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Kommentar: Joachim Löw ist nicht mehr der Richtige als Nationaltrainer

Kommentar

Joachim Löw ist nicht mehr der Richtige als Nationaltrainer

Florian Eisele
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    Ist seine Zeit abgelaufen? Joachim Löw schaut auf seine Uhr während des Trainings.
    Ist seine Zeit abgelaufen? Joachim Löw schaut auf seine Uhr während des Trainings. Foto: Daniel Gonzales Acuna, dpa

    An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert: Eine Übermannschaft war es nicht, gegen die die deutsche Nationalmannschaft am Dienstagabend eine historische Klatsche einstecken musste. Spaniens Nationalelf verlor Mitte Oktober 0:1 gegen die biederen Ukrainer, kam am Samstag gegen die Schweiz auch nur zu einem 1:1. Und gegen Deutschland? Gab es eben jenes 6:0, das auch locker noch höher hätte ausfallen können.

    Die höchste Länderspielpleite seit fast 90 Jahren ist die deutlichste in der Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw - und sie offenbarte schonungslos alle Schwachstellen der DFB-Elf. Die kombinationsstarken und ballsicheren Spanier entblößten die ohnehin schon wackelige deutsche Abwehr ein ums andere Mal. Spieler wie Jonathan Tah, der in Leverkusen auf der Bank sitzt, oder der unerfahrene Robin Koch kamen dabei sichtlich an ihre Grenzen. Der zum Abwehrchef auserkorene Matthias Ginter konnte auch nichts bewirken.

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    Zu sagen, dass die DFB-Elf offensiv nicht zur Entfaltung kam, wäre noch glatt untertrieben. Der einzig gefährliche Torschuss war ein Lattentreffer von Serge Gnabry Mitte der zweiten Halbzeit - es war eine Einzelleistung des gefrusteten Münchners.

    Die leeren Zuschauerränge offenbarten aber noch ein anderes, vielleicht sogar das zentrale Problem der Nationalmannschaft: Während die Mikrofone der TV-Teams fast permanent spanische Kommandos übermittelten, war die deutsche Mannschaft fast komplett stumm. Dabei wäre Kommunikation gerade bei einer Mannschaft, die in dieser Konstellation noch nicht so gespielt hat, wichtig gewesen.

    Bundestrainer Joachim Löw zeigt sich bei Kritik dünnhäutig

    Zwei Jahre nach dem Debakel bei der WM 2018 macht es nicht den Anschein, als ob es Bundestrainer Joachim Löw gelungen ist, den Neuanfang zu vollziehen. Die DFB-Auswahl wirkt führungslos, konzeptlos, kraftlos. Und der Bundestrainer, der ihre Ausrichtung zu verantworten hat, wirkt wie ein Autofahrer, der sich hoffnungslos verfahren hat, aber zu stolz ist, jemanden nach dem Weg zu fragen. Auf Kritik reagiert Löw immer dünnhäutiger, sprach neulich davon, "über den Dingen zu stehen". Von der Reue, die er im Sommer 2018 gezeigt hatte ("Das war fast schon arrogant“) ist nichts mehr zu verspüren.

    Löw hat einige alte Zöpfe abgeschnitten - die drei prominentesten tragen Namen, die jetzt immer öfter genannt werden: Hummels, Boateng, Müller. Sportlich wäre jeder Einzelne von ihnen, vor allem aber der sportlich überragende Kommunikator Müller, eine Verstärkung. Es sieht nicht danach aus, als ob die drei unter Löw eine neue Chance bekommen werden.

    Nach Niederlage gegen Spanien: Joachim Löw sollte als Bundestrainer gehen

    Dabei gehört der älteste Zopf Löw selbst, der seit 14 Jahren als Cheftrainer arbeitet. In dieser Zeit ist eine komplette Spielergeneration in die Nationalmannschaft eingestiegen - und wurde ersetzt, als sie ihren sportlichen Höhepunkt überschritten hatte. Das ist der Lauf der sportlichen Dinge. Es sieht so aus, als ob Löw, dessen frühere Leistungen unstrittig sind, selbst diesen Zenit ebenfalls schon längst überschritten hat. Wenn es etwas Gutes an der Blamage gegen Spanien gibt, dann diese klare Erkenntnis: Löw ist nicht mehr der Richtige als Nationaltrainer und sollte seinen Posten räumen.

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