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Kommentar: Das blutige Geld der Saudis und der Golfsport: Wenn Moral egal ist

Kommentar

Das blutige Geld der Saudis und der Golfsport: Wenn Moral egal ist

Florian Eisele
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    Feiert bei der umstrittenen LIV-Serie sein Comeback: Phil Mickelson.
    Feiert bei der umstrittenen LIV-Serie sein Comeback: Phil Mickelson. Foto: Matt York/AP, dpa

    Das Wochenende in London hat sich für den südafrikanischen Golf-Profi Charl Schwartzel gelohnt: Insgesamt fast fünf Millionen US-Dollar hat der 37-Jährige für seine Siege im Einzel und Team-Wettbewerb erhalten. Niemals gab es ein Turnier mit höheren Preisgeldern – und zugleich gab es wohl noch nie einen Wettbewerb, der derart umstritten war wie die LIV-Tour. Schwartzel gab an, nicht darüber nachzudenken, woher das Geld kommt – und befindet sich innerhalb der neuen Tour-Serie in bester Gesellschaft. Die Antworten auf Fragen wie diese wären weniger angenehm: Sponsor der Tour ist ein Investmentfond, dessen Vorsitzender Saudi-Arabiens faktischer Herrscher, Kronprinz Mohammed bin Salman, ist.

    Das arabische Land hat über den Fonds in den vergangenen Jahren viel Geld in Sportveranstaltungen gesteckt: 400 Millionen US-Dollar waren den Fondsmanagern die Mehrheit beim englischen Fußball-Erstligisten Newcastle United wert, 600 Millionen US-Dollar wurden dafür lockergemacht, damit die Formel 1 Station in Jeddah macht. Die Dimensionen beim Golf sprengen aber alles: Rund zwei Milliarden US-Dollar wendete das Land für die neue Serie auf. Die Motivation des Landes, das für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen steht, scheint klar: Über prestigeträchtiges Sport-Investment soll "das blutgetränkte Image" (so Amnesty International) verbessert werden – Sportswashing eben.

    Der Australier Greg Norman ist CEO der LIV Golf Tour.
    Der Australier Greg Norman ist CEO der LIV Golf Tour. Foto: Dave Hunt, dpa

    Bemerkenswert bei der LIV Tour ist die Gleichgültigkeit, mit der die Protagonisten auf die problematische Geldquelle reagieren. Spieler und Organisatoren der Tour üben sich in einem Dreiklang aus Verharmlosen, Abschwächen und Schutzbehauptungen. Golf-Legende Greg Norman etwa ist als CEO das Gesicht der Tour.

    Greg Norman über den Mord an Kaschoggi: "Wir machen alle Fehler"

    Als er auf den nachweislich von Saudi-Arabien in Auftrag gegebenen Mord an Dschamal Kaschoggi angesprochen wurde, antwortete der 67-Jährige: "Sehen Sie, wir haben alle Fehler gemacht und wollen nun aus ihnen lernen." Phil Mickelson, der ebenfalls bei der LIV Tour startet, zählte sogar auf: "Wir wissen, dass die Saudis Kaschoggi getötet haben, eine erschreckende Bilanz bei Menschenrechten haben und Leute umbringen, weil sie homosexuell sind." Dass er dennoch das Geld dieses Staates nehmen wolle, begründete er damit, dass "LIV Golf viel Gutes für den Sport tun wird".

    Bislang hat LIV vor allem Gutes für die Kasse seiner Protagonisten getan. Und dabei wird es bleiben.

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