegen der Hitze am Donnerstagnachmittag um eine Stunde nach hinten verschoben werden. Fußball-Bundesligist SC Paderborn sagte wegen der Hitze sein Nachmittagstraining gleich ganz ab.

    Politiker fordern, auf häufigere Hitzewellen zu reagieren

    Die neuen Rekordtemperaturen lösten außerdem eine Diskussion über das Leben mit häufigen Hitzewellen aus. So forderten die Grünen ein "Recht auf Homeoffice" für Büroangestellte und ein "Recht auf Hitzefrei" für Arbeitnehmer mit Freiluftberufen. Die Klimakrise sei eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, heißt es in einem "Hitzeaktionsplan" der Partei, über den Spiegel online berichtete. Das Recht auf Arbeit von Zuhause solle demnach für alle Beschäftigten gelten, "sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen". Der Gewerkschaftsbund DGB schlug vor, bei Sommerhitze - wie bei schlechtem Wetter im Winter - einen Ausgleich für Arbeitszwangspausen zu zahlen.

    Um die heißen Sommertage in Großstädten erträglicher zu gestalten, könnte außerdem ein Blick in die Trickkiste anderer Länder helfen. So sorgen derzeit ungewöhnlich weiße Bahnschienen für Verwirrung bei Reisenden - das Weiß ist ein Hitzeschutz, das die Schienentemperatur senken soll. In Italien gibt es weiße Schienen schon länger, seit kurzem auch in der Schweiz. Nun wurden im bayerischen Würzburg Straßenbahnschienen weiß getüncht.

    Die hohen Temperaturen haben derzeit auch andere Länder Europas im Griff. In Paris wurde ein neuer Hitzerekord gemessen. Mit mehr als 42 Grad war es in der französischen Hauptstadt am Donnerstag so heiß wie nie zuvor seit Beginn der Temperaturaufzeichnung, wie der Wetterdienst France Météo mitteilte. Die Niederlande registrierten erstmals seit 75 Jahren mehr als 40 Grad. Und in Großbritannien gehen die Meteorologen davon aus, dass die Temperaturen am Donnerstag auf über 39 Grad steigen könnten - das wäre ebenfalls ein Rekord.

    In vielen südeuropäischen Urlaubsorten ist es dagegen derzeit sogar kühler als in Deutschland: Etwa in Athen betrug die Lufttemperatur um 12 Uhr 30,9 Grad, auf Ibiza 30,0 und in Lissabon gerade einmal 26,5 Grad. (dpa/AZ)

    Lesen Sie dazu auch: Hitzerekord in Deutschland: So hoch waren die Temperaturen in der Region

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