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Gerhard Schröder: Putin-Freund wird zum Problem der SPD

Krieg in der Ukraine

Putin-Freund Gerhard Schröder wird zum Problemgenossen der SPD

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    Zwei Freunde und ein grausiges Problem: Einer der beiden überfällt gerade die Ukraine. Gerhard Schröder und Wladimir Putin.
    Zwei Freunde und ein grausiges Problem: Einer der beiden überfällt gerade die Ukraine. Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Foto: Alexei Druzhinin, AP/dpa (Archivbild)

    Mitarbeiter seines Bundestagsbüros, das ehemaligen Kanzlern zusteht, schämen sich für die Halsstarrigkeit ihres Chefs. Sie gehen. Zuerst hatte am Dienstag das Medienportal Pioneer die Geschichte vermeldet, die für den amtierenden Kanzler Olaf Scholz delikat ist.

    Denn laut Pioneer hat Schröders Büroleiter und langjähriger Redenschreiber Albrecht Funk ein Rückkehrrecht in das Kanzleramt. Diese Personalie ließe sich noch leicht lösen, indem Scholz Funk einfach einen Schreibtisch in die Regierungszentrale stellt und Papiere verfassen lässt. Misslich ist für den Kanzler, dass er dem Bericht zufolge entscheiden muss, ob sein Parteifreund, Ex-Chef und Staatsmann neue Mitarbeiter bekommt oder nicht.

    CSU fordert Schließung von Schröders Büro

    Die Fahnenflucht bei Schröder ist für die Opposition ein gefundenes Fressen. "Die Büromitarbeiter zeigen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine mehr Rückgrat als Herr Schröder“, sagte der CSU-Finanzpolitiker Sebastian Brehm. Er verlangte von Scholz, dem Alt-Kanzler und Gas-Lobbyisten das Büro zuzumachen. "Es ist angesichts der Haltung Schröders im Krieg gegen die Ukraine jetzt der richtige Zeitpunkt, dessen Altkanzler-Büro aufzulösen.“

    Die SPD-Chefs Saskia Esken und Lars Klingbeil drängen ihren Problem-Genossen, auf die Mandate zu verzichten. Der 77-Jährige begründet sein Festhalten damit, dass trotz des Einmarschs in die Ukraine nicht alle Verbindungen nach Russland abgebrochen werden dürften. Der Druck auf die Parteispitze wächst mit jedem Tag, an dem der Krieg weitergeht. Im Internet werden erste Forderungen laut, Schröder aus der SPD zu schmeißen. Es wäre eine unerhörte Begebenheit.

    Die Genossen haben aber nicht nur Schröder, der in den letzten Jahren in fester Treue zu Präsident Wladimir Putin stand, sondern eine ganze Riege Parteipromis, die sich jetzt in Erklärungsnot winden. Da sind zum Beispiel die Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (Brandenburg) und Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern). Schwesig hat zwar das Schweriner Schloss in den blau-gelben Farben der Ukraine anstrahlen lassen, verurteilte den Angriff, sagt aber dennoch: "Ich weiß, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger ein friedliches Zusammenleben mit all unseren Nachbarn im Ostseeraum wünschen. Auch mit Russland."

    Eine Klimastiftung für Erdgas

    Die 47-Jährige hat die Landtagswahl im vergangenen Jahr mit einem starken Ergebnis geholt und galt als Frau der Zukunft in der SPD. Doch das war vor dem russischen Angriff. Ihre Russlandfreundschaft könnte unangenehm an ihr hängen bleiben. Sie hatte extra eine von Gazprom gesponserte öffentliche Klimastiftung gegründet. Geleitet hat sie ihr Vorgänger, Erwin Sellering. Auch er ist natürlich in der SPD. Ziel der Stiftung war es, dass die umstrittene und die seit Jahren von Sanktionen bedrohte Gasröhre Nord Stream 2 irgendwie in Betrieb gehen kann. Das russische Gas sollte im Küstenort Lubmin ankommen. Mittlerweile liegen Stiftung und Pipeline auf Eis.

    Der Brandenburger Woidke erklärte im Landtag mit belegter Stimme und Tränen in den Augen, dass er sich geirrt hat, falsch lag. "Ich bin tief enttäuscht“, gab er zu und rief Putin auf, den Angriff zu beenden. Wenige Tage vor dem Losschlagen der Russen war es für ihn noch eine "gute Nachricht", dass die große Raffinerie im brandenburgischen Schwedt vollständig in russischen Besitz übergegangen ist. In Schwedt an der Oder endet eine Öl-Pipeline, die russisches Erdöl nach Westen bringt. Sie heißt Druschba, zu deutsch Freundschaft.

    Woidkes Vorgänger Matthias Platzeck kümmerte sich in den vergangenen Jahren als Vorsitzender des deutsch-russischen Forums intensiv um diese Druschba. "Nennen Sie es blauäugig, nennen Sie es naiv. (...) Damit muss ich leben", zeigte sich der frühere SPD-Vorsitzende geknickt. Einen Feldzug Putins hielt er für undenkbar.

    Schröder, Schwesig, Woidke, Platzeck haben sich historisch geirrt. Die vier aktiven und ehemaligen Spitzengenossen sind damit nicht alleine in ihrer Partei. Über Ex-SPD-Chef und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und den früheren Partei-Vize Ralf Stegner haben wir noch gar nicht gesprochen. Matthias Platzeck ist mittlerweile als Vorsitzender des deutsch-russischen Forums zurückgetreten.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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