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E-Mobilität: Warum baut Musk seine Tesla-Fabrik ausgerechnet in Deutschland?

E-Mobilität

Warum baut Musk seine Tesla-Fabrik ausgerechnet in Deutschland?

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    Tesla Gründer Elon Musk will in Brandenburg eine Tesla-Fabrik errichten.
    Tesla Gründer Elon Musk will in Brandenburg eine Tesla-Fabrik errichten. Foto: Jae C. Hong, dpa

    Es war eine kleine Sensation, die Tesla-Gründer Elon Musk am Dienstagabend verkündete. Er will eine Tesla-Fabrik bauen, und zwar bei Berlin. Dort sollen Batterien, Antriebsstränge und Autos gebaut werden. Starten will Musk mit dem Model Y, einem SUV aus dem Hause Tesla. Dass Musk nach einem Standort für eine europäische Fabrik sucht, war schon länger bekannt. Bislang war über das Saarland oder Niedersachen als Standort spekuliert worden - Brandenburg hatte niemand auf dem Schirm. Also was genau heißt es jetzt, dass Tesla nach Berlin kommt? Ein Überblick.

    Was ist über die Tesla-Fabrik bei Berlin und den Plan von Elon Musk bekannt?

    Die Tesla-Giga-Fabrik soll in Brandenburg entstehen. Nach Angaben von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat das Bundesland seit fünf bis sechs Monaten mit Tesla über den Bau der Fabrik verhandelt. Musk selbst sagte nur, er wolle sie in der Nähe des neuen Berliner Flughafens BER bauen. Nach Angaben aus brandenburgischen Regierungskreisen hieß es, sie solle nach Grünheide (Kreis Oder-Spree) auf eine ausgewiesene Industriefläche kommen. Die kleine Gemeinde liegt wenige Kilometer süd-östlich von Berlin und grenzt an ein Naturschutzgebiet an, liegt aber auch an der Autobahn A10. Angeblich hatte BMW auch schon einmal den Plan gehabt, dort zu bauen.

    Zudem soll in Berlin selbst ein Entwicklungs- und Designzentrum entstehen. Wo genau das gebaut werden soll, ist aber noch offen. Insgesamt werden durch das Tesla-Werk wohl bis zu 7000 Arbeitsplätze entstehen. Dort sollen vor allem Antriebe, Batterien und auch Autos gebaut werden. Momentan möchte Musk das Model Y, einen SUV, in Brandenburg fertigen lassen. Die Fabrikhallen sollen schon 2021 in Betrieb gehen, kündigte er an.

    Musk möchte das Model Y in Brandenburg fertigen lassen.
    Musk möchte das Model Y in Brandenburg fertigen lassen. Foto: Hannes Breustedt, dpa

    Tesla-Fabrik in Deutschland: Warum ist die Entscheidung auf Brandenburg gefallen?

    Die deutsche Wirtschaftsfördergesellschaft GTAI - kurz für German Trade and Invest, die vor allem im Ausland um Investitionen in Deutschland wirbt, sagte, sie sei schon seit etwa drei Jahren in Verhandlungen mit Tesla. GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann teilte mit: "Die Entscheidung von Tesla spricht für die Attraktivität des Investitions- und Technologiestandorts  Deutschland. Die zentrale Lage ermöglicht zudem eine schnelle Expansion in  weitere EU-Märkte. "Das zeigt schon mal, dass Musk schon länger plante, sein europäisches Tesla-Werk in Deutschland zu bauen. Aber warum Brandenburg?

    Brandenburg habe den Vorteil, dass dort viel Öko-Strom produziert werde, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Woidke. "Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbare Energien in Brandenburg", sagte er. Das sei im Gespräch mit Tesla-Chef Elon Musk ein entscheidender Vorzug gewesen, betonte Woidke. "Wir verbinden hier Klimaschutz mit Wirtschaftsstärke und das muss das Signal sein in die ganze Welt." Zudem hieß es aus der Berliner Wirtschaftsverwaltung: Die Nähe zum neuen Berliner Flughafen BER sei für Tesla wichtig gewesen. Grünheide ist vom BER etwa 20 Kilometer Luftlinie entfernt. Bis zum Alexanderplatz in Berlin sind es 30 Kilometer.

    Was bedeutet die Entscheidung für die E-Mobilität in Deutschland?

    Auch die deutschen Autobauer sind ja gerade dabei, nach und nach mehr E-Autos auf den Markt zu bringen. VW etwa will in den kommenden Jahren Milliarden in den Ausbau der E-Mobilität stecken. Im Vergleich zu Tesla sind VW, BMW, Mercedes und Co. aber noch deutlich abgeschlagen. So zeigen etwa aktuelle Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg, dass Tesla bei E-Autos auch in Deutschland eindeutig der Marktführer ist. Seit Jahresbeginn wurden 9300 Tesla zugelassen. Auf Platz zwei folgt mit 8330 neuzugelassenen Autos Renault, danach kommen BMW (7957), VW (6208) und Smart (5862). Dennoch war VW-Chef Herbert Diess nicht eingeschüchtert. Im Gegenteil. Er sagte: "Wir teilen beide eine Vision."

