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Kommentar: Wie schön wäre es, wenn Facebook und Co. dauerhaft verschwinden würden?

Kommentar

Wie schön wäre es, wenn Facebook und Co. dauerhaft verschwinden würden?

Florian Eisele
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    Facebook-Chef Mark Zuckerberg gerät immer wieder in die Kritik.
    Facebook-Chef Mark Zuckerberg gerät immer wieder in die Kritik. Foto: Jim Watson, afp (Archivbild)

    Das vorab: Ja, viele Menschen und Unternehmer haben unter dem siebenstündigen Ausfall von Facebook, WhatsApp und Instagram gelitten, weil ihnen finanzielle Einbußen entstanden sind. Einbußen, die es deshalb gibt, weil ihr Geschäftsmodell massiv von der Datenkrake Facebook abhängig ist. Sie alle dürften aufgeatmet haben, als die Dienste wieder verfügbar waren. Hoffentlich haben einige der Unternehmerinnen und Unternehmer aber den Entschluss gefasst, sich künftig weniger abhängig von einem Konzern zu machen, der es offenbar nicht nur mit Fake News, organisiertem Hass und Datenschutz, sondern auch mit seiner eigenen IT-Umgebung nicht so genau nimmt.

    So mancher hat die digitale Stille aber genossen: Sieben Stunden lang waren die Social-Media-Kanäle von Facebook und Instagram offline. Das bedeutet: Sieben Stunden ohne die nur halbherzig sanktionierte Verbreitung von Hass und Fake News bei Facebook. Sieben Stunden ohne die toxische Atmosphäre bei Instagram, die vor allem bei Jugendlichen Belastungsstörungen bis hin zu Depressionen erzeugen kann.

    Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen während eines CBS-Interviews.
    Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen während eines CBS-Interviews. Foto: Robert Fortunato/CBS News/60 Minutes/AP/dpa

    Eine Facebook-Studie belegt, wie gefährlich Instagram für Teenager ist

    Wie die Whistleblowerin und ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen kürzlich publik machte, weiß man auch in der Firmenzentrale sehr wohl um diese Problematik. Eine interne Untersuchung hat ergeben, dass die scheinbar heile Welt auf Instagram bei Teenagern die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper verstärkt. Mögliche Folgen sind Essstörungen und Depressionen. Einer US-Studie zufolge hat sich die Selbstmordrate bei weiblichen Teenagern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren seit dem Einzug von Smartphones und Social Media in etwa verdreifacht.

    Die Reaktion von Facebook: halb so wild. Der Konzern wollte stattdessen eine Instagram-Version für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren starten, musste "Instagram Kids" aber nun zunächst einmal auf Eis legen. Auf Instagram dürfen Influencerinnen und Influencer dem oft jugendlichen Publikum weiterhin ihre perfekte Welt vorgaukeln. Diese besteht aus Körperkult, Fitnessvideos und Oberflächlichkeiten, garniert mit falschen Rollenbildern. Gemessen wird in der Währung Likes: Wer mehr hat, ist mehr wert. Und wer keine hat, ist eben weniger wert. Es ist ein 24-stündiger Konkurrenzdruck - und das ist nicht die beste Voraussetzung für pubertierende Teenager.

    Facebook lehnt es ab, die Verantwortung für seine teils gefährlichen Produkte wahrzunehmen

    Insofern: Was für ein Segen wäre es gewesen, wenn Instagram und Facebook einfach nicht mehr online gegangen wären? Alternativen zu WhatsApp gibt es auch jetzt schon genug - und diese Messenger-Dienste werden nicht alle von einem Konzern angeboten, dessen Ware die Informationen über seine User sind.

    Facebook lehnt es ab, die Verantwortung für seine teils gefährlichen Produkte wahrzunehmen. Diese sind jetzt wieder online. Vielleicht ziehen nun aber einige User die Konsequenz aus einer Firmenpolitik, die im Wesentlichen von Profitgier und Sorglosigkeit geprägt ist.

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