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Verkehr: Ladesäulen und Zulassungszahlen: Wo stehen wir bei E-Autos?

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Ladesäulen und Zulassungszahlen: Wo stehen wir bei E-Autos?

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    Bis 2030 sollen eine Million Ladesäulen in Deutschland stehen. Bisher sind es 21.000.
    Bis 2030 sollen eine Million Ladesäulen in Deutschland stehen. Bisher sind es 21.000. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Eine Million E-Autos wollte die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 auf die Straße bringen. Von diesem Ziel ist Deutschland allerdings weit entfernt. Zählt man den Bestand an Autos in Deutschland, stehen in den Garagen zwar mehr als 58 Millionen Wagen, allerdings sind gerade einmal knapp 223.000 Elektro-Autos oder sogenannte Plug-in-Hybride, also Wagen, die mit einer Mischung aus Kraftstoff und Strom fahren. Das entspricht nicht einmal einem Viertel des ausgegebenen Ziels. Und das knapp zwei Monate, bevor die Million hätte geknackt werden sollen.

    Damit bis 2030 sieben Millionen E-Autos unterwegs sind, müssten jedes Jahr 616.000 E-Autos neuzugelassen werden

    Dass das so kommen würde, hat auch die Bundesregierung schon lange erkannt und im Vorhinein mitgeteilt, dass sie ihr selbstgestecktes Ziel verfehlen wird. Stattdessen hat sie im Koalitionsvertrag eine neue Vereinbarung festgeschrieben: Bis 2030 sollen sieben Millionen E-Autos in Deutschland zugelassen sein. Das ist schon alleine deshalb notwendig, damit die Bundesregierung ihre Klimaziele im Verkehrssektor einhalten kann.

    Heruntergebrochen heißt das aber: In den kommenden elf Jahren müssen insgesamt fast 6,8 Millionen neue E-Autos zugelassen werden. Das wären 616.000 E-Autos im Jahr. Bisher ist Deutschland von diesem Ziel meilenweit entfernt. Vergangenes Jahr wurden etwas mehr als 166.000 reine Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride zugelassen. Also ein Sechstel dessen, was erreicht werden müsste. Die Zahlen steigen zwar, aber bei weitem nicht so rasant, wie sie steigen müssten.

    So viele E-Autos gibt es bislang in Bayern

    Im Vergleich mit anderen Bundesländern steht Bayern zwar relativ gut da: Hier waren zum 1. Juli 2019 47.115 E-Autos und Plug-in-Hybride zugelassen. Nur Nordrhein-Westfalen kommt auf mehr Elektro-Autos (50.413). Eine wirklich positive Nachricht für die E-Mobilität ist das aber nicht, denn auch in Bayern fahren deutlich mehr Menschen Diesel oder Benziner, wie die unten stehende Grafik zeigt. 

    Um den Verkauf von E-Autos zu beschleunigen, haben Bundesregierung und Auto-Industrie bei ihrem Gipfeltreffen nun beschlossen, die Förderung für E-Autos weiter laufen zu lassen. Nun gibt es bis 2025 - statt wie bisher geplant bis 2020 - einen Zuschuss, wenn sich ein Kunde für den Kauf eines E-Autos oder eines Plug-ins entscheidet. Es ist schon die zweite Verlängerung der Kaufprämie innerhalb kurzer Zeit, denn offenbar ist die Nachfrage nicht besonders hoch. Dazu gibt es noch diverse andere Kaufanreize. So sind E-Autos etwa von der Kfz-Steuer befreit - jedenfalls in den ersten zehn Jahren nach der Zulassung.

    Wie viele Ladesäulen für E-Autos stehen aktuell in Deutschland?

    Dazu hat die Bundesregierung zusammen mit der Autoindustrie einen Masterplan für die Ladeinfrastruktur auf den Weg gebracht. Eine Million öffentlich zugängliche Strom-Tankstellen soll es bis 2030 in ganz Deutschland geben. Momentan sind es 21.000. In den kommenden beiden Jahren sollen jeweils 50.000 Ladesäulen dazukommen. Fehlen also von 2021 bis 2030 noch 879.000 Ladepunkte - oder knapp 100.000 neugebaute Ladestationen im Jahr.

    In Bayern gibt es momentan zwischen 3000 und 3500 Stromtankstellen, sagt Guido Weißmann. Er betreut für die Initiative "Bayern innovativ" des Wirtschaftsministeriums den Bereich Elektromobilität. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft sagt sogar, dass es knapp 5000 Ladesäulen im Freistaat gibt. Bayern stehe damit im Ländervergleich relativ gut da wie auch die Karte unten zeigt. Und dennoch hofft Weißmann, dass Bayern sich bemüht, möglichst viele der eine Million Ladesäulen im Freistaat zu errichten. "Der Freistaat ist gut und sollte nicht nachlassen." 

    Was muss zuerst da sein, die Ladeinfrastruktur oder E-Auto-Fahrer?

    Vor allem im ländlichen Raum lohne es sich für Unternehmen nicht, Ladesäulen zu errichten, hat die Bundesregierung festgestellt. Deshalb will sie den Bau dort fördern, um, wie Weißmann es ausdrückt, eine "Notlade-Infrastruktur" aufzubauen. Heißt: Jeder Fahrer eines E-Autos solle auch noch mit der Restreichweite bis zu einer Stromzapfsäule kommen - egal wo er ist. Und für kommerzielle Anbieter von Ladesäulen - zum Beispiel Energieversorger - lohne es sich eben mehr, Ladesäulen an Punkten zu bauen, an denen vermutlich auch häufig E-Autos tanken werden.

    In den vergangenen Jahren Weißmann beobachtet, dass zunehmend auch Unternehmen Förderanträge für Ladepunkte gestellt hätten. Zunächst wären die Anträge vor allem von Kommunen gekommen, dann von Stadtwerken und inzwischen auch vermehrt von Hotels, Restaurants oder Einzelhändlern – wie Supermärkten. „Sie wollen ihren Kunden einen Mehrwert bieten, während sie dort sind“, sagt Weißmann.

    Für Weißmann ist es übrigens keine Frage, was zuerst da sein muss, die Ladeinfrastruktur oder Menschen, die E-Autos fahren. Das sei kein Henne-Ei-Problem. „Wer E-Autos verkaufen will, muss dafür sorgen, dass es auch Ladepunkte gibt“, sagt er. Nach und nach würde sich dann beides gegenseitig verstärken.

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