Der große Auflauf im Kraken-Auge
Minister, Bauarbeiter, Abgeordnete tischweise, Polizeibeamte, Landräte und Bürgermeister zu Hauf, Manager von Baufirmen, Mediengetümmel in Berliner Dimension - was für ein Auflauf: Das Verkehrs-Herz des Wittelsbacher Landes am Schnittpunkt von A 8 und B 300 stand gestern Vormittag aber nicht vor dem Infarkt - die Eröffnung eines deutschlandweiten Pionierprojekts und Meilensteins für den Landkreis war vom privaten Betreiber Autobahnplus verkehrslogistisch natürlich bestens vorbereitet. Shuttle-Busse brachten rund 400 Gäste vom Parkplatz an der früheren Autobahnraststätte hinüber ins "Auge" des Dasinger Kreisverkehrs (bekannt als "Krake" in die neue Autobahnmeisterei. Dort standen die Gäste gedrängt in der Halle, wo eigentlich die Winterdienstfahrzeuge untergebracht sind. Die waren gestern eh unterwegs, um Neuschnee und Eis von der 52 Kilometer langen Konzessionsstrecke zwischen Augsburg-West und Eschenrieder Spange zur räumen.
37 Kilometer davon sind nagelneu, sogar früher als vereinbart, und in nur dreieinhalb Jahren ausgebaut worden. Die Eröffnung des ersten privat finanzierten Ausbaus einer Autobahn in Deutschland galt es gestern zu feiern und von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer über Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bis zum Präsidenten der Autobahndirektion Südbayern Paul Lichtenwald prasselte das Lob in der geheizten Halle warm auf Tom Soreq und seine Mitarbeiter von Autobahnplus herab. Die Redner waren sich einig: eine tolle Leistung und ein Erfolgsmodell. So schnell hätte der Staat die Vorkriegsautobahn nie in eine moderne, sichere, sechsspurige Magistrale ausbauen können. In den rund dreieinhalb Jahren Bauzeit seien für 250 Millionen Euro im Schnitt jeden Tag 50 Meter Autobahn entstanden, die Baufahrzeuge hätten zusammen 40 Mal die Erde umrundet und mit dem verbauten Beton (500 000 Kubikmeter) hätte auch ein über 1000 Meter hoher Wolkenkratzer errichtet werden können, rechnete der Technische Geschäftsführer Soreq vor. Noch ein paar Zahlen: 60 Brücken wurden gebaut, die Betonfläche entspricht rund 150 Fußballfeldern, bis zu 500 Facharbeiter waren Tag und sehr oft auch in der Nacht im Einsatz. Bei der eigentlichen Verkehrsfreigabe der A 8 wurde es dann frostig, aber nicht gefährlich. Die fand selbstverständlich im Betriebshof und nicht auf der Autobahn statt. Dort sollen die Verkehrsteilnehmer unfallfrei unterwegs sein, wünschten der Dasinger Pfarrer Manfred Bauer und seine evangelische Kollegin, Pastorin Andrea Dreher aus Friedberg, bei der kirchlichen Segnung. Dann wurde ein Lastwagen mit Minister Ramsauer auf dem Beifahrersitz symbolisch zu einer Kraken-Runde auf den Weg geschickt. "Als Müllermeister habe ich den Zweier, aber ich überlasse das Steuer lieber einem Profi", ließ sich der Minister übrigens nicht vom Autobahnchef Lichtenwald hochnehmen, ob er denn nicht selber fahren wolle.
Ganz zum Schluss wurde es noch ein wenig pathetisch im Herzen des Landkreises. Die rund 20 Musiker von der staatlichen "Konkurrenz" (Blaskapelle der Autobahndirektion Südbayern) stimmten Nationalhymne und Bayernlied an. Vor allem Berufspolitiker und sangeskräftige Kommunalpolitiker wie stellvertretender Landrat und Chorleiter Rupert Reitberger stimmten ein. Ein Teil der Gäste blieb noch zum bayerischen Mittagessen (Spanferkel) mit bayerischer Stimmungsmusik in der Betriebshalle. So schnell, wie er am Morgen entstanden war, so schnell löste er sich dann auch wieder auf - der große Auflauf im Kraken-Auge. "Bayern Seite 5
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