    Die spektakulären Projekte von Elon Musk

    Tesla ist das eine. Mit der Automarke will Elon Musk die E-Mobilität in den Massenmarkt bringen. Doch der Milliardär hat noch andere Großprojekte am Laufen, die er mit missionarischem Eifer betreibt. So will er etwa mit seinem Unternehmen SpaceX nicht weniger als die Raumfahrt revolutionieren.

    Touristen zum Mond: Mithilfe von SpaceX sollten ursprünglich noch in diesem Jahr zwei Weltraumtouristen zum Mond fliegen. Zwar sind seit 2001 schon mehrere gut betuchte Reisende ins All gestartet. Eine Mondumrundung mit Raumfahrt-Amateuren gab es aber bisher nicht. Aus den aktuellen Plänen scheint jedoch vorerst nichts zu werden. Die Mission werde frühestens Mitte 2019 starten, berichtete das „Wall Street Journal“ im Juni und berief sich dabei auf Unternehmenskreise. Es gebe Probleme mit der Technik und bei der Produktion.

    Womöglich werde sich der Start sogar noch weiter nach hinten verschieben. Zugleich will Musk bereits im kommenden Jahr seine für Marsflüge gedachte Rakete testen. So soll SpaceX gerade an dem ersten Raumschiff „Big Falcon Rocket“ bauen. Mittelfristig will Musk sogar den Mars besiedeln.

    Mehrweg-Raketen: Im Dezember 2015 kehrte mit der „Falcon 9“ erstmals eine Trägerrakete nach einer Mission heil und aufrecht zum Startplatz auf die Erde zurück – ein Meilenstein der Raumfahrt. Sie hatte elf Kommunikationssatelliten im All ausgesetzt. Nach einem Zwischenfall im September 2016 wurde sie mittlerweile verbessert.

    Hyperloop: Per Unterdruck will Musk irgendwann Passagiere mit nahezu Schallgeschwindigkeit wie eine Art futuristische Rohrpost transportieren. Im August 2013 stellte er seine Pläne für Kapseln vor, die auf Luftkissen schweben. Geschätzte Kosten: bis zu 7,5 Milliarden US-Dollar.

    Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte: "Für den Autostandort Deutschland ist Musks Ankündigung eine gute Nachricht. Wettbewerb hat schon immer dafür gesorgt, besser und schneller zu werden." Er glaubt, dass der Bau von E-Autos damit in Deutschland Fahrt aufnehmen wird. Auch der Präsident des Verbands der Deutschen Automobilwirtschaft (VDA), Bernhard Mattes, bewertete die Entscheidung positiv. "Die Ankündigung von Elon Musk zeigt, wie wichtig der Automobilstandort Deutschland für den Hochlauf der Elektromobilität in Europa ist. Sollten die Pläne in einigen Jahren umgesetzt werden, bedeutet dies einen weiteren Schub für die Elektromobilität", sagte er. Ähnlich sieht es Stefanie Groll. Sie betreut den Bereich E-Mobilität für die Heinrich-Böll-Stiftung. Und auch sie ist sich sicher: "Konkurrenz belebt das Geschäft. Für den Autostandort Deutschland ist die Entscheidung sicherlich gut." Groll begrüßt auch Musks Entscheidung, die Fabrik in Brandenburg anzusiedeln. "Von den Jobs profitiert ja auch das Handwerk und der Mittelstand in dieser Region", sagt sie.

    Profitieren auch die Autozulieferer von der neuen Tesla-Fabrik?

    Die Zulieferer stecken gerade in der Krise. Das liegt unter anderem daran, dass zur Zeit weniger Autos verkauft werden. Die Autobauer brauchen also auch weniger Teile von Zulieferern. Die Krise in der Autobranche hängt aber auch mit dem Umbau der Autoindustrie zusammen. Für E-Autos werden sehr viel weniger Teile benötigt als für Diesel oder Benziner. Deshalb könnten in den kommenden Jahren in der Zuliefererbranche viele Stellen wegfallen. Nun gibt es natürlich die Hoffnung, dass die Autozulieferer von der neuen Giga-Fabrik in Brandenburg profitieren können. Ob das wirklich so kommt, ist allerdings noch offen. "Ich denke, für Tesla werden eher neue Firmen arbeiten, die etwa aus dem Software-Bereich kommen. Davon gibt es ja viele in Berlin", sagt Stefanie Groll. Zulieferer-Struktur wie es sie in Baden-Württemberg und Bayern besteht, gebe es in Brandenburg aber noch nicht, sagt Groll.

     (mit dpa)

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Deutsche Tesla-Fabrik ist eine Kampfansage an Daimler, BMW und Co.

